Zitate von Oscar Wilde
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Das einzige, was uns das ganze Leben hindurch aufrechterhält, ist die Überzeugung, dass uns alle anderen grenzenlos unterlegen sind.
Die Verpflichtung, dem Chaos Form zu geben, hört mit den Fortschritt der Welt nicht auf. Nie war die Kritik nötiger als jetzt. Die Zukunft gehört der Kritik.
Wissen wäre fatal. Die Ungewißheit ist es, die uns reizt. Ein Nebel macht die Dinge wunderschön.
Das einzige Bindeglied zwischen Literatur und Theater, das wir heute noch haben, ist das Programmheft.
Von dem Wesen des Menschen weiß man nur eines mit Bestimmtheit: daß es ewig unbestimmt, wechselvoll ist.
Das Glück des verheirateten Mannes besteht in den vielen Frauen, die er nicht geheiratet hat.
Man nehme sich immer die Zeit, eine Frage zu stellen, nicht immer, eine Frage zu beantworten.
Eben jene Leidenschaften, über deren Ursprung wir uns täuschen, tyrannisieren uns am heftigsten
Auf doppelte Weise gelangt man dazu, die Kunst zu verabscheuen: indem man sie nämlich von Haus aus haßt, oder indem man um sie mit dem Verstande wirbt.
Der wachsende Einfluß der Frauen ist das einzig Beruhigende an unserm politischen Leben.
Ein Glas Absinth ist so poetisch wie alles in der Welt. Was ist der Unterschied zwischen einem Glas Absinth und einem Sonnenuntergang?
Letzten Endes gibt es nur zwei Arten von Frauen, die ungeschminkten und die geschminkten.
Etwas, worüber man nicht redet, ist gar nicht geschehen. Nur das Wort gibt den Dingen Realität.
Für die Unkünstler unter uns und für alle, die kein anderes Leben kennen, als das äußerliche, tatsächliche, für nur eine Pforte zur Vollendung – das Leiden.
Heutzutage ist es für einen Ehemann höchst gefährlich, seiner Frau in der Öffentlichkeit zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Es führt dazu, daß die Leute glauben, er schlägt sie zu Haus.
Dafür gab es keine Sühne; aber wenn Vergebung unmöglich war, war doch Vergessen möglich.
Für die Philosophen sind die Frauen der Triumph des Stoffes über den Geist, genau wie die Männer der Triumph des Geistes über die Moral sind.
In das sichere und heilige Haus der Schönheit läßt der wahre Künstler nichts Rauhes oder Mißtönendes ein, nichts, das Schmerz verursacht, nichts Umstrittenes, nichts, über das die Menschen disputieren.
Ideale sind gefährlich. Die Wirklichkeit ist besser. Manchmal tut sie weh, aber sie ist besser.
Der Journalismus rechtfertigt seine Existenz mit dem großen Darwinschen Prinzip von der Auslese der Schlechtesten.
Es kommt für jeden der Augenblick der Wahl und der Entscheidung: ob er sein eigenes Leben führen will, ein höchst persönliches Leben in tiefster Fülle, oder ob er sich zu jenem falschen, seichten, erniedrigenden Dasein entschließen soll, dass die Heuchelei der Welt von ihm begehrt.
Ein Schmeichler ist ein Mensch, der seiner Meinung nach deine Fähigkeiten automatisch übertreibt, so daß sie näher an deine eigene Vorstellung von ihnen herankommen.
Wenn die Kunst einmal differenziert sein wird, dann wird ohne Zweifel auch die Natur differenzierter werden.
Es ist ein schlechter Trost zu wissen, daß jemand, der uns ein schlechtes Mittagessen servierte oder eine mindere Weinsorte aufgewartet hat, ein völlig einwandfreies Privatleben führt. Auch Kardinaltugenden entschädigen nicht für kalte Vorspeisen.
Lebten wir lange genug, so könnte es sein, daß die, welche sich die Guten nennen, unter dem Alb der Gewissensqual dahinsiechen, und daß die, welche die Welt die Bösen nennt, von edelster Freude erfüllt, sich erhöhen.
Ein Zyniker ist ein Mensch, der von allen Dingen den Preis kennt und von keinem den Wert weiß. Und ein Sentimentaler ist ein Mensch, der in allen Dingen einen lächerlichen Wert erblickt und von keinem einzigen den Marktwert weiß.
Leute, die stets in sehr vernünftigen Sätzen reden, gleichen den Steinklopfern auf der Landstraße: sie decken uns mit Staub und Splittern.
Die heutige Jugend ist gräßlich. Sie hat nicht den geringsten Respekt vor gefärbten Haaren.
Wie schwer wird es einem, den ganzen lieben Tag gar nichts zu tun. Doch fällt es weniger schwer, wenn man nichts Bestimmtes zu tun hat.
Der Mann ist die beliebteste von allen Erfindungen, die der Frau die Arbeit erleichtern oder ersparen soll.
Vernünftige Menschen finden immer einen Treffpunkt ihrer Interessen. Das Leben ist ein Spiel.
Wenn wir glücklich sind, sind wir immer gut; aber nicht immer wenn wir gut sind, sind wir auch glücklich.