Zitate von Charles Baudelaire
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Die Liebe ist der Hang zur Prostitution. Ja, es gibt keinen edlen Genuß, der nicht auf die Prostitution zurückgeführt werden könnte.
Der Engel züchtigt wie er liebt im treusten Und zwingt den Rebell mit Riesenfäusten; Doch stets spricht der Verdammte: ‚Ich will nicht!
In dem man, was man zu tun hat, aufschiebt, läuft man Gefahr, es nie tun zu können.
Wenn Notzucht, Gift, Dolch, Brand noch nicht mit ihren hübschen Mustern den banalen Stickgrund unsrer jämmerlichen Geschicke zierten, so nur, weil es unsere Seele, leider! dazu an Kühnheit fehlt!
Große Genies machen keine Fehler. Sie haben das Privileg der Unmäßigkeit in jedem Sinn des Wortes.
Mißtrauen wir dem Volke, dem gesunden Menschenverstand, dem Herzen, der Inspiration, und dem Augenschein.
Was nicht leicht entstellt ist, entgeht der Wahrnehmung; woraus folgt, daß die Unregelmäßigkeit, das heißt das Unerwartete, die Überraschung, das Erstaunen ein wesentlicher und charakteristischer Teil der Schönheit ist.
Das Mühen ums Schöne ist ein Zweikampf, in dem der Künstler aufschreit vor Angst, noch ehe er besiegt ist.
Was die Liebe so lästig macht, ist der Umstand, daß sie ein Verbrechen ist, das man nicht ohne Komplizen begehen kann.
Die Phantasie ist das Königreich der Wahrheit, das Erreichbare eine von ihren Provinzen.
Unser Verlangen nach Lust verknüpft uns der Gegenwart. Die Sorge um unser Heil macht uns von der Zukunft abhängig.
Es gibt Leute, die sich nur in Scharen vergnügen können. Der wahre Held vergnügt sich ganz allein.
Jeder gesunde Mensch kann zwei Tage lang auf Essen verzichten, aber niemals auf Poesie.
Es gibt kein schöneres Vergnügen als einen Menschen dadurch zu überraschen, dass man ihm mehr gibt, als er erwartet hat.
Es ist gut, die Glücklichen dieser Welt hin und wieder wissen zu lassen, und wäre es auch nur, um ihren törichten Hochmut ein wenig zu schmälern, dass es ein höheres Glück gibt als das ihre, umfassender und erlesener.
Man tut den regierenden Fürsten Unrecht, wenn man ihnen die Verdienste und die Laster des Volkes zuschreibt, das sie beherrschen.
Sphinx Versonnen nehmen sie die edlen Haltungen der großen Sphinxe ein, die ausgestreckt in tiefen Einsamkeiten ruhen und zu entschlummern scheinen in endlosem Traum.
Anständige Menschen zeigen oft ein bißchen Feigheit, eine kleine Schwäche. Nur Schurken sind vom Erfolg überzeugt. Und deswegen haben sie Erfolg.
Der Dichter ist von überlegener Intelligenz, ja, er ist die Geistigkeit an sich, und die Phantasie ist die wissenschaftlichste aller Eigenschaften, da nur sie den Weltzusammenhang erkennt.
Ich selber bin es, der mein Herz aussaugt. Bin einer dieser Großen, ganz Verlorenen, zum ewigen Gelächter Auserkorenen. Von denen keiner mehr zum Lächeln taugt.
Das Irritierende an der Liebe ist, daß es sich dabei um ein Verbrechen handelt, daß einen Komplizen erfordert.
Ich war immer erstaunt, daß man Frauen in die Kirche hineinläßt. Welche Gespräche können Sie mit Gott führen?
Wenn ich dich geruhsam streichle, am Kopf und auf dem schlanken Rücken, so bebt die Hand mir vor Entzücken, auf daß ich dich noch mehr umschmeichle.
Man muß arbeiten, wenn nicht aus Lust an der Arbeit, dann aus Verzweiflung, denn, wenn man es recht bedenkt, ist die Arbeit doch schließlich weniger langweilig als das Vergnügen.
Das Leben ist ein Krankenhaus, in dem jeder Patient den Wunsch hat, sein Bett zu wechseln. Der eine möchte lieber vor dem Kaminfeuer leiden, der andere ist überzeugt, daß er nahe dem Fenster gesund werden würde.
Dass man mitunter Gesichter verwechselt, hat seinen Grund darin, dass das wirkliche Bild verdunkelt wird von dem geistigen Bild, das ihm entspringt.
Indem man die notwendige Arbeit verschiebt, läuft man Gefahr, sie niemals erledigen zu können.
Es ist das unvergleichliche Vorrecht des Dichters, daß er nach Lust und Laune er und ein anderer sein kann.
Masse, alleinsein: gleichwertige und austauschbare Begriffe für den schaffenden und schöpferischen Dichter. Wer nicht versteht, sein Alleinsein zu bevölkern, der versteht auch nicht, in einer geschäftigen Menge allein zu sein.
Es gibt nur eine vernünftige und gesicherte Regierungsform: die Aristokratie. Monarchie oder Republik, die sich auf Demokratie gründen, sind beide gleichermaßen absurd und schwach.
Immer liebt man nur das Land, in dem man nicht lebt, immer die Frau, die man nicht kennt.
Die Mischung des Grotesken und des Tragischen ist dem Geist angenehm, so wie ein übersättigtes Ohr an Mißtönen Gefallen findet.
Der Rosenkranz ist ein Mittel, ein Vehikel: die allen mögliche und zugängliche Form des Gebets.