Zitate von Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
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Krieg ist eine viel zu ernste Sache, um ihn den Militaristen zu überlassen.

Treu bis in den Tod sind nur die Dummköpfe. Die Treue hat ihre Grenze im Verstand.

In England gibt es drei Soßen und dreihundertsechzig Religionen, in Frankreich drei Religionen und dreihundertsechzig Soßen.

Man sollte nie der ersten Gefühlswallung nachgeben, denn sie ist edel, aber unklug.

Sire, Sie können mit einem Bajonett alles machen, aber Sie können nicht darauf sitzen.

Wenn man die Redlichkeit eines Politikers allzu laut betont, zweifelt man an seinen Fähigkeiten.

Man muß die Zukunft im Sinn haben und die Vergangenheit in den Akten.

Der Reichtum ändert die Menschen nicht, er zieht ihnen nur die Masken herunter.

Ja und nein sind die kürzesten Worte, doch sie bedürfen längeren Nachdenkens als jedes andere, bevor sie ausgesprochen werden.

Wer als angenehmer Gesellschafter gelten will, muß sich über Dinge belehren lassen, die ihm längst geläufig sind.

Die Ehe ist das Zusammenleben zweier schlechter Launen am Tage und zweier schlechter Gerüche in der Nacht.

Es gibt etwas, was noch schlimmer ist als die Verleumdung: die Wahrheit.

Deserteure müßte man gleichzeitig wegen Feigheit erschießen und wegen Klugheit auszeichnen.

Wer lange genug gelebt hat, hat alles gesehen und auch das Gegenteil von allem.

Die Geschichtsschreibung ist die Unfallchronik der Menschheit.

Es gibt nichts Gefährlicheres auf der Welt als fanatische Ideen.

Opposition ist die Kunst, so geschickt dagegen zu sein, daß man später dafür sein kann.

Es ist nicht sehr menschenfreundlich, wenn man von einem Gegner das Schlimmste erwartet, aber es ist selten falsch.

Mancher hält sich für taub, bloß weil nicht mehr über ihn gesprochen wird.

Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.

Vertraue nicht den ersten spontanen Reaktionen. Sie sind fast immer falsch.

Die wichtigste Kunst des Politikers besteht darin, neue Namen für alte Einrichtungen zu finden, deren alte Namen in der Öffentlichkeit anstößig geworden sind.

Die Kunst der Politik besteht darin, das Unvermeidliche vorauszusehen und sein Erscheinen zu beschleunigen.

Wirklich gute Freunde machen sich erst aus dem Staub, wenn man sie dringend braucht.

Außenpolitik ist die Kunst, einem anderen so lange auf den Zehen zu stehen, bis dieser sich entschuldigt.

Ein Diplomat der ja sagt, meint vielleicht, der vielleicht sagt, meint nein und der, der nein sagt, ist kein Diplomat. Eine Dame, die nein sagt, meint vielleicht, die vielleicht sagt, meint ja und die ja sagt, ist keine Dame.

Geldmangel ist ein Segen. Niemand vermag zu sagen, wie viele politische Dummheiten durch Mangel an Geld schon verhindert worden sind.

Menschen, die der Versuchung widerstehen, verschieben nur ihre Kapitulation auf morgen.

Die Seele regiert den Leib; der Verwundete, in dessen Schaden man einigen Trost gießt, der Kranke, dem man die Hoffnung zeigt, ist bereit zur Genesung; sein Blut kreist besser, seine Säfte läutern sich, seine Nerven beleben sich, der Schlaf kömmt wieder, und der Körper gewinnt seine alte Kraft.

Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht.

Der Kaffee muss schwarz sein wie der Teufel, heiß wie die Hölle, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe.

Verbündete sind Freunde, die sich erst dann aus dem Staub machen, wenn man sie braucht.

Nur ein Mann, der eine gescheite Frau geliebt hat, kann ermessen, was für ein Vergnügen es ist, ein Gänschen zu lieben.

Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

Wer eine Wahrheit verbergen will, braucht sie nur offen auszusprechen – sie wird einem ja doch nicht geglaubt.

In den Dingen dieser Welt darf man sich nicht allein an die Gegenwart halten. Was ist, bedeutet oft sehr wenig, aber was sein wird, oft sehr viel.

Grundsätze sind die herrschsüchtigsten aller Tyrannen, wenn man sie gewähren läßt.

In einem Roman muß die Hauptperson ein Charakter sein; im wirklichen Leben waltet oft ein glücklicher Zufall und drängt mittelmäßige Menschen in den Vordergrund, die kein anderes Verdienst haben, als daß sie eben im entscheidenden Augenblick zur Hand waren.

Nützliche Unklarheiten in den Staatsverträgen ist eine hohe Kunst.