Zitate von Charles Joseph de Ligne

Alles hat zwei Seiten, daß der Mensch die wählen könne, die ihn nicht in seiner Ruhe stört.

Es gibt Leute, die nachdenken, um zu schreiben. Wieder andere schreiben, um nicht nachdenken zu müssen.

Zwischen einzelnen Frauen sind feinere Unterschiede als zwischen einzelnen Männern. Es gibt keine zwei Frauen von gleichem Charakter, während man Männer scharenweise über einen Leisten schlagen kann.

Will man ein Aphorismenbuch lesen, ohne sich zu langweilen, so soll man es auf gut Glück aufschlagen, es weglegen, wenn man Interessantes gefunden hat, und nachdenken. Liest man es in einem Atem, so glaubt man, wie wenn man eine Reihe Kupferstiche gesehen hat, nur einen gesehen zu haben.

Männer, die sich vom Umgang mit Frauen fernhalten, hören auf, liebenswürdig zu sein.

Man kann auf eine Art zuhören, die mehr wert ist als das Gefälligste, was man sagen kann.

Man kann die Menschen in zwei Kategorien einteilen: Die einen reden, um etwas zu sagen, die anderen sagen etwas, um zu reden.

Eine unglückliche Liebe gleicht dem hohen Fieber, das nicht lange zu währen pflegt. Eine glückliche Liebe dagegen ist ein entzückender und andauernder Traum.

Mit viel Geschmack und wenig Geist kann man immer noch Erfolg haben, niemals aber mit viel Geist und wenig Geschmack.

Je älter ich werde, um so mehr sehe ich, daß die Erfahrung nur weitere Jahre mit sich bringt, aber daß man so wenig Vorteil aus allem zieht, als wäre nichts geschehen.

Zerstreutheit ist ein Zeichen von Güte und Klugheit. Dumme und boshafte Menschen sind immer geistesgegenwärtig.

Es gibt Leute, die so sehr Feind ihrer selbst sind, daß sie lieber ein Unglück haben, das sie haben kommen sehen: weil sie es vorausgesehen haben, als den Genuß eines Glücks, auf das sie nicht gefaßt waren.

Bis zum dreißigsten Lebensjahr eine schöne Frau, bis zum sechzigsten ein erfolgreicher General – und dann Kardinal.

Die nicht einsam sein können, sind immer gelangweilt und folglich langweilig.

Wer aus Gründen handelt, handelt noch lange nicht vernünftig; denn Gründe sind oft unvernünftig.

Ich liebe die zerstreuten Menschen. Zerstreutheit ist ein Zeichen von Gedanken, von Güte. Die dummen und bösartigen Menschen sind immer geistesgegenwärtig.

In der Liebe entzückt nur der Anfang. Ich wundere mich deshalb nicht, daß wir gerne so oft aufs neue anfangen. –

Die Leidenschaften ändern sich nicht, aber Sitte, Brauch und Meinung ändern sich.