Zitate von Bettina von Arnim
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Nicht über den Augenblick soll man hinausdenken; aber in jedem einzelnen Moment soll man die Kraft zusammennehmen.

Eine Ehefrau ist die Hecke zwischen den kostbaren Blüten des männlichen Geistes und der Hitze und dem Staub der gemeinen alltäglichen Plackerei.

Selbst denken ist der höchste Mut. Welche wagt, selbst zu denken, die wird auch selbst handeln.

Du irrst dich gewaltig, wenn du meinst, ich gleiche. Nein, ich gleiche nicht, und mir gleicht keiner.

Denn eine einzge Treue ist aller Liebe wert, und eine einzge Reue zerbricht das Richterschwert.

Verstehen ist lieben; was wir nicht lieben, das verstehen wir nicht; was wir nicht verstehen, ist nicht für uns da.

Wenn dich eine höhere Vorstellung durchdringt von einer Menschennatur, so zweifle nicht, daß dies die wahre sei.

Die Sterne strahlen gegen Morgen viel heller und freudiger, und doch sehen sie ihrem Untergang entgegen! Alles wird schöner, wenn es sich bald verändert.

Was wollen wir um ein Jenseits streiten oder um Unsterblichkeit, wenn wir die Eigenschaften nicht haben, die der Unsterblichkeit wert sind! Unsterblichkeit ist fortwährendes Erzeugen unsterblicher Handlungen; sie gehen aus Gott hervor und gehen wieder über in Gott.

Von jedem Augenblick bleibe mir eine Erinnerung, tief oder lustig, freudig oder schmerzlich.

Wo ist denn der Ruhesitz der Seele? Wo fühlt sie sich beschwichtigt genug, um zu atmen und sich zu besinnen? Im engen Raum ist’s, im Busen des Freundes.

Was sich im Geist ereignet, ist Vorbereitung einer sich ausbildenden Zukunft, und diese Zukunft sind wir selber.

Gemeinsinn greift da ein, wo kein Gebot noch Verbot wirkt, er ist die freie Freiheit. Aber die Eigenmächtigen verstehen diese nicht. Innere Gebundenheit und äußere Freiheit sind doppelt schwere Ketten, – bewußtlose Trunkenheit, die die Sinne bindet und verwirrt.

Ich bin ein Pfeil, so stolz flieg ich vom Bogen und so demütig fall ich zu deinen Füßen nieder.

Ich will mich sehnen, denn hieraus erzeugen sich all meine Gedanken; denn auch: will ich lieber lieben als geliebt sein.

Manche verbergen sich vor der Wahrheit wie vor einem Gläubiger, den man nicht bezahlen kann.

Finde dich, sei dir selber treu, lerne dich verstehen, folge deiner Stimme, nur so kannst du das Höchste erreichen.

Jeder Mensch hat ein Gewissen; es mahnt ihn, er soll nichts fürchten und soll nichts versäumen, was das Herz von ihm fordert.

Ach, wunderbare Vermittlung des Unaussprechlichen, was die Brust bedrängt: ach, Musik!

Aber frei will ich sein und ganz mein, und was ich gebe, das soll mich nicht binden.

Ein jeder muß ein inneres Heiligthum haben dem er schwört, und sich als Opfer in ihm unsterblich machen – denn Unsterblichkeit muß das Ziel sein.

Daß vieles sich nicht verwindet, wenn’s einmal empfunden ist, daß es immer wiederkehrt, ist nicht traurig; aber daß die Ufer ewig unerreichbar bleiben, das schärft den Schmerz.

Die gesunde Einstellung, die einzig vernünftige, einem Fehler oder einer begangenen Sünde gegenüber, ist sicherlich die, seine moralischen Schultern kräftig zu schütteln.

Was wollen die, die über mich urteilen? Wer mich kennt, wer mich fühlt, will nicht urteilen!

Dies Leben ist ein Gefängnis, wo jeder nur eine kümmerliche Aussicht hat in die Freiheit: das ist die eigene Seele.

Die Seele atmet durch den Geist, der Geist atmet durch die Inspiration, und die ist das Atmen der Gottheit.