Zitate von Pierre Choderlos de Laclos
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Die Liebe, die uns immer als die Ursache unserer Lust dargestellt wird, ist meistens nur ihr Vorwand.

Welch staunenswerte Empfindsamkeit muß man nicht besitzen, um sie bis über seinen Ehemann zu verströmen und einen immer Abwesenden immerwährend zu lieben?

Was ist die Liebe denn nur, wenn sie uns sogar dazu bringt, daß wir uns nach den Gefahren zurücksehnen, denen sie uns aussetzt; wenn man vor allem fürchten muß, sie selbst dann noch zu empfinden, wenn man sie nicht mehr einflößt.

Da habt ihr die Männer! Alle gleich verrucht in ihren Plänen, nennen sie Rechtschaffenheit, was Schwäche bei der Ausführung ist.

… denn ohne Unsinn keine Zärtlichkeit, und das ist, glaube ich, der Grund dafür, daß die Frauen uns in den Liebesbriefen so überlegen sind.

Was die vielgerühmte Tugend nicht vermochte, hat die Verschlagenheit ohne Mühe ins Werk gesetzt.

Bald erkannte ich, daß der Zauber der Liebe seinen Grund in den Vorzügen der Seele hat, daß nur sie allein ihren Überschwang hervorrufen und sie rechtfertigen können.

Mir scheint, man gibt sich mit größerem Vergnügen einem Gefühl hin, von dem man nichts zu fürchten hat.

Liebesklagen kann man nur als Rezitativ mit Orchester oder als große Arie anhören.

Sie besitzen und Sie verlieren, das heißt einen Augenblick Glück mit einer Ewigkeit Sehnsucht erkaufen.

Oft fühlt man sich zu Gott berufen, weil man sich einzig gegen die Menschen empört.

Mein Gott, wie jung bin ich noch, und wieviel Zeit bleibt mir noch zu leiden!

Wenn eine Frau ins Herz einer anderen trifft, dann verfehlt sie selten die verwundbare Stelle, und die Wunde ist unheilbar.

Denn die alten Frauen darf man nicht verärgern, sie sind es, die den Ruf der jungen ausmachen.

Der Luxus verschlingt alles: Man mißbilligt ihn, muß ihn aber nachahmen, und das Überflüssige beraubt einen schließlich des Notwendigen.

Ich glaubte, die Qualen der Liebe erlitten zu haben, aber die unaussprechlichste Qual, die man erlitten haben muß, um eine Vorstellung davon zu haben, ist, sich trennen zu müssen von dem, was man liebt, sich davon trennen zu müssen auf immer!

Besinnt Ihr Euch nicht mehr darauf, daß die Liebe, wie die Heilkunde, nichts anderes ist als die Kunst, der Natur nachzuhelfen?

Dies ist der Mangel der Romane; der Verfasser müht sich nach Kräften ab, in Hitze zu geraten, und der Leser bleibt kühl.

Dieser Zauber, den man in den anderen zu finden glaubt, der existiert nur in uns, und die Liebe allein ist es, die das geliebte Wesen so verschönt.

Man verurteilt keinen Schuldigen, ohne ihm sein Verbrechen zu nennen, ohne seinen Anklägern einen Namen zu geben.

Die Selbsttäuschungen der Liebe mögen süßer sein, aber wer wüßte nicht, daß sie auch weniger dauerhaft sind?

Der Mann genießt das Glück, das er empfindet, die Frau das Glück, das sie verschafft.

Warum dem nachlaufen, der uns flieht, und die vernachlässigen, die sich anbieten?

Über die Liebe zu Gott mögt Ihr Sieger sein, über die Furcht vor dem Teufel aber nicht.

Als ob es so beschwerlich wäre, etwas zu versprechen, wenn man entschlossen ist, nicht Wort zu halten.

Man darf sich Ausschweifungen nur mit den Leuten erlauben, die man bald verlassen will.

Führe ich mir nochmals die Freuden der Liebe vor Augen, dann nur, um desto lebhafter den Schmerz zu empfinden, ihrer beraubt zu sein.

Nun wißt Ihr ja zur Genüge, daß eine Frau, die einwilligt, über Liebe zu reden, bald so weit ist, zu lieben oder sich mindestens so aufzuführen, als liebe sie.

Der schönste Augenblick einer Frau, der einzige, da sie jene Trunkenheit der Seele zu erwecken vermag, von der man immer spricht und die man so selten erfährt ist, da man ihrer Liebe sicher ist, aber nicht ihrer Gunst.

Denn in dem Augenblick, da Ihr glaubt, ein Loblied der Liebe zu singen, was tut Ihr denn tatsächlich anderes, als mir ihre furchtbaren Stürme zu zeigen.

Diese Unklugen, die nicht verstehen, in ihrem gegenwärtigen Liebhaber den künftigen Feind zu sehen.

Um in der Liebe schnell voranzukommen ist es besser, zu reden als zu schreiben.

So gibt es denn überhaupt keine Frau, die nicht die Herrschaft mißbraucht, deren sie sich zu bemächtigen wußte!

Die Liebe ist ein unbedingtes Gefühl, das man mit Vorsicht vielleicht vermeiden, aber nicht besiegen kann, und das, einmal geboren, nur seines natürlichen Todes sterben kann oder an gänzlichem Mangel an Hoffnung.

… daß in der Liebe nichts so schwierig ist, wie das zu schreiben, was man nicht fühlt.

Die vorgeblichen Freigeister werden sich überhaupt nicht für eine fromme Frau interessieren, die sie schon allein deswegen für ein einfältiges Weibsbild halten, während die Frommen über den Fall der Tugend empört sein und sich beklagen werden, daß die Religion sich allzu machtlos zeige.

Wenn die Überwindung auch groß ist, so wird sie doch mindestens nicht von langer Dauer sein.

Liebe, Haß, Ihr braucht nur zu wählen, alles schläft unter demselben Dach.