Berthold Auerbach Zitate
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Das Beste, womit ein Menschenherz sich erfüllt und erquickt, ist Mutterliebe. Alle Liebe der Menschen muß erworben, erobert und verdient, über Hindernisse erkämpft und bewahrt werden; die Mutterliebe allein hat man immer, unerworben, unverdient und alle Zeit bereit.
Berthold AuerbachNicht alle Blumen duften uns, vielleicht haben aber Schmetterlinge und Bienen feinere Nasen als wir Menschen.
Berthold AuerbachEine Beleidigung stößt man so leicht heraus, und ein Reuebekenntnis wird so schwer. Ist es nicht gerade ein Zeichen von der Schlechtigkeit der Menschennatur, daß man ein unbedacht begangenes Unrecht so schwer ausgleicht! Drum sei auf deiner Hut.
Berthold AuerbachDer Trauernde ist ein Kranker. Man wird leicht gegen einen Trauernden wie gegen einen Kranken unwillig und ungerecht.
Berthold AuerbachWo die eigene Kraft dich verläßt und zur Neige ist, wo du nicht mehr fassen, wirken und schaffen kannst, da fügen sich die Hände still in einander, und dieses Sinnbild spricht: ich kann nicht mehr, waltet ihr, ihr ewigen Mächte!
Berthold AuerbachDie Juden sind die Kinder des Mitleids, sie verstehen Leid zu tragen, zu lindern, weit besser, als Freude zu schaffen; die Erinnerung vergangener Gedrücktheit macht sie verständnisvoll für alles Leiden.
Berthold AuerbachDie Wahrhaftigkeit ist jene Mutter Erde, auf der feststehend der ringende Geist nicht zu besiegen und niederzuwerfen ist.
Berthold AuerbachDie in die Hauskultur gebrachte Henne gackert lange, wenn sie ein Ei legt, der Vogel im Walde macht keinen Lärm davon.
Berthold AuerbachEs gibt Menschen, die sich auch innerlich so kleiden, wie es die Mode erheischt.
Berthold AuerbachGeist und Vernunft sind Vater und Mutter des bewußten Menschen. Was man erkennt, muß man auch bekennen.
Berthold AuerbachFür einen Vater, dessen Kind stirbt, stirbt die Zukunft. Für ein Kind, dessen Eltern sterben, stirbt die Vergangenheit.
Berthold AuerbachDie widerwärtigste Menschengattung ist der reservierte Philister; er lächelt zu allem, was gesagt wird; er weiß alles besser, was zu geschehen hat; er kompromittiert aber seine Stellung und seinen Verstand nie.
Berthold AuerbachIch denke aus mir selber, darum bin ich – Ich. So mag für nachfolgende Blätter „cogito ergo sum“ übersetzt sein. Aber was bin ich? Wer kann sagen, was aus ihm selber stammt, und was er unbewußt überkommen und nur in sich aus- und umgebildet hat? Der Vater ist auch Kind.
Berthold AuerbachEs gibt Gefahren, denen zu entfliehen nicht Feigheit ist, sondern höchster Mut, die Kraft, sich selbst zu besiegen.
Berthold AuerbachEs gibt ein Abbrechen des Gesprächs, bei dem man das Gefühl hat, als ob man sich nicht ordentlich abgetrocknet hat nach dem Waschen.
Berthold AuerbachViele Menschen sind oft am stolzesten auf Ereignisse und Gedanken, die ihnen im Laufe der Zeit erwuchsen und bereden dann sich und Andere, daß dies ihre ursprüngliche, genau berechnete Absicht war.
Berthold AuerbachDie höchste Aufgabe der Bildung ist aber die Erziehung zur Pflicht, zur Erfüllung des Gesetzes, das wir in der Erkenntnis finden.
Berthold AuerbachSolange der Baum in Blüthen steht, braucht er keine Stütze, wohl aber wenn er Früchte trägt.
Berthold AuerbachGeld erwerben erfordert Klugheit; Geld bewahren erfordert eine gewisse Weisheit. Und Geld schön auszugeben ist eine Kunst.
Berthold AuerbachVon allen Qualen, die den Menschen heimsuchen können, ist die Selbstverachtung die höchste, freilich nur für ein ehrlich Gemüt, denn die zahllosen anderen kommen nie dazu, sich selbst die volle Wahrheit zu gestehen.
Berthold AuerbachEs heißt schon Gutes tun, wenn man andern gestattet, gut gegen uns zu sein.
Berthold AuerbachDie Edeltanne behält in hohes Alter hinein eine weiche Rinde. Es gibt auch Menschen so.
