François Fénelon Zitate
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Notwendig kann für mich nicht sein, was ein Eigentum des anderen ist. Wahrhaft notwendig ist nur eins. Und dies Eine heißt: Gerechtsein.

Es gibt ein Feingefühl und einen Scharfsinn der Eifersucht, die weiter reichen als die Urteile der Menschen.

Was mit Heftigkeit gesagt und getan wird, ist nicht für die Besserung des Nächsten geeignet. Wo sind die Früchte eines harten Betragens zu finden?

Nichts fordert so viel Genie als ein Werk, wo man die ersten Wahrheiten der Fassungskraft schwerfälliger Menschen anpassen muß.

Man muß stets vollkommen zum Kriege gerüstet sein, um nie in die traurige Notwendigkeit versetzt zu werden, ihn zu führen.

Dem Fürsten die ganze Wahrheit nicht in ganzem Umfange vorhalten, heißt an ihm selber einen Hochverrat begehen.

Wer die Tugend nur aus Furcht vor Strafen allein übt, ohne das Wahre zu lieben, übt sie nur, um Leiden zu entgehen, wenn er es unterließe, die Tugend zu üben, so würde er diese auch nicht üben.

Man nimmt eine gewisse Lebhaftigkeit des Körpers, welche immer bei Kindern sich vorfindet, für diejenige des Geistes. Daher kommt es, daß die Jugendzeit so viel zu versprechen scheint und so wenig zu halten.

Man dient sehr edel, wenn man aus Pflicht dient, ohne Ehrsucht und ohne eitle Hoffnungen.

Die Erziehung der Frauen ist wichtiger als die der Männer, weil die letztere der Frauen Werk ist.

Das einzige Mittel, Frieden zu finden, ist, sich selber zu verlassen, sich entsagen, die Eigenliebe ablegen, damit man nichts mehr zu verlieren noch zu fürchten, noch zu schonen hat.

Sinnlich wahrnehmbare Sinnlichkeit gibt es auf keinem Wege, am allerwenigsten auf dem Wege des reinen Glaubens.

Niemals und auf keine Weise sollten wir uns entmutigen lassen. Gerade dann, wenn wir unsere Mängel und Fehler zu erkennen in der Lage sind, haben wir den allerwenigsten Grund, unzufrieden zu sein.

Man würde Gefahr laufen, die Kinder zu entmutigen, wenn man sie nicht lobte, sobald sie gut handeln. Obwohl zu öftere Lobsprüche deswegen zu fürchten sind, weil sie eitel machen, muß man sich ihrer doch bedienen, um die Kinder zu ermuntern, ohne sie dadurch zu berauschen.

Es erweitert und erschließt sich auch der einfältigste und beschränkteste Geist im Verhältnis zu seinem guten Willen für alle Dinge, die er notwendig erkennen muß.

Was auch eine Mutter ihrer Tochter sagen mag, es wird durch das wieder ausgelöscht, was die Tochter sie im Widerspruch damit thun sieht.

Die innerliche Stärke über seine eigenen Fehler nährt oft ein geheimes Leben der Eigensucht.

Nur das achtet der Mensch, was er nicht allein seinem Werte, seiner Bedeutung nach kennt; sondern was er besonders auch anwenden und gebrauchen kann; von dem er weiß, daß von dessen guten Eigenschaften die Erreichung des von ihm angestrebten Werkes und Zieles abhängt.

Unschuld ist eine teure Gesundheit der Seele. Sie ist eine Zuflucht und ein Trost bei qualvollen Schmerzen.

Man muß sein Kreuz tragen und nicht schleppen, und man muß es wie einen Schatz fassen, nicht wie eine Last. Durch das Kreuz allein können wir ja Jesus ähnlich werden.

Nichts ist so eifernd, so strenge und so zart, als wahre Liebe. Sie kann tausenderlei Dinge nicht dulden, die wir in einem gewöhnlichen Zustande nicht einmal wahrnehmen.

Was immer die Erde hervorbringt, kehrt, wenn es verdirbt und sich auflöst, in ihren Schoß zurück und wird darin zu einem Keim neuer Fruchtbarkeit. – Durch nichts kann sie erschöpft werden. Je mehr ihr Eingeweide zerrissen wird, umso freigebiger wird sie.

Tapferkeit ist nur dann eine Tugend, wenn sie von der Klugheit bedingt ist. Andernfalls ist sie eine sinnlose Verachtung des Lebens.

Menschen, die sich gerne schmeicheln lassen, sind geneigt, da, wo nur reine, nackte Wahrheit erscheint, verborgene Zwecke, Überspannung und das Werk einer beleidigten Empfindlichkeit zu sehen.

Man darf nie vergessen, daß man der Jugend nur das in die Seele legen darf, von dem man wünscht, daß es immer darin bleibe.

Es ist ausgemacht, dass die schlechte Erziehung der Frauen viel mehr Unheil anrichtet als die der Männer.

Wer sich der Abhängigkeit nicht mit Freuden unterwirft und nicht mit Gelehrigkeit gehorcht, stört die Ordnung und die Regelmäßigkeit einer jeden Gemeinschaft, wie eifrig dieselbe sein möge.

Das Wasser ist dazu erschaffen, die wunderbaren schwimmenden Bauwerke zu tragen, die man Schiffe nennt.

All das Unglück, das ihr erlitten habt, hat euch noch nicht darüber belehrt, was ihr tun sollt, um den Krieg zu vermeiden.

Die Frauen sind die Hälfte des Menschengeschlechtes, und man achtet nicht auf diese Macht.

Eine verständige, fleißige, tief religiöse Frau ist die Seele eines ganzen, großen Hauses, sie ordnet es in Bezug auf zeitliche und ewige Güter.

Der Geschichtsschreiber soll das Wahre berichten aus Liebe zur Wahrheit; er soll durch den nackten Bericht Liebe zur Sittlichkeit einflößen, ohne zu moralisieren.

Im Kleinen groß sein ist das Geheimnis, um sich auch auf größere Aufgaben vorzubereiten, die man viel mehr hinnehmen als suchen muß.

Nichts ist wertvoller als der gesunde Menschenverstand und die Tugend; beide lassen den Widerwillen und die Übersättigung nicht als eine lobenswerte Zartheit, sondern als die Schwäche eines krankhaften Gemütes auffassen.

Eine Wahrheit, die man uns sagt, tut uns mehr weh als hunderte, die wir uns selbst sagen würden. – Ich weiß wohl, daß man euch beklagen, euch trösten, euch aufrichten muß, aber vor allem muß man die Wahrheit sagen.

Es ist nicht minder Leichtsinn, und Geistesschwäche, ungläubig und starrsinnig, als leichtgläubig und abergläubig zu sein.

Also besteht, wie ich glaube, die ganze Beredsamkeit im Beweisen, im Schildern und im Rühren. Alle glänzenden Gedanken und Ausdrücke, die zu dem einen oder dem andern von diesen drei Dingen nichts beitragen, sind nur Spiele des Witzes.

Ein Krieg, der in seinem Anfange ungerecht ist, wird durch ein glückliches Ende nimmer gerecht.

Man ist nie scharfsinniger, als wenn es darauf ankommt, sich selbst zu täuschen und seine Gewissensbisse zu unterdrücken.