Zitate von Blaise Pascal
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Ich schreibe dir einen langen Brief, weil ich keine Zeit habe, einen kurzen zu schreiben.
Ehrfurcht und Liebe müssen so gut verteilt sein, daß sie einander tragen, ohne daß die Liebe von der Ehrfurcht erdrückt wird.
Der Mensch ist so beschaffen, daß, wenn man ihm sagt, er sei ein Dummkopf, er es glaubt; und wenn man das selber von sich sagt, so macht man es sich glauben.
Die Gewohnheit ist eine zweite Natur, welche die erste vernichtet. Weshalb ist die Gewohnheit nicht natürlich? Ich fürchte sogar, daß diese Natur selbst nur eine erste Gewohnheit ist, wie die Gewohnheit eine zweite Natur.
Neugier ist nichts als Eitelkeit. Meist will man nur wissen, um davon reden zu können.
Wir begnügen uns nicht mit dem Leben, das wir aus unserem eigenen Sein haben; wir wollen in der Vorstellung der anderen ein imaginäres Leben führen, und darum strengen wir uns an, in Erscheinung zu treten.
Das letzte, was man findet, wenn man ein Werk schreibt, ist, zu wissen, was man an den Anfang stellen soll.
Niemand spricht in unserer Gegenwart so von uns, wie er in unserer Abwesenheit spricht. Die Eintracht zwischen den Menschen ist nur auf diesen Betrug gegründet.
Jede Religion ist falsch, die in ihrem Glauben nicht einen Gott als Grund aller Dinge verehrt.
Man muß, wovon man auch überzeugen wolle, Rücksicht nehmen auf den Menschen, auf den man es abgesehen hat.
Die Menschen aber, die ihren eigenen Weg zu gehen fähig sind, sind selten. Die große Zahl will nur in der Herde gehen, und sie weigert die Anerkennung denen, die ihre eigenen Wege gehen wollen.
Keine Religion als die christliche hat gelehrt, daß der Mensch als Sünder geboren wird.
Die Vernunft beherrscht uns viel gebieterischer als ein Herr; denn wenn wir diesem nicht gehorchen, sind wir unglücklich, und wenn wir ihr nicht gehorchen, sind wir Dummköpfe.
Alles Unheil in dieser Welt geht davon aus, dass die Menschen nicht still in ihrer Kammer sitzen können.
Jesus Christus hat die großen Dinge so einfach gesagt, daß es scheint, er habe nicht über sie nachgedacht, und dennoch sagt er sie so deutlich, daß man wohl sieht, was er über sie dachte. Diese Klarheit ist in Verbindung mit dieser Einfachheit bewundernswert.
Ich setze auf Gott. Wenn es ihn nicht gibt, dann werde ich das nicht erfahren. Wenn es ihn gibt, dann bin ich angenehm überrascht, daß er doch da ist.
Wehe denen, die den Sinn ihres Lebens nicht verstehen! Und trotzdem ist die Überzeugung, daß man diesen nicht verstehen könnte, derart unter den Menschen verbreitet, daß sie sich dessen wie einer Weisheit sogar rühmen.
Ursache der Wirkungen. Die Schwäche des Menschen ist der Grund für so viele schöne Dinge, die man einführt, so etwa ist gut Laute spielen zu können nur unserer Schwäche wegen ein Übel.
Wir sind so anmaßend, daß wir der ganzen Erde und selbst jenen Menschen bekannt sein möchten, die kommen werden, wenn wir nicht mehr sind. Und wir sind so eitel, daß die Wertschätzung von fünf oder sechs Personen aus unserer Umgebung uns erfreut und befriedigt.
Die Einbildung vergrößert durch eine phantastische Wertschätzung die kleinen Dinge, bis sie unsere Seele erfüllen, und mit verwegener Frechheit verringert sie die großen auf ihr Maß.
Wenn wir überhaupt an die Gegenwart denken, dann nur deshalb, weil wir aus ihr Einsicht in eine glückliche Zukunft zu erlangen hoffen. Während wir uns immer nur in Bereitschaft halten, glücklich zu werden, ist es unvermeidlich, daß wir es niemals richtig sind.
Man bessert sich manchmal gründlicher durch den Anblick des Bösen, als durch das Vorbild des Guten; und es ist gut, sich daran zu gewöhnen, aus dem Bösen Nutzen zu ziehen, da es so gewöhnlich ist, während das Gute so selten vorkommt.
Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen einen langen Brief schreibe, für einen kurzen habe ich keine Zeit.
Ein vernünftiger Mensch liebt nicht deshalb, weil dies für ihn vorteilhaft ist, sondern deshalb, weil ihn die Liebe selbst glücklich macht.
Das Glück ist nicht außer uns und nicht in uns, sondern in Gott, und wenn wir ihn gefunden haben, ist es überall.
Alle ihre Prinzipien sind wahr: Die der Pyrrhonisten, der Stoiker, der Atheisten usw. Aber ihre Schlußfolgerungen sind falsch, weil die entgegengesetzten Prinzipien auch wahr sind.
Es gibt kein größeres Unheil, als wenn der Mensch die Wahrheit zu fürchten anfängt, damit sie ihn nicht entlarve.
Auch wenn die Menschen an dem, was sie sagen, innerlich nicht beteiligt sind, darf man daraus nicht unbedingt schließen, daß sie die Wahrheit sagen. Es gibt Leute, die um der Lüge willen lügen.
Es ist ein Verbrechen, den Frieden zu stören, wo die Wahrheit regiert. Es ist ein Verbrechen im Frieden zu bleiben, wenn man die Wahrheit zerstört. Die Wahrheit ist demnach die erste Richtschnur und das letzte Ziel der Dinge.
Die Natur des Menschen ist nicht so, daß sie immer vorwärts ginge; sie hat ihr Hin und Wieder.
Begehrlichkeit und Macht sind die Quellen aller unserer Handlungen: die Begehrlichkeit verursacht die freiwilligen, die Macht die unfreiwilligen.
Die Nase der Kleopatra: wäre sie kürzer gewesen, das ganze Antlitz der Erde hätte sich verwandelt.
Die Frömmigkeit ist vom Aberglauben verschieden. Sie bis zum Aberglauben treiben, heißt sie zerstören.
Die Gegenwart ist die einzige Zeit, die in Wahrheit uns gehört und die wir dem Willen Gottes gemäß gebrauchen müssen.
Kalte Worte lassen Menschen erstarren, hitzige Worte schmerzen sie. Bittere Worte machen sie bitter, und zornige Worte machen sie zornig. Freundliche Worte bringen gleichfalls ihr Abbild im Gemüt des Menschen hervor: Sie erheitern, besänftigen und trösten ihn.
Wenn man alles der Vernunft unterwirft, so hat unsere Religion nichts Geheimnisvolles und Übernatürliches mehr; wenn man die Grundsätze der Vernunft mißachtet, so wird unsere Religion unsinnig und lächerlich.
Alle Menschen versuchen glücklich zu sein; darin gibt es keine Ausnahmen, wie verschieden die Mittel auch sind, die sie anwenden.