Berthold AuerbachAch, man sollte mitten in den Sorgen um das Große, das Vaterland, keine persönlichen Kümmernisse haben. Aber wem ist das gegeben? Das große Leid ist eben ein vielfach geteiltes und muß immer auch ein persönliches sein.
Berthold AuerbachMusik wäscht die Seele vom Staub des Alltags rein.
Berthold AuerbachMit Gleichgesinnten kann man über das Wie streiten. Was soll aber eine Zurechtsetzung mit Menschen einer ganz anderen Weltanschauung? Ich kann nicht bekehren und nicht bekehrt werden.
Berthold AuerbachDie Ascetik der Kirche betrachtet das Leben aus dem Gesichtspunkte des Todes, die freie, thatenfrohe Erkenntniss dagegen aus dem Gesichtspunkt des heiteren Schaffens.
Berthold AuerbachÜber aller Gerechtigkeit und aller Verpflichtung steht die Liebe, die den Geliebten und das eigene Selbst der reinen Entfaltung ihres Wesens zuführt.
Berthold AuerbachHeimisch in der Welt wird man nur durch Arbeit. Wer nicht arbeitet, ist heimatlos.
Berthold AuerbachDas normale oder normgebende Genie hat mit dem anormalen, das als Wahnsinn erscheint, das gemein, daß es genetisch nicht nachweisbar, sondern meteorartig erscheint.
Berthold AuerbachMan muß freie, einfache Gedanken des Lichtes täglich wiederholen, wie die Sonne täglich aufgeht und die Nacht verscheucht.
Berthold AuerbachEs fallen mehr Äpfel unreif vom Baum als reife eingeheimst werden.
Berthold AuerbachWarum ist dir ein andauerndes Geräusch weniger störend wenn es von einem Strome als wenn es von einer Maschine kommt? […] Du bist keine Minute sicher, daß das jetzt aufhören kann, und das macht unruhig.
Berthold AuerbachWenn die bequemeren, gleichmäßig steigenden Fahrwege angelegt werden, so werden die alten Fahrwege zu abkürzenden Fußwegen für den Einzelnen.
Berthold AuerbachSeliges Los der Kindheit, deren Wehe noch die stille Nacht des Schlummers in Vergessenheit einwiegt!
Berthold AuerbachDie Ehre verpflichtet zur Sittlichkeit, der Ruhm noch mehr, die Macht am höchsten.
Berthold AuerbachWenn man getrennt ist, fühlt man erst, wie lieb man sich haben soll, wenn man beieinander ist.
Berthold AuerbachWer keine Freude an der Welt hat, an dem hat die Welt auch keine Freude.
Berthold AuerbachIch glaube nicht, daß je ein Mensch in voller Aufrichtigkeit „Meine Wenigkeit“ gesagt hat.
Berthold AuerbachDieselbe Sonne, die die lebendige Frucht zeitigt, dörrt das abgemähte Gras.
Berthold AuerbachWehe, wer die göttliche Sendung der Liebe entweiht!
Berthold AuerbachWenn in einer Seele eine sittlich nötige Eigenschaft fehlt, oder ihr durch Umstände entzogen ist, entwickelt sich nichts Ganzes und Gerechtes.
Berthold AuerbachNicht das Geistreiche, nur das Weise erbt sich fort von Mund zu Mund als heilige Tradition.
Berthold AuerbachVieler Menschen Tugend besteht nur darin, daß sie nichts vertragen können.
Berthold AuerbachMancher Aberglaube ist nur eine Erfahrungswahrheit, die zu sicherer Überlieferung von Geschlecht zu Geschlecht in feste Form gebunden ist, und die Furcht regiert viele Gemüter leichter als die Einsicht.
Berthold AuerbachDie Einsamkeit hat eine heilende Trösterin, Freundin, Gespielin: es ist die Arbeit.
Berthold AuerbachDie auf öffentlichen Plätzen errichteten Statuen sehen leider oft aus, daß der betreffende Gefeierte in seiner ganzen Stellung und Haltung sagt: Ich stehe Denkmal.
Berthold AuerbachWarum hat keine Religion vor allem andern das Gebot: Du sollst arbeiten?
Berthold AuerbachDer Ackerbau ist die Wurzel aller Bildung in der Welt.
Berthold AuerbachDarum sind viele Menschen auf die Erde gesetzt, damit der eine, der mitfühlt und doch nicht selbst betroffen ist, dem andern seine Stütze sei, wenn er brechen, ein Licht, wenn sich ihm alles verdunkeln will.
Berthold AuerbachEs gibt keinen reinen Frühling. Man wandelt immer auf dem welken Lauf vergangenen Daseins.
Berthold Auerbach