Zitate von Blaise Pascal
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Kann es etwas Widersinnigeres geben, als daß ein Mensch das Recht hat, mich zu töten, weil er jenseits des Wassers wohnt und weil sein Herrscher mit dem meinigen in Streit geraden ist, obzwar ich mit ihm niemals einen Streit gehabt habe?

Das Wetter und meine Launen haben wenig miteinander zu tun. Ich trage meinen Nebel und meinen Sonnenschein in meinem Inneren.

Alle Sorgen des Lebens stürzen über uns zusammen, weil wir uns weigern, jeden Tag eine Weile still in unserem Zimmer zu sitzen.

Warum folgt man der Mehrheit? Etwa weil sie mehr Vernunft besitzt? Nein, weil sie stärker ist.

Es ist für den Menschen keine Schande, dem Schmerz zu unterliegen, aber es ist eine Schande für ihn, der Lust zu unterliegen.

Nichts ist der Liebe so ähnlich als die Begierde, und nichts ist ihr so entgegengesetzt.

Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das schwächste der Natur; aber er ist ein denkendes Schilfrohr. Es ist nicht nötig, dass das ganze Weltall sich waffne, ihn zu zermalmen: Ein Dampf, ein Wassertropfen genügen, um ihn zu töten.

Wir betrachten die Dinge nicht nur von verschiedenen Seiten, sondern auch mit verschiedenen Augen; wir hüten uns, sie gleich zu finden.

Der Edelmann glaubt, daß die Jagd ein großes Vergnügen sei. Der Reitknecht ist anderer Ansicht.

Alle guten Grundsätze sind schon niedergeschrieben worden. Es bleibt nur, sie in die Tat umzusetzen.

Alles muß bewiesen werden, und beim Beweisen darf man nichts außer Axiomen und früher bewiesenen Sätzen benutzen.

Die Menschen sind so notwendig Toren, daß es auf eine andere Art töricht wäre, kein Tor zu sein.

Jeder Wahrheit sollte man hinzufügen, daß man sich auch der entgegengesetzten Wahrheit entsinne.

Daraus, daß man die Menschen mit Gewalt der Gerechtigkeit unterwerfen kann, folgt durchaus nicht, daß es gerecht sei, die Menschen der Gewalt zu unterwerfen.

Der Eigenwille wird nie zufrieden sein, und könnte er über alles verfügen, was er will; aber man ist in dem Augenblick zufrieden, da man auf ihn verzichtet.

Die Gegenwart ist nie unser Zweck: Vergangenheit und Gegenwart sind unsere Mittel. Die Zukunft allein ist unser Zweck. Und so leben wir nie: wir hoffen nur zu leben.

Die Beredsamkeit ist Gedankenmalerei, und diejenigen, die noch weiteres hinzufügen, nachdem sie etwas gemalt haben, schaffen also anstatt eines Porträts ein Gemälde.

Es ist gemeinhin die Gegenwart, die uns lästig ist. Wir verbergen sie vor unserem Blick, weil sie uns quält; und wenn sie uns willkommen ist, sind wir betrübt, sie entschwinden zu sehen.

Das Schweigen der Massen ist das Verbrechen, für das sie büßen. Das Schweigen ist die schwerste Verfolgung. Niemals haben die Heiligen geschwiegen.

Niemals begeht man Böses so gründlich und so freudig, als wenn man es aus Gewissen tut.

Ein Mensch, dem niemand gefällt, ist viel unglücklicher als einer, der niemandem gefällt.

Was die Menschen durch ihre größten Erleuchtungen zu erkennen vermochten, das lehrt diese Religion ihre Kinder.

Das Wissen von Gott ohne Erkenntnis unseres Elends zeugt von Dünkel. Das Wissen unseres Elends ohne Kenntnis von Gott zeugt die Verzweiflung. Das Wissen von Jesus Christus schafft die Mitte, weil wir in ihm sowohl Gott als auch unser Elend finden.

Niemals tut der Mensch das Böse so vollkommen und fröhlich, als wenn er es aus religiöser Überzeugung tut.

Wissen ist wie ein Baum: Je größer und verzweigter er ist, umso ausgeprägter ist sein Kontakt mit dem Unbekannten.

Wir rennen unbekümmert in den Abgrund, nachdem wir irgendetwas vor uns hingestellt haben, das uns hindern soll, ihn zu sehen.

Alles, was nicht Gott ist, kann meine Hoffnung nicht erfüllen. Gott selbst verlange und suche ich; an Dich allein, mein Gott, wende ich mich, um Dich zu erlangen. Du allein hast meine Seele erschaffen können, Du allein kannst sie aufs neue erschaffen.

Der Glaube bringt genug Licht für diejenigen, die glauben wollen, und genug Schatten, um diejenigen mit Blindheit zu schlagen, die es nicht wollen.

Die metaphysischen Gottesbeweise übersteigen die Urteilskraft der Menschen so sehr und sind so widerspruchsvoll, daß sie nur wenig Eindruck machen.

Es ist erstaunlich, daß etwas, das so offenbar ist, wie die Eitelkeit der Welt, so wenig bekannt ist, daß es befremdet und überrascht, wenn man sagt, es sei Torheit, ihre Auszeichnungen zu suchen.

Wie eitel ist die Malerei, wo man die Ähnlichkeit mit Dingen bewundert, die man im Original keineswegs bewundert.

Anfang und Ende der Dinge werden dem Menschen immer ein Geheimnis bleiben. Er ist ebenso unfähig, das Nichts zu sehen, aus dem er stammt, wie die Unendlichkeit zu erkennen, die ihn verschlingen wird.

Es gibt Leute, die gut reden und nicht gut schreiben. Sie brauchen Zuhörer, die sie anfeuern und dadurch veranlassen, daß ihr Geist hergibt, was er ohne diese Anregung nicht herzugeben vermag.

Der Geist glaubt von Natur, und der Wille liebt von Natur, und so müssen sie sich an falsche Objekte hängen, wenn wahre fehlen.

Es ist aber das Herz, das Gott spürt, und nicht die Vernunft. Das aber ist der Glaube: Gott im Herzen spüren und nicht in der Vernunft.

Jeder Autor hat einen Sinn, in dem alle widersprechenden Stellen ihre Einheit finden, oder er hat überhaupt keinen Sinn.