Zitate von Franz Carl Endres

Wir sollen jede religiöse Ansicht anderer ehren und achten. Denn jede Religion ist die heiligende Beschäftigung des Menschen mit dem göttlichen Geheimnis.

Durchschaue die Menschen, aber zeige es ihnen nicht! Denn fast jeder fühlt sich dadurch beleidigt.

Gott ist kein irdischer Richter oder Prozessentscheider. Er lebt nicht von der Furcht der Menschen, sondern von deren vertrauensvoller Hingabe, die in Freude und Zuversicht erfolgt: das einzige Opfer, das ihm zu bringen ist.

Ist es so sehr verächtlich, mit Füßen getreten zu werden? Es ist das Los der edelsten Teppiche.

Du lebst! Bedenke, dass diese Tatsache für Dich sehr viel, für die Allgemeinheit herzlich wenig zu tun hat.

Es gibt viel mehr Wisser als Könner auf der Welt. Drum blühen überall die Theorien und in der Praxis sieht es überall so herzlich schlecht aus.

Der wahre Held hat Mut, wenn ihm keiner zusieht. Mut vor großem Publikum ist die einzige Tugend der Eitelkeit.

In Arabien sah ich, wie bei den Karawanen stets die Kamele einem Esel, der voranging, nachliefen. Da habe ich an Europa gedacht und festgestellt, dass es bei uns auch so der Fall ist.

Ich habe in einem langen Wanderleben unendlich viele Menschen der verschiedensten Völker kennen gelernt. Sie sind alle gleich. Nur die Formen, in denen sie dieser Gleichheit Ausdruck geben, sind verschieden.

Der Mann kann an einer Frau viele Frauen kennen lernen, aber er irrt sich, wenn er glaubt, an vielen Frauen eine kennen lernen zu können.

Ideen haben es nicht nötig, gelehrt zu werden, sie wirken auf viele, wenn einzelne sie leben.

Bist Du reich, so sieh auf die Menschen, die noch reicher sind als Du und auch sterben müssen. Bist Du arm, so sieh auf die Menschen, die noch ärmer sind als Du und auch leben müssen.

Die Welt wäre eine traurige Belanglosigkeit, wenn sie der Mensch begreifen könnte.

Warum? – Ewige, törichte Frage des Menschen, die im kleinsten keine Antwort findet und doch stets wieder an das Größte sich wagt.

Langeweile – ein Zustand, den ich nur in törichter Gesellschaft kennen lernte. Wer mit sich selbst allein Langeweile verspürt, ist zweifellos auch in törichter Gesellschaft.

Es gibt gar kein gesondertes Problem! Wir Menschen machen einen großen Fehler, wenn wir glauben, dass das große Geheimnis des Lebens sich in Sonderprobleme auflöst. Es ist alles nur EIN PROBLEM, und das ist die Wiedererweckung der getöteten menschlichen Seele.

Nur die allerdümmsten Hühner gackern über Eier, die sie noch gar nicht gelegt haben.

Wenn dem Menschen eine elektrische Maschine, wie wir sagen, kaputt geht, ist sein mechanischer Anteil an der Wirkung der Naturkraft an dieser einen Stelle tot. Damit ist aber die Elektrizität nicht gestorben.

Wissenschaft kann nicht Welträtsel lösen, im besten Falle kann sie solche nur vermehren.

Wenn die Menschen sagen, sie wollen mit irgend etwas die Zeit tot schlagen, graut es mir vor diesen Mördern ihres eigenen, so kurzen Lebens.

Mag der gelehrte Gott in der und jener Lehre falsch sein: der erlebte Gott ist immer der richtige!

Nur der Mensch, in dem die Sehnsucht brennt, kann der Menschheit etwas geben, kann helfen, kann wirken. Intellekt ohne Sehnsucht ist ein Schwert in der Hand eines Blinden.

Warum? – Erkennt doch endlich, dass dieses Nichtantwortenkönnen auf das kleinste Warum? zu eurem Menschentum gehört, wie euer überschätzter Intellekt oder euer Bewusstsein.

Laß dich nicht beherrschen von den Geschäften des Tages, sondern herrsche du über sie, damit du den inneren Frieden nicht verlierst.

Man täuscht sich im andern meist deshalb, weil man sich selbst nicht vorher gekannt hat.

Der Mensch wird nicht besser mit seinen Würden. Es gibt schlechtere Menschen unter den Mächtigen als unter den Machtlosen. Denn meist ist sehr viel Schlechtigkeit notwendig, um mächtig zu werden.

Sich einer schlichten Arbeit zu schämen, ist fast so niederträchtig wie sich einer einfachen Mutter schämen.

Die Moral ist mathematisch ein Wunderding. Sie wird gleich Null, wenn man sie doppelt nimmt.

Ich habe in meinem Leben nur wenige Menschen kennen gelernt, denen ein Feind mehr geschadet hätte, als sie sich selbst geschadet haben. Und trotzdem haben die Meisten sich selbst über Alles geliebt. Liebe ist wirklich blind.

Der Hochmut derer, die Gott gepachtet haben, wiegt nicht so viel, wie die Sehnsucht derer, die ihn suchen.

Bei vielen Menschen besteht der Anstand nur darin, dass sie das nicht tun, was sie denken.

Nur die Menschen, die aus ihrem Gott einen orientalischen Gewaltherrscher machen oder ein trübes Abbild ihrer pessimistischen Phantasie, die fürchten sich und in diesen erwachen Sklaveninstinkte. Gott aber hat keine Sklaven, sondern hat Menschen, in deren Seele er selbst wirksam wird.

Weil dieses Göttliche nicht zu wissen, sondern nur zu erleben ist, kann ihm mit den Mitteln des Wissens nicht nahe gekommen werden. Hier liegen die Gefahren aller Theologie als Wissenschaft.

Am meisten ärgern sich die Menschen, wenn auf dem Acker, auf dem sie Disteln gesät haben, kein Weizen wächst.

Es gibt Leute, die sich mit aller Mühe nicht dümmer stellen können, als sie ohnehin schon sind.

Wie wollt Ihr den Weltfrieden aufrichten, solange Ihr den Frieden mit Eurem Nächsten noch nicht im Herzen habt!

Man soll das, was man gerne tut, nicht Gewohnheit werden lassen. Denn es gibt nichts Furchtbareres als die Gewohnheit.

Die Zeit mordet nicht, sondern verändert, sie zerstört nicht, sondern verwandelt, sie lässt nicht verlieren, sondern ändert den Besitzer, sie trifft nicht die Schönheit, sondern den Schönen.

Es kommt nicht auf die Weltanschauung an, sondern auf den Menschen, der aus ihr wird.

Das Tier hat weniger Verstand als der Mensch, aber unendlich viel mehr Dankbarkeit und Ehrlichkeit. Es vermag die meisten Menschen zu beschämen.