Zitate von Rudolf G. Binding

Kein leichtes Los – wenn es auch so scheine – von jeher haben die Dichter. Auch heute nicht. Sie stehen nicht nur, wie die anderen, mitten im Leben, sondern auch mitten im Tode.

Man sollte mit größerer Achtung von dem sprechen, was man mit so viel Verachtung das Zeitliche nennt. Ja, man sollte nur mit äußerster Zurückhaltung von etwas anderem sprechen.

Wenn die Sprache und das Wort gellt statt klingt, … dann ist sicher auch der Geist nicht stark, der es je und je gebiert und zu seinem Ausdruck macht.

Der Spiegel erzieht den Menschen dazu sich selbst zu belügen. Noch niemand hat vor dem Spiegel gebeichtet, noch keine Frau bekannt, wie sie ist – selbst die schamloseste nicht.

Ein Baum, eine Blume, eine Wolke, ein Duft bewahren ihre Schönheit nur im Gefühl und fallen verstandesmäßig aufgelöst in das elende und tote Stoffliche.

Ehrgeiz, nur um voranzustehen, als Triebfeder des Handelns, ist ein Zeichen von Dummheit.

Der Humor ist eine Eigenschaft des Herzens – wie die Liebe. Es gibt Menschen, die nicht lieben können; wahrscheinlich sind es dieselben, die keinen Humor haben.

Alle Wahrheit ist von tiefster Gewalt: immer von neuem. Sie trifft uns wie ein Blitz, sie greift nach uns wie das Gewissen, sie nimmt Besitz von uns wie eine Herrscherin. Zumal wenn es unsere Wahrheit ist.

Sein Auge auf Vergeltung richten heißt, sich in seinen Taten von andern abhängig machen und nie eigentlich vorwärtskommen.

Es gibt Tugenden, die die Menschen wie Kleider anlegen, die ihnen nicht anstehen. sieht man näher zu, so sind es von anderen gepredigte Tugenden, die jene aufgelesen haben. Im Grunde sind sie ihnen ganz fremd. Sie erwärmen sie nicht einmal.

Die niedrigste Funktion eines Menschen ist, sein Leben zu erhalten oder es in äußeren Umständen prosperierend zu gestalten.

Du mußt nicht aus der Schnur, die allen am Hals liegt, dir allein einen Strick drehen wollen.

Es hat noch kein Spiegel einer Frau gesagt, dass sie hässlich wäre; und selbst wenn er es gesagt hätte, hätte er gelogen.

Auf der langen Strecke des Lebens liegt das wahrhaft Erlebte unregelmäßig und oft weit voneinander entfernt; es bildet kaum einen Weg und große Strecken sind leer. Und dennoch mag es geschehen, daß es den Weg bezeichnet, den ein Mensch gegangen ist.

Wie du mir, so ich dir: – das ist das einzige Verhältnis, zwischen Menschen weiterzukommen.

Unsere Zeit verwechselt die Wahrheit mit der Wirklichkeit. Wir glauben die Wahrheit zu haben, wenn wir die Wirklichkeit haben, und sind weiter entfernt als je.