Otto von Loeben Zitate

Die Reiselust, die Lust nach der Fremde, ist ein Verlangen, seine Heimat zu erweitern.

Der Zweck der Bücher ist eigentlich, sich selbst unnötig zu machen. Es wird einmal ein großes Fest geben, wenn alle die noch in Bücher gebannten Geister frei werden.

Das ist die liebenswürdigste der Frauen, die in der Glorie der Mütterlichkeit die Demuth der Jungfräulichkeit bewahrt.

Die grünen Berge, werden sie nicht blau in der Ferne? So wird Hoffnung des Menschen Himmel.

Der Geist höheren Lebens erlischt niemals; aber er wandert, und kurz vor dem Antritt der Wanderung leuchtet er am hellsten auf, wie das Auge des Menschen, eh‘ es bricht.

Ohne den Sinn der Liebe ist die Geisterwelt ein unendlicher Abgrund, und es ist besser stumm sein, als Worte haben ohne Liebe.

Den Meisten werden ihre Verhältnisse und Umgebungen zum Kerker, anstatt dass sie ein Standpunkt sein sollten für den Gesichtskreis der Welt.

Das Wissen wird nur dann zur Weisheit, wenn es sich in Leben verwandelt, die Gelehrsamkeit hilft uns und der Welt nur dann, wenn sie uns zu einer großen, eigenen Erfahrung geworden ist, und die Erkenntnis zeigt sich daran, dass sie goldene Früchte trägt.

Bescheidenheit gilt einem Vorzuge, den man nicht zu besitzen, Demut einem Vorzuge, den man nicht zu verdienen glaubt.

Erst das Verstehen seiner selbst macht das Verstehen anderer möglich, und darum missversteht sich die Welt.

Die Kindheit hüpft, die Jugend tanzt durch das Leben, der Mann wandert hindurch, und der wahre Greis ruht auf demselben, und hofft, dass er die Jugend wiedersieht.

Wer den höheren Wissenschaften sein stilles Leben widmet, der verlässt das akademische Leben nie; die Glut für die allgemeine Angelegenheit der Bildung ist eine Flamme beständiger Jugend.

Bist du fest, so nimm es auf dich, mit den Schwachen umzugehn, daß du sie stärkest; bist du aber schwach mit den Schwachen, so fliehe sie wie deinen schwarzen Dämon, und suche nur mit den Starken stark zu sein.

Wie manche dunkle, wunderbare Sehnsucht im Menschen, z. B. nach einer Reise, nach einer gewissen Gegend hin, nach einer Handlung, nach einem Buch – ist ein ähnliches erwachendes Bewusstsein von einem irgendwo grünenden Kraute der Heilung und des Lebens.

Es kann nichts aus dem Menschen gebildet werden, was nicht in ihm liegt; aber es liegt so manche Stufe in ihm, die nie zutage gefördert wird.

Es ist nichts bequemer, als unbedingt zu verwerfen, oder für unstatthaft zu erklären, was man nicht begreift. Trägheit ist die Dienerin der Eigenliebe, welche an ihrem Bette steht, um alles von ihr abzuwehren, was ihren eitlen Schlummer unterbrechen könnte.

Weil wir nicht viele Kinder haben wollen, so machen wir viele Bücher, die uns ernähren sollen, und behandeln jeden Gedanken als ein Mädchen oder als eine Frau – wohl auch als Bajadere.

Man findet im äußeren Leben selten, was man sucht, weil man da am wenigsten sucht, wo man findet.

Es ist ein großer Unterschied zwischen Demut und Bescheidenheit. Bescheidenheit ist das Veilchen der Erde; oft das Gewissen der Eitelkeit und des schlummernden Ehrgeizes; eine gute, jugendliche Naturgabe, die Blüte gleichsam, welche oft die Frucht der Gottesgabe Demut verheißt.

Wahre Ironie ist eine Maske, worunter ein Liebender weint, sie ist das Salz in der Liebesträne.

Fragmente sind gedeckte Tische für die Genien; Früchte, gebrochen bei den Hesperiden.

Wir würden erst recht verstehen lernen, was wir vermöchten, wenn wir jeden Besitz als einen Beruf betrachten wollten. – Leider pflegen so viele umgekehrt ihren Beruf als einen bloßen zeitlichen Besitz für sich selbst zu betrachten, und darum gibt es wenig treue Haushalter.

Das ungeheure Anwachsen der Bücher ist doch wenigstens als eine Art froher, vornehmer Verschwendung und Fülle, als ein guter Charakterzug dem kargen Zeitalter anzurechnen, das so genau zählt und geizt.

Manuskripte im Pulte sind kaum eine res (Sache); man lasse sie nur einige Zeit liegen, wie selbstständig sehen sie uns an und wie oft kommen sie uns klüger vor als wir selbst! Jeder Vater hat an seinen Kindern zu lernen.

Der echte pythagoreische Bund geht von der Wissenschaft der Wissenschaften aus, die Gewalt des Geistes übt sich in der Stille, dass sie die Welt besiege.

Ich soll zu der Wissenschaft gelangen, dass es ein Unendliches gibt, das ich nie ermessen werde, in dem ich mich mit befinde und in dem ich selbst unendlich bin: ich bin mehr, als ich weiß.