Zitate von Wilhelm Vogel
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Nach außen einig und geschlossen, – den inneren Zwiespalt auszufüllen, bleibt dir immer noch Zeit.
Tiefer Seelenschmerz gipfelt in der Sehnsucht nach dem Tode – doch bedeutet Tod Erlösung?
Wenn wir Menschen uns stets erinnern würden, wie sehr wir mit dem Tode zu rechnen hätten und wie mannigfacher Gestalt er uns oft zur Seite geht, wir würden schaudernd und bebend sie Augen schließen und das Leben hassen.
Daran erkennst Du die Größe des echten Glücks wie des schwersten Leids, daß es Dich wahr und ehrlich macht.
Derjenige, der für sich am meisten Freiheit beansprucht, möchte sie am liebsten seinem Nächststehenden entziehen.
Glaube dich nie vergessen! Wenn man dich braucht, stellt sich die Erinnerung mit Riesenschritten bei Dir ein.
Die Zukunft ist eine Frau, von deren Lockungen wir uns mit jedem Tage mehr versprechen, und deren Anziehungskraft, trotz der vielen nicht eingelösten Versprechen, bis zum Tode anhält.
Es gibt Menschen, deren ganzes Leben aus Genießen besteht – und die doch keinen Genuß vom Leben haben.
Was die Freundschaft von der Liebe scheidet, ist der Egoismus, ohne welchen die letztere zu leben aufhört.
Als Unparteiischer sieht man am besten, wie unlogisch man in seinem Urteil wird, wenn man mit Gewalt das Recht auf seine Seite bringen will.
Der verbissenen Not, die lieber schweigend sich verkriecht, um nicht zum Gespött zu werden, ist auch nicht bange vor dem Tod.
„Tod oder Leben“ – „Untergang oder Sieg“ heißt das Losungswort, das das Schicksal willig macht.
Der beste Helfer des Arztes wie des Kranken ist das Zutrauen. – Und welches ist schließlich der eigentliche Kern eines jeden Zutrauens? – Selbsttäuschung.
Man ahnt wohl die Gefahr, aber glücklicherweise nie den Tod, weil keiner seine Stunde für gekommen sieht.
Das Weh, das wir anderen bereiten, fällt früher oder später auf uns selbst zurück… Dabei kommt der Ausgleich oft viel rascher als man denkt.
Der kategorische Imperativ der Not ist der schnelllste Lehrmeister und der sicherste Führer.
Enttäuschungen bedeuten inneres Wachstum, sagen Stoiker in gelassener Ruhe – daß sie aber die Herzen hart machen, verschweigen sie geflissentlich.
Das Materielle wird stets in Fragen, wo das Fortkommen des Einzelnen bedroht ist, über das Ideale siegen, denn Gold – Gold – klingendes Gold bietet so mannigfachen Ersatz für verlorene und begrabene Ideale.
Spreche so wenig wie möglich mit anderen über dein innerstes Empfinden, willst du nicht, daß sie deine Stimmungen ausnutzen.
Mit keinen sonstigen Begriffen des Lebens wird soviel Mißbrauch getrieben wie mit denen der Freundschaft und Liebe.
Das Leben gleicht einem Strome, dessen Ursprung wir nie ergründen und dessen mündenden Wassern wir nicht in die unbekannten Regionen, wo sie dem Meere des ewigen Seins zufließen, folgen können.
Es gibt zwei Urgewalten, die über jeder menschlichen Berechnung stehen, die jede Kette menschlicher Kraft sprengen und menschlichem Wollen spotten: Werden und Vergehen.
Der Reichtum, der keine Wünsche mehr offen läßt, kann sich selbst an der Sonne nicht mehr freuen.
Zu den Schwachen nimmt das Glück den „Übermut“ zum Begleiter; zu den Mittelstarken die „Härte“ und zu den Starken „Ernst, Milde mit echtem stählernem Weiterstreben für die Zukunft“.
Selbst Prinzipien müssen sich dem Laufe der Zeit anpassen, sollen sie nicht zu Hindernissen werden.
Die am meisten nach Anerkennung ihrer Arbeit streben, versagen sie ihrem Nächsten am ersten.
Des Lebens Erhabenheit zeigt sich erst im Kampfe und in der Rettung seines inneren Ichs.
Die Sehnsucht nach Liebe ist für manchen eine größere Triebfeder als ihm die Liebe, wenn er sie genießen könnte, sein würde.
Die großen Sprecher übersehen in dem stillen, nicht in die Rede eingreifenden Zuhörer, den minutiösen Kritiker.
Mut und Kraft zur Schaffensfreude wird einem erst voll und ganz, wenn unsere Leistungen Anerkennung finden.
Es ist unrecht und falsch, dem Glück das Prädikat „launisch“ und „unbeständig“ anzuhängen. Nicht das Glück… wir sind es, die täglich unseren Begriff von Glück wechseln und ändern.
Der beste Erzieher ist jeder sich selbst, und den Weg zur Erziehung weist uns die Erfahrung.