Zitate von Gerhard von Amyntor

Es ist weit leichter, dem gebildeten Pöbel zehn neue Lügen aufzubinden, als ihm einen einzigen seiner liebgewordenen Irrthümer als solchen zu entlarven.
![Gerhard von Amyntor - Das sogenannte Publikum wird immer mehr zum Pöbel, und diesem Pöbel darf man eben alles bieten. [...]...](https://www.netzitate.com/bilder/407/zitate-von-gerhard-von-amyntor-2.jpg)
Das sogenannte Publikum wird immer mehr zum Pöbel, und diesem Pöbel darf man eben alles bieten. […]

Manche Menschen gleichen jenen schlecht gebundenen Büchern, die trotz des gewaltsamsten Öffnens und Auseinanderpressens doch immer wieder von selbst zusammenschlagen. Sie gestatten keinen tieferen Einblick in ihr Herz und Gemüt.

Wir erkennen günstigen Falles immer nur das Gesetz, nach welchem eine Kraft wirkt, aber nie die Kraft selbst.

Das Seufzen ist uns ebenso geläufig, als angenehm, und es soll keine Paradoxie sein, wenn ich behaupte, daß auch im Leiden eine Art von Seligkeit enthalten ist.

Die soziale Frage kann ohne Rest nie gelöst werden; in ihren Wurzeln ist sie keine Gesellschafts-, sondern eine Menschheitsfrage.

Die kritische Schmeißfliege – Musca sarcophaga foetida critica – ist eine der interessantesten und zugleich widerlichsten Arten der großen Klasse der literarischen Kerbtiere… und macht für Geld und gute Worte jede beliebige Verwandlung durch.

Wenn jeder gezwungen würde, das niederzuschreiben, was er in irgend einer Abendgesellschaft im Gespräch mit anderen Gästen zum Besten gegeben hat, welchen Mischmasch geisttötender Nichtigkeiten, welche Blumenlese von Plattheit und Niederträchtigkeit würde mancher zu Papier bringen müssen!

Bildung macht frei, ja! aber nur die gleichzeitige Bildung von Kopf und Herz. Es scheint an der Zeit, diese alte Wahrheit immer wieder aufs neue zu predigen, bis sie die Spatzen von den Dächern zwitschern.

Wehe denen, die scheinheilig die Finsternis Licht nennen, statt der Liebe den Haß predigen und statt Fortschrittes den Rückschritt in den Schlamm und Wust des Mittelalters!

Das anthropologische Grundgesetz heißt: Es gibt und wird immer eine Majorität von Menschen geben, die nicht erlöst sein will. Das Glück läßt sich nicht dekretieren, nicht mit Gewalt einführen; der Mensch scheut den Zwang, auch den Zwang zur Zufriedenheit.

Bigotterie und Pietismus haben sich stets als Feinde der Wissenschaft und Aufklärung, aber auch als Feinde der Religiosität erwiesen.

Mit den Jahrzehnten verändert sich unmerklich der Maßstab, mit dem die Menschen die Dinge messen; mit den Jahrhunderten wird er ein so gänzlich anderer, dass wir uns kaum noch in die Meßkunst unserer Vorfahren zu finden wissen.

Es ist etwas Schönes um die Humanität – nur muss sie nicht zur Gedankenschwäche führen, denn dann wird sie zum geraden Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt.

Man verwechselt oft die Wahrheit mit der Formlosigkeit und glaubt, namentlich im gesellschaftlichen Verkehr, sich gelegentlich eine kleine Oekonomie der Wahrheit gestatten zu dürfen, um nur ja nicht plump und formlos zu erscheinen.

Das Elend ist eine Hydra; schlagen wir ihr einen Kopf ab, so wächst ihr sofort ein neuer.

Noch heute stecken wir bis über die Ohren in Vorurteilen und nichtsnutzigen Wahnvorstellungen.

Dem Pessimisten der neueren deutschen Schule erscheint die Erschaffung des Menschen ungereimt; das Wort „Mensch“ ist daher von Rechts wegen ein reimloses.

Die Schminke aller irdischen Dinge und Verhältnisse ist nur für das jugendliche Auge undurchsichtig; der Blick des Mannes schaut hindurch und erkennt hinter ihr mit Staunen und Wehmut das Elend und die Verwesung.

Wen das Christentum nicht innerlich befreit und zur Schönheit und Menschenfreundlichkeit geleitet, der hat es weder begriffen, noch sich zu eigen gemacht.