Zitate von Gustav Adolf Lindner

Warum ist es so schwer „zu wollen“, während es so unendlich leicht ist, zu „begehren“? Weil in dem Begehren die Ohnmacht, in dem Wollen dagegen die Kraft sich ausspricht.

Nichts ist für die Philosophie eines Menschen bezeichnender, das der Fuß, auf welchem er mit seinem Körper steht. Der Cyniker vernachlässigt seinen Körper, der Sybarite beutet ihn aus, der Trappist verleugnet ihn, der Idealist vergißt ihn.

Nur ein entnervtes Geschlecht läßt die Schmach des Despotismus über sich ergehen.

Nicht was der Mensch „weiß“, sondern was er „will“, entscheidet über seinen Wert oder Unwert, seine Macht oder Ohnmacht, seine Seligkeit oder sein Unglück.

Selbst die Religion, deren ausgesprochenes Ziel doch die Erhebung des Geistes nach dem Übersinnlichen ist, kann die goldene Brücke nicht entbehren, welche die Kunst von dem Materiellen nach dem Geistigen hinüberschlägt.

Der politische Despotismus ist stets bereit, der Sinnlichkeit des Menschen, die weitgehendsten Concessionen zu machen und so gleichsam den besseren Menschen im Schlamme der Luft zu ersticken.

Das wahre Asyl, welches Gemütsleidenden zu allen Zeiten offen steht, ist und bleibt die Natur.

Bloße Intelligenz ohne correspondierende Energie ist ein blankes Schwert – in der Scheide, verächtlich, wenn es nie und nimmer gezückt wird.

Den Frauen geht’s mit den Küssen so wie uns mit den Gläsern Weins: eins und noch eins, bis wir – erliegen.

Hüten wir uns, den stolzen Tempelbau unserer Glückseligkeit, anstatt ihn auf den Granitgrund der Ideen zu stützen, auf den Flugsand von Bijouterien und Nippsachen stellen zu wollen.

Nicht ein bestimmter Gegenstand, sondern ein gewisser Proceß, eine gewisse Verfassung unseres Gemüthes ist es, was wir Glückseligkeit nennen – nicht ein Ding, sondern ein Verhalten gegen Dinge.

Mehr oder weniger ist ein jeder von uns ein sozialer Sklave, ein kleiner „gefesselter Prometheus“.