Theodor Heuss Zitate

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit, von der ich nie befallen war. Aber: sie ist. Auch Diplomaten und deutsche Staatsmänner, die dafür gelten, die sich dafür halten, sind anfällig.

Technik ist immer fortschrittlich, das ist ihr eingeboren, sie hat zu entwerten, was war.

Der Sinn des Reisens ist, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.

Jedes Volk hat die naive Auffassung, Gottes bester Einfall zu sein.

Es ist keine Schande hinzufallen, aber es ist eine Schande, einfach liegen zu bleiben.

Je früher unsere Jugend von sich aus jede Rohheit gegen Tiere als verwerflich anzusehen lernt, je mehr sie darauf achtet, dass aus Spiel und Umgang mit Tieren nicht Quälerei wird, desto klarer wird auch später ihr Unterscheidungsvermögen werden, was in der Welt der Großen Recht und Unrecht ist.

Wein ist der befeuernde Geist aller Feste und der König aller Getränke.

Schule braucht Allotria.

Das Radio ist eine Strafe Gottes.

Jagd ist nur eine feine Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit.

Nie vom anderen Dank erwarten, aber immer selbst dankbar sein können – das ist das Privileg einer recht gebauten Seele.

Politik kann nie Kultur, Kultur aber Politik bestimmen.

Nennt man das Kind beim Namen und nennt es ‚Verstaatlichung‘, so wird aller Sozialismus unromantisch und nüchterner.

Wohl auch sein Leben, gewiß aber das postume Sein dieses Mannes ist ein großartiges Paradox.

Man muss auf anständige Weise verstehen, älter zu werden, um die Chance zu wahren, jung zu bleiben.

Das ist ein schwerer Weg der Selbstreinigung, den wir gehen müssen.

Ich habe kein Talent zur Faulheit.

Der Hass ist ein schlechter Berater, er lebt nur vom Gestern.

Jung zu sein ist ein Fehler, der sich mit jedem Tag bessert.

Vergessen ist Gefahr und Gnade zugleich.

Eines Tages werden Maschinen vielleicht nicht nur rechnen, sondern auch denken. Mit Sicherheit aber werden sie niemals Phantasie haben.

Reisen heißt, an ein Ziel kommen; wandern heißt, unterwegs sein.

Die Berufung auf die Dummheit und Gemeinheit der anderen ist immer eine Flucht aus der eigenen Verantwortung.

Das Charakteristische an der Demokratie ist die Herrschaft auf Zeit.

Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist.

Wein saufen ist Sünde, Wein trinken ist beten. Lasset uns beten.

Ohne ein Stück Illusion gedeiht das Gemeinwohl nicht recht.

Wenn die Welt untergeht, werde ich Schleswig-Holstein aufsuchen, wo sich dieser Vorgang erst 50 Jahre später vollziehen wird.

Das Talent des Menschen, sich einen Lebensraum zu schaffen, wird nur durch sein Talent übertroffen, ihn zu zerstören.

Lohnt es, vor achtzehn Leuten zu reden, wo man eigentlich mit fünfzig bis siebzig hätte rechnen dürfen? Es lohnt. Man darf diejenigen, die gekommen sind, nicht dafür strafen, daß die anderen schwänzten.

Deutschland braucht Europa, aber Europa braucht auch Deutschland.

Was geht mich mein dumms Geschwätz von vorgestern an, mei saudumms!

Wer immer die Wahrheit sagt, kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten.

Duldung ist nicht ein schwächliches Gesäusel, sondern ein männliches Verstehen des anderen.

Nun siegt mal schön! [Heuss zu Soldaten der Bundeswehr, als er sich im September 1958 von seinem Besuch eines Manövers in Urmitz am Rhein von ihnen verabschiedete.]

Der Haß folgt der Trägheit des Herzens; er ist billig und bequem. Die Liebe ist immer ein Wagnis. Aber nur im Wagen wird gewonnen.

Man muß das als gegeben hinnehmen: Demokratie ist nie bequem.

Sparen ist die richtige Mitte zwischen Geiz und Verschwendung.

Kultur machen, aber vielleicht kann man mit Kultur Politik machen. Mit Politik kann man keine Kultur machen.

Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen.