Zitate von Friedrich von Bodenstedt
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Aus tausend Traurigkeiten zur Krippe geh’n wir still, das Kind der Ewigkeiten uns alle trösten will.
Der Mai des Lebens steht nicht lang in Blüte, er dünkt uns wie ein Traum in seiner Flucht; doch nur dem Aug‘ entfleit er: Im Gemüte reift manche seiner Blüten uns zur Frucht.
Weiß noch keiner, was ihm frommt hier auf dunklem Pfade. Keiner zwingt das Glück, es kommt unverhofft als Gnade.
Ich habe die Menschen, die schnell mit einem Verdammungsurteil bei der Hand sind, immer in Verdacht, daß sie selbst nicht viel taugen.
Oft ward ich unverdient gerühmt, Oft auch getadelt unverblümt; Doch der schärfste Tadel, den ich vernommen, Ist mir stets aus dem eig’nen Herzen gekommen.
Als ich der Weisheit nachgestrebt, Kam ich den Toren töricht vor, – Und klug, da ich wie sie gelebt – Für weise hält sich nur der Tor.
Das Unglück kann die Weisheit nicht – Doch die Weisheit kann das Unglück tragen.
Der predigt von des Lebens Nichtigkeit, und jener von des Lebens Wichtigkeit; hör‘ beides wohl, mein Sohn, und merke dir: halb hat’s mit beiden seine Richtigkeit!
Wer nicht den tiefsten Sinn des Lebens Im Herzen sucht, der forscht vergebens.
Wer seine Freunde im Tode nicht ehrt, ist ihrer im Leben nicht wert gewesen.
Wenig Gutes hört man in den Schulen von Weisen, die um Gunst der Mächtigen buhlen, doch stehn mit gold’ner Schrift im Buch der Ehren die Fürsten, die befolgten weise Lehren.
Such keine Weisheit und Erfahrung, In alter Bücher Staub vertieft; Die allerbeste Offenbarung Ist, die aus erster Quelle trieft.
Das Glück der Ehe kann nur offenbaren, Wer es gesegnet an sich selbst erfahren.
Wer nie verließ der Vorsicht Kreise, der war nie töricht, aber auch nie weise.
Wohl besser ist’s, ohn‘ Anerkennung leben und durch Verdienst des Höchsten wert zu sein, als unverdient zum Höchsten zu erheben, groß vor der Welt und vor sich selber klein.
Gar mancher kommt trotz vielem Lesen mit dem Verständnis in die Brüche; wohl hat er die Sprüche der Weisheit gelesen, doch nicht verstanden die Weisheit der Sprüche.
Der Kern des Christentums ist treue Pflichterfüllung in unserem Berufe und selbstlose Aufopferung für andere.
Der Weise nennt mit Ehrfurcht Gottes Namen, er weiß, daß er das Wesen nicht erfaßt; der Tor malt Gottes Bild, wie es zum Rahmen des engen Torenhirnes paßt.
Gewiß ist es, daß eine einzige Stunde vertraulicher Mitteilung zwei fremde Menschen einander näher bringt als ganze Jahre gewöhnlichen Beisammenlebens.
Weisheit macht glücklich, doch die größte Summe Der Weisheit schafft zugleich die größten Leiden. Am glücklichsten auf Erden ist der Dumme, Mag auch kein Weiser ihn darum beneiden.
Am tiefsten schmerzen Wunden, uns geschlagen von Menschen, die der Freundschaft Maske tragen.
Die schlimmsten Schmerzen sind auf Erden, Die ausgeweint und ausgeschwiegen werden.
Wer Glücklich ist, der ist auch gut, Das zeigt auf jeden Schritt sich; Denn wer auf Erden Böses tut, Trägt seine Strafe mit sich.
Wohl gibt es Fürsten, Die nach Wahrheit dürsten; Doch wenigen ward ein so gesunder Magen, Sie zu vertragen.
Von Vergnügen zu Vergnügen rastlos taumlen hin und her, ist ein eitles Selbstbetrügen und bald kein Vergnügen mehr.
Der Rose süßer Duft genügt, man braucht sie nicht zu brechen – und wer sich mit dem Duft begnügt, den wird ihr Dorn nicht stechen.
Kaum ist die Gegenwart gedacht, So ist sie schon verschwunden; Uns aber hält, was sie gebracht, In Zukunft noch gebunden!
Verstand ist ein zweischneidig Schwert Aus hartem Stahl mit blankem Schliff. Charakter ist daran der Griff, Und ohne Griff ist’s ohne Wert.
Nur wer sich recht des Lebens freut, trägt leichter, was es Schlimmes bräut.
Daß Weisheit nach der Anmut strebt Hat man auf Erden oft erlebt, Doch daß die Anmut gern ihