Zitate von Elias Canetti
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Es gibt keinen Schmerz, der nicht zu übertreffen wäre, das einzig Unendliche ist der Schmerz.

Wie leicht sich das sagt: sich selber finden! Wie man erschrickt, wenn es wirklich geschieht!

Gewiß enthält das Lachen in seinem Ursprung die Freude an einer Beute oder Speise, die einem als sicher erscheint.

Ich begriff, dass Menschen zwar zueinander sprechen, aber sich nicht verstehen, dass ihre Wörter Stöße sind, die an den Worten der anderen abprallen, dass es keine größere Illusion gibt als die Meinung, Sprache sei ein Mittel der Kommunikation zwischen Menschen.

Ein niederschmetternder Gedanke: dass es vielleicht überhaupt nichts zu wissen gibt; dass alles Falsche nur entsteht, weil man es wissen will.

In jeder Familie, die nicht die eigene ist, erstickt man. In der eigenen erstickt man auch, aber man merkt’s nicht.

Das herrschende Prinzip im Kosmos ist die Blindheit. Sie ermöglicht ein Nebeneinander von Dingen, die unmöglich wären, wenn sie einander sähen. Sie gestattet das Abreißen von Zeit dort, wo man ihr nicht gewachsen wäre.

Die Vorstellung, daß einem das Leben geschenkt worden ist, erscheint mir ungeheuerlich.

Ich habe noch nie von einem Menschen gehört, der die Macht attackiert hat, ohne sie für sich zu wollen.

Drei Grundhaltungen des Mannes im Werben: der Prahler, der Versteher, der Mutterbettler.

Das Gefährlichste an der Technik ist, daß sie ablenkt von dem, was den Menschen wirklich ausmacht, von dem, was er wirklich braucht.

Das Gefährliche an den Verboten: dass man sich auf sie verlässt, dass man nicht darüber nachdenkt, wann sie zu ändern wären.

Man weiß nie, was daraus wird, wenn die Dinge verändert werden! Aber weiß man denn, was daraus würde, wenn sie nicht verändert werden?

Er verbrannte alle seine Bücher und zog sich als Eremit in eine öffentliche Bibliothek zurück.

Selbstanklagen macht nichts besser. Je tiefer sie greifen, umso verlässlicher enden Sie in Selbstzufriedenheit.

Ich bereue diese Buchorgien nicht. Ich habe die Freiheit der Wahl, unter allen Büchern um mich herum kann ich jederzeit frei wählen und habe dadurch den Verlauf des Lebens in meiner Hand.

Mit zunehmender Erkenntnis werden die Tiere den Menschen immer näher sein. Wenn sie dann wieder so nahe sind wie in den älteren Mythen, wird es kaum mehr Tiere geben.

Es mag nicht immer wichtig sein, was man täglich denkt. Aber ungeheuer wichtig ist, was man täglich nicht gedacht hat.

Die Reihenfolge, in der man die Dinge erlernt, ist, was schließlich die Individualität des Menschen ausmacht.

Es gibt keine größere Illusion als die Meinung, Sprache sei ein Mittel der Kommunikation zwischen Menschen.

Wenn die Menschen vom Leben und Treiben in ihnen auch nur die leistete und unverbindlichste Ahnung hätten, würden sie vor vielen Worten und Redensarten zurückschaudern wie vor Gift.

Man ist nie traurig genug, um die Welt besser zu machen. Man hat zu bald wieder Hunger.

Romane sind Keile, die ein schreibender Schauspieler in die geschlossene Person seiner Leser treibt. Je besser er Keil und Widerstand berechnet, um so gespaltener lässt er die Person zurück. Romane müßten von Staats wegen verboten sein.

Es gibt keinen starken Wunsch, für den man nicht zahlen muß. Doch sein höchster Preis ist, daß er in Erfüllung geht.

Die Sprache meines Geistes wird die deutsche bleiben – und zwar, weil ich ein Jude bin.