Zitate von Waldemar Bonsels

Die Liebe ist eine überwertliche, in die Vergänglichkeit einbrechende, unvergängliche Wirklichkeit.

Der Tod öffnet der dahinscheidenden Seele nicht die Tore zur Hölle und Verdammnis, sondern er schließt sie hinter ihr.

Das Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens wächst in den Seelen im gleichen Maße, als in ihnen die Vorstellung vom Wesen der Liebe entstellt worden ist.

Die Wunden, die ein junges Herz empfängt, vernarben nur bei armseligen Charakteren zu toten Stellen. Bei starken Naturen werden sie zu fruchtbarem Grund.

Alle sinnlichen Genüsse regen bei edlen Naturen den Geist an. Bei unedlen Naturen jagen sie ihn davon.

Wenn du von kalt und warm sprichst, so weisst du, was böse und gut bedeutet, und wenn du an lau denkst, so begreifst du vielleicht, was schlecht ist.

Die neue Generation ist der Meinung, daß sie freier lebt als die alte. Das ist ein Irrtum. Wir bekamen unsere Prügel von den Eltern. Die Jungen beziehen sie direkt vom Leben.

Das Kreuz ist den Menschen der letzten Jahrtausende als Marterpfahl der Hinrichtung bekannt und als Wahrzeichen der Opferbereitschaft. Nur wenige haben darin das uralte Zeichen des Treffpunkts erkannt, an welchem die von oben einbrechende Liebesordnung den Weg der Weltgesetze überschneidet.

Alle Menschen nennen sich einsam, und vielleicht sind sie es auch, jeder nach dem Maß seines Anspruchs, seiner Beschaffenheit und seines Wertes, aber wahrhafte Einsamkeit empfinden doch nur diejenigen, die niemals aufgehört haben, an die Verbrüderung aller Menschen zu glauben.

Wir sind Menschen! Es gibt nichts Größeres. Wir sind es nicht zu unserer Entschuldigung, sondern zu unserem ewigen Ruhm.

Wer glaubt, sich im Streben Erlösung zu sichern oder die innere Freiheit, erweist damit nur, daß er nicht erkannt hat, was Erlösung ist. Es hat sich mit dieser irrtümlichen Auffassung die Meinung zum sittlichen Lebensgesetz erhoben, daß nur der tätige Mensch sich zu vollenden vermöchte.

Die Liebe ist nicht imstande, von Wohltaten, Dank oder Güte zu leben. Sie lebt nur von Liebe.

Das beste Buch ist aber das, welches dem Leser seinen eigenen Reichtum fühlbar macht.

Alle großangelegten Seelen erleben ihr Schicksal nicht durch Wandelbarkeit, sondern durch ihre Beharrlichkeit, nicht durch die gefällige Gunst einer Abkehr, sondern durch den Eigensinn ihrer Scharfsinnigkeit.

Es wird ein jeder so leicht oder so schwer sterben, als seiner Natur das Leben geworden ist, und wer das eine verstanden hat, wird auch das andere können.

Das Wissen ist einer Brille zu vergleichen, die der inneren Schaukraft niemals genau anzupassen ist. Deshalb liegt dem Satan soviel daran, daß die Meinung Verbreitung finde, Wissen sei Macht.

Es ist nicht wahr, dass man seine Zeit Verpassen kann. Für den, der in Wahrheit etwas zu sagen hat, ist es immer Zeit.

Ein Mensch irrt in den entscheidenden Dingen seines Lebens entweder immer oder nie.

Kunst entsteht nicht aus der Mühe, sondern aus der Fülle. Der Künstler ringt nicht mit seinem Werk, sondern mit dem, was ihn daran hindert.

Wenn wir keine Zugeständnisse machen, so können wir wohl zugrunde gehen, aber niemals verderben. Das Kompromiss verdirbt uns, die laue Mitte.

Leid mag zur Absage an das Vergängliche führen, aber es führt deshalb noch nicht zur Zusage an das Unvergängliche.