Zitate von Germund Fitzthum
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Die jüngsten Fortschritte in Wissenschaft und Technik können mich nicht mehr in Begeisterung versetzen, sondern nur noch ängstigen.

Das Caféhaus ist die einzige Schule, die aus einem Wiener Lokalpatrioten einen Weltbürger macht.

Das Wissen, das der Mensch vom Universum besitzt, ist bedeutungslos im Vergleich zu den Geheimnissen, die es noch umgeben.

Junge Mädchen glauben gern an den Märchenprinzen, bis sie dahinterkommen, daß es nur ein Märchenerzähler ist, der ihnen den Hof macht.

Heutzutage überragen die Handelshäuser die Gotteshäuser; der materielle Fanatismus hat den religiösen abgelöst.

Alle Blumen welken, nur die roten Rosen bleiben frisch im Gedächtnis der liebenden Frau.

Die Moral ist so tief gesunken, daß Bücher, die früher unter dem Ladentisch gehandelt wurden, heute ganz oben in den Regalen stehen.

Hinter der Maske des Clowns verbirgt sich oft ein größerer Künstler, als man geneigt ist zu glauben.

Der Verzicht auf den technischen Fortschritt wäre für uns ein größeres Unglück als es die Katastrophen sind, die ihn begleiten.

Ein Genie unterscheidet sich von anderen Menschen in seinen Vorzügen, aber nicht in seinen Fehlern.

In den Wiener Cafés gibt es für jeden Geschmack das passende Getränk, und für den Fall, daß sich im Gespräch die Gemüter erhitzen, wird kaltes Wasser gleich mitserviert.

Wenn ein ausgekochter Junge ein mit allen Wassern gewaschenes junges Mädchen heiratet, so ist das noch lange kein sauberes Ehepaar.

Haben wir Wiener es nötig, eine Zeitung zu abonnieren, solange sie uns der Ober lächelnd an den Tisch bringt?

Es gibt Aufführungen, da wünscht man sich das Orchester auf die Bühne und die Schauspieler in die Versenkung.

Die Zivilisation hat die Lebenserwartung des Menschen verlängert, aber die der Menschheit verkürzt.

Man glaubt an den Weltuntergang, weil man die Architektur Gottes für so baufällig hält wie jene des Menschen.

Es behauptet sich so leicht, daß der Mensch gottähnlich sei, denn was ihm dazu an Größe fehlt, das gleicht er durch Überheblichkeit aus.

Die Gewohnheit ist so mächtig, daß sie sogar dem Blinden das Leben erträglich macht.

Die großen Philosophen haben ihre Lebensweisheiten der Nachwelt überliefert, und doch sieht es so aus, als hätten sie sie mit ins Grab genommen.

Mit den teuersten Geschenken beweisen wir den Frauen nicht unsere Großzügigkeit, sondern wir gestehen ihnen unsere Abhängigkeit.