Germund Fitzthum Zitate
seite 1

Die großen Philosophen haben ihre Lebensweisheiten der Nachwelt überliefert, und doch sieht es so aus, als hätten sie sie mit ins Grab genommen.

Man glaubt an den Weltuntergang, weil man die Architektur Gottes für so baufällig hält wie jene des Menschen.

In den Wiener Cafés gibt es für jeden Geschmack das passende Getränk, und für den Fall, daß sich im Gespräch die Gemüter erhitzen, wird kaltes Wasser gleich mitserviert.

Junge Mädchen glauben gern an den Märchenprinzen, bis sie dahinterkommen, daß es nur ein Märchenerzähler ist, der ihnen den Hof macht.

Heutzutage überragen die Handelshäuser die Gotteshäuser; der materielle Fanatismus hat den religiösen abgelöst.

Wenn ein ausgekochter Junge ein mit allen Wassern gewaschenes junges Mädchen heiratet, so ist das noch lange kein sauberes Ehepaar.

Die Moral ist so tief gesunken, daß Bücher, die früher unter dem Ladentisch gehandelt wurden, heute ganz oben in den Regalen stehen.

Es gibt Aufführungen, da wünscht man sich das Orchester auf die Bühne und die Schauspieler in die Versenkung.

Die jüngsten Fortschritte in Wissenschaft und Technik können mich nicht mehr in Begeisterung versetzen, sondern nur noch ängstigen.

Das Wissen, das der Mensch vom Universum besitzt, ist bedeutungslos im Vergleich zu den Geheimnissen, die es noch umgeben.

Alle Blumen welken, nur die roten Rosen bleiben frisch im Gedächtnis der liebenden Frau.

Haben wir Wiener es nötig, eine Zeitung zu abonnieren, solange sie uns der Ober lächelnd an den Tisch bringt?

Die Zivilisation hat die Lebenserwartung des Menschen verlängert, aber die der Menschheit verkürzt.

Mit den teuersten Geschenken beweisen wir den Frauen nicht unsere Großzügigkeit, sondern wir gestehen ihnen unsere Abhängigkeit.

Die Gewohnheit ist so mächtig, daß sie sogar dem Blinden das Leben erträglich macht.

Ein Genie unterscheidet sich von anderen Menschen in seinen Vorzügen, aber nicht in seinen Fehlern.

Hinter der Maske des Clowns verbirgt sich oft ein größerer Künstler, als man geneigt ist zu glauben.