Zitate von Georg Stammler

Der Weg des Geistes, man mag es anstellen wie man will, ist niemals eine Formel, sondern ein Wagnis. Und zwar ein Wagnis mit dem Einsatz der Persönlichkeit. Wer nicht wagen kann, oder wer das Opfer seiner selbst scheut, für den ist er nicht gangbar. Ein Programm läßt sich aus ihm nicht machen.

Es gibt Dinge, die erklären sich am besten im Schweigen. – Aber sie erklären sich nur, wenn man ihnen gut und lange zuschaut.

Der sittliche Adel eines Menschen bestimmt sich nicht zuletzt darnach, welche Waffen er im Streit auf alle Fälle unbenutzt läßt – auch dann, wenn sie sich ihm von selbst darbieten, ja aufdrängen.

Auf sein Werk sehen, nicht bloß auf den Widerschein an den Wänden! Wer immer nur an die Sichtbarkeit denkt, der entzieht sich der Flamme, die er zur Sichtbarkeit schüren soll.

Sich im Leben durchbringen, das kann jeder Schweinehund. Aber sich so durchbringen, daß man zugleich drin wird – hier liegt die Entscheidung.

Die menschlichen Sinne sind in ihrem Betragen wie Kinder. Wenn du ihnen etwas versagst, so schreien und lärmen sie einen Augenblick; merken sie aber, du bleibst bei deinem Willen, so kommen sie ganz von selbst auf andere Gedanken.

Zeige still, wer du bist, und wenn du Worte brauchst, so laß sie nur der Vorhof sein zu Taten.

Schwache Naturen tönen nach. Starke antworten. Die größten fassen in sich herein und bauen daraus neu.

Für einen rechten Kerl gibt es nur die beiden Fragen: Ist es notwendig, und kann ich’s? Aber nicht: Ist es bequem, oder was hole ich mir daraus?

Mit ewiger Vorsicht und Rücksicht, mit halben, unentschlossenen Maßregeln verpfuscht man jeden guten Schritt.

Wer von uns kann doch sein Dasein verantworten! Es ist alles dunkel und schief, wenn man es vor den Richter stellt – und es ist alles klar und gerade vor der Liebe.

Wen man am höchsten schätzt, dem muß man die höchste Zumutung stellen – muß ihm unter Umständen das Bitterste sagen und auferlegen.

Dienen! Aber nicht den Menschen, sondern der Aufgabe, und den Menschen in der Aufgabe.

Es gibt vieles, was das Leben reich, angenehm, stolz und ersprießlich macht. Aber es gibt nur eines, was es groß machen kann: das ist die Größe dessen, der es führt.

Gerade darin liegt der Prüfstein für die Echtheit unseres Innenlebens, ob es sich sein Außen zu bilden vermag, ob es Blut und Werk werden kann, ob es die Bedingungen für die edleren Kräfte im Erdendasein zu schaffen weiß.

Es lockt Vieles, aber man kann nur Eines richtig tun. Irgendwo muß dein Werk seine Achse finden. Es läßt sich viel auch im Wenigen geben, wenn es ganz ist.

Die Aufgabe von jedem von uns heißt: Sein Bild zu suchen, seine Gestalt schaffen, die feste Linie seines Lebens erkennen und durchführen.

Man kann nur seinen Weg gehen, nicht auch den Weg für andere. Aber man kann andern zum Führer werden, durch die Kraft, mit der man ins Wesen voranschreitet.

Die Lösung aller peinlichen Knäuel: daß man die Dinge in ihrem Wachstum und damit in ihrer Ferne sieht.

Zur echten Freundschaft gehört Mut; und zwar auch deswegen Mut, weil es nicht bloß heißt, für den Freund einstehen, sondern ihn auch gegen sich selber zu vertreten.

Erst wenn einer dazu fähig ist, mit voller Freiheit zu sagen: „Was kommt auf mich an!“ – dann ist er wirklich einer von denen, auf die es ankommt.

Im Aushalten wachsen die stillen Kräfte, die uns hernach im rechten Augenblicke zum tiefen und gründlichen Durchbruch fähig machen.

Rechthaben – ein jämmerliches Geschäft! Keiner hat in Wirklichkeit etwas davon, auch nicht der Rechthaber selber. Sorgen, daß es recht wird – das ist es, was dich und was den andern zugleich vorwärts bringt.

Ein stolzer Mensch sagt: Was scheint das Leben doch von mir zu halten, daß es mir solche Dinge zu tragen gibt! Wohlan, zeig ich ihm, daß ich es bin!

Sein Herz gut in der Hand haben! Heftigkeit, Eifersucht, unbändige Neigungen und Abneigungen bringen uns in Gefahr der Abhängigkeit, und sie nehmen uns die freie Sicht über die Dinge.

Gerade heute wissen wir, daß wir aus einem Seelengrunde leben, und daß wir nur als ganze Menschen die Kraft aufbringen werden, die Zeit zu bestehen; als bloße Willensmaschinen niemals.

Wer einmal die Pein des Schicksals in sich überwunden hat, für den ist jede sonstige Pein nur „ein Fall“, über den es sich nicht erst verlohnt zu lamentieren. Er lächelt und wird gütig, so wie nur ein Sieger gütig zu sein vermag.

Stolz bleiben auch gegen den Genuß. Ihn nur dulden, solang er vorwärts zieht; wenn er Gewicht wird, ihn von sich schütteln.

Die Kräfte der Menschen abschätzen, die Erde nicht überspringen, aber auch bedenken, daß jeder unendlich mehr an Kräften in sich trägt, als er es selber weiß! Wer sie in uns entbinden kann, dem gehört unser Herz.

Es gibt ein Mittel, nie völlig Besiegter zu sein, und das ist: seiner Rolle den Anstand wahren.