Zitate von Francis Bacon
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Denn auf der Geisteskugel gibt es, wie auf der Erdkugel, sowohl angebaute als wüste Ländereien.
Wer gut wirtschaften will, sollte nur die Hälfte seiner Einnahmen ausgeben, wenn er reich werden will, sogar nur ein Drittel.
Vier Säulen stützen den Tempel der irdischen Glückseligkeit: Gesundheit, Gemütsruhe, Wohlstand und Freundschaft.
Wenn wir sicher und erwiesenermaßen wüßten, was der Tod ist, würden wir Verlangen haben, zu leben?
Wer Gott leugnet, zerstört den Adel der Menschheit, denn, wahrlich, der Mensch ist durch seinen Leib mit den Tieren verwandt, wenn er nicht durch seinen Geist mit Gott verwandt wäre, wäre er nur ein niederes und unedles Geschöpf.
Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken, und einige wenige kauen und verdauen.
Die geringen Tugenden finden bei der Menge Lob, die mittleren Bewunderung, die höchsten kein Verständnis.
Lesen bereichert den Menschen, mündlicher Gedankenaustausch macht ihn gewandt. Niederschriften verhelfen zu genauerem Wissen.
Der Mensch tut gut daran, einen Bleistift bei sich zu tragen und die Gedanken, wenn sie kommen, nieder zuschreiben.
Der Ehrgeiz gleicht der Galle, einem Saft des menschlichen Körpers, der den Menschen tätig, beharrlich, wach und rührig macht, solange seine Ausgänge nicht verstopft sind. Ist das aber der Fall und hat sie nicht den notwendigen Abfluß, so wird sie brandig und dadurch bösartig und giftig.
Der menschliche Geist wird mehr aufgeheitert und erfrischt, wenn er in kleinen Dingen Fortschritte macht, als wenn er bei großen zum Stillstand gelangt ist.
Glückliche Verhältnisse lassen zumeist den Fehler, ungünstige aber die Tugenden der Menschen an den Tag kommen.
Der Argwohn ist unter den Gedanken, was die Fledermäuse unter den Vögeln sind: sie flattern stets im Dämmerlicht.
Das Reisen bildet bei der jungen Welt einen Teil der Erziehung, bei älteren Leuten einen Teil der Erfahrung. Wer nach einem Lande reist, ohne zuvor irgend welche Einsicht in dessen Sprache zu haben, geht zur Schule, aber nicht auf Reisen.
Im Theater des menschlichen Lebens ist es nur Gott und den Engeln erlaubt, Zuschauer zu sein.
Wer in ein Land reist, bevor er einigermaßen in dessen Sprache eingedrungen ist, sollte lieber zur Schule gehen, aber nicht auf Reisen.
Den Charakter eines Menschen erkennt man am besten in der Vertraulichkeit, denn da herrscht kein Zwang; in er Leidenschaft, denn sie läßt ihn eine Grundsätze vergessen; und in einem neuen Falle oder Versuche, da da läßt ihn die Gewohnheit im Stich.
Die mürrische und unglückliche Scheidung zwischen den beobachtenden und denkenden Seelenkräften hat alles in der Wissenschaft gestört.
Gute Anführer im Kriege muß man haben, seien sie auch noch so ehrgeizig; denn der Nutzen ihrer Dienste entschädigt für das Übrige, und einen Soldaten ohne Ehrgeiz zu nehmen, heißt ihm die Sporen abreißen.
Ein Mensch, der selber keine guten Eigenschaften besitzt, beneidet die Tugenden anderer, denn das menschliche Herz weidet sich gern an den eigenen Vorzügen oder an der Schlechtigkeit der anderen.
Ein wenig Philosophie führt zu Atheismus, aber tiefe Philosophie bringt den Menschen wieder zur Religion.
Die Menge wird nicht zur Gesellschaft, die Gesichter sind nichts anderes als eine Sammlung von Bildern und die Gespräche ein störender Lärm, da, wo es keine Liebe gibt.
Jeder, auch wer sich nicht daran kehrt, muß zugeben, daß Treu und Redlichkeit der menschlichen Natur zur Zierde gereichen und daß eine Beimischung von Falschheit gleichwie der Zusatz in Gold- und Silbermünzen ist; er erhöht die Brauchbarkeit, aber mindert den Wert.
Die Achtung vor deinem eigenen Selbst ist nächst der Religion der stärkste Damm gegen alle Laster.
In heiklen und unerquicklichen Dingen ist es empfehlenswert, jemand anderes, dessen Worte weniger ins Gewicht fallen, den Anfang machen zu lassen.
Wenn jemand mit Gewißheiten beginnen will, wird er in Zweifeln enden. Wenn er sich aber bescheidet, mit Zweifeln anzufangen, wird er zu Gewißheiten gelangen.