Zitate von Luc de Clapiers
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Wir reden uns oft unsere eigenen Lügen ein, um uns nicht Lügen strafen zu müssen und täuschen uns selbst, um die andern zu täuschen.
Verständigkeit und Überspanntheit, Verstand und Torheit, Tugend und Laster – manches kann uns glücklich machen.
Die Ratschläge des Alters gleichen der Wintersonne: sie erhellen, aber sie erwärmen nicht.
Menschen Lobsprüche spenden und damit die Grenzen ihrer Bedeutung abstecken, heißt sie beleidigen: denn nur wenige sind bescheiden genug, ohne Schmerz zu sehen, daß man sie richtig einschätzt.
Verstößt es etwa gegen Vernunft oder Gerechtigkeit, sich selbst zu lieben? Aber warum wollen wir dann durchaus, daß Eigenliebe ein Laster sei?
Das Spiel, die Frömmigkeit und die Schöngeisterei sind die drei großen Hilfsmittel für die Frauen, die nicht mehr jung sind.
Rechtschaffenheit, die Mittelmäßige hindert, ans Ziel zu kommen, ist für die Geschickten ein brauchbares Mittel zum Erfolg.
Die Geschlechter der Meinungen gleichen den Menschengeschlechtern – ein steter Wechsel der Ansichten über Tugend und Laster.
Ein paar Narren behaupteten irgendwann einmal bei Tisch: wir allein sind die gute Gesellschaft. Und man glaubte ihnen!
Es stimmt nicht, daß sich die Menschen in der Armut als besser erweisen wie im Reichtum.
Es kränkt weniger, von Narren nicht, als von geistreichen Menschen gering geachtet zu werden.
Wir tadeln Unglückliche ihrer geringsten Fehler wegen sehr und beklagen sie um ihres größten Unglücks wegen wenig.
Die Schwachen wollen mitunter, daß man sie für böse halte, aber die Bösen wollen immer für gut gelten.
Manche wären sehr erstaunt zu erfahren, worauf ihre Achtung vor den Menschen beruht.
Wenn die Leidenschaft mehr Fehler begeht als der Verstand, so deshalb, weil Herrscher öfter irren als Untertanen.
Unser Überdruß ist nicht Mangel oder Unzulänglichkeit der Außenwelt, wie wir so gerne glauben möchten, er ist vielmehr die eigene Erschöpfung und offenbart unsere Schwäche.
Niemand macht so viele Fehler als der, welcher nur auf der Grundlage der Logik handelt.
Die Witze der Philosophen sind so maßvoll, daß man sie von der Vernunft nicht unterscheiden kann.
Man soll sich darüber trösten, keine großen Talente zu haben, so wie man sich tröstet, keine hohe Stellung innezuhaben. Man kann darüber durch Eigenschaften des Herzens erhaben sein.
Die großen Menschen sprechen einfach wie die Natur, die größte Wirkung geht von ihnen aus, weil sie Einfachheit und Zuversicht vereinen.
Man kann durch Gewalt herrschen, aber niemals durch bloße Geschicklichkeit. Höchste Kunst ist, ohne Gewalt zu herrschen.
Wer es an Redlichkeit in Scherz und Spiel fehlen läßt, heuchelt bei Geschäften. Es ist das Kennzeichen einer unedlen Natur, wenn Freude nicht menschlich macht.
Liebten die Menschen den Ruhm nicht, sie hätten kaum genügend Verstand und Mut, ihn zu verdienen.
Die für die Staaten notwendigen Veränderungen vollziehen sich fast immer von selbst.
Wenn man fühlt, daß man nichts hat, um sich die Achtung eines anderen zu erwerben, ist man schon recht nahe daran, ihn zu hassen.
Die Spieler haben den Vorrang vor den geistig hervorragenden Menschen, denn sie haben die Ehre, den Reichtum zu repräsentieren.
Gewissen, Ehre, Keuschheit, Liebe und Achtung sind käuflich. Wer sie billig abgibt, steigert nur die Überlegenheit der Reichen.