Zitate von Elias Canetti
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Man lebt in der naiven Vorstellung, dass später mehr Platz ist als in der ganzen Vergangenheit.
Ich habe es satt, die Menschen zu durchschauen. Es ist so leicht, und es führt zu nichts.
In einer wirklich schönen Stadt kann man auf Dauer nicht leben. Sie nimmt einem jede Sehnsucht.
Tiere sind schon darum merkwürdiger als wir, weil sie eben so viel erlebt haben, es aber nicht sagen können. Ein sprechendes Tier wäre nicht mehr als ein Mensch.
Man mag drei- oder viertausend Menschen gekannt haben, man spricht aber immer nur von sechs oder sieben.
Kriege werden um ihrer selbst willen geführt. Solange man sich das nicht zugibt, werden sie nie wirklich zu bekämpfen sein.
Ich möchte tolerant werden, ohne etwas zu übersehen – niemand verfolgen, auch wenn alle mich verfolgen – besser werden, ohne es zu merken – das Beste lieben, nicht einmal mich selber hassen.
Die Menschen kreischen, das Buch verbrennt stumm. Märtyrer schreien nicht, Heilige schreien nicht.
Die Tatsache, dass es verschiedene Sprachen gibt, ist die furchtbarste Tatsache der Welt.
Es ist wichtig, alle großen Gedanken wiederzusagen, ohne zu wissen, daß sie schon gesagt worden sind.
Es ist nur gut, sich manchmal zu hassen, nicht zu oft; sonst braucht man wieder sehr viel Hass gegen andere, um den Selbsthass auszugleichen.
Das Furchtbarste so sagen, daß es nicht mehr furchtbar ist, daß es Hoffnung gibt, weil es gesagt ist.
Das Vielsinnige des Lesens: Die Buchstaben sind wie Ameisen und haben ihren eigenen geheimen Staat.
Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst – aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist.
Wie gerne würde ich mir als Fremder einmal zuhören, ohne mich zu erkennen, und später erst erfahren, dass ich es war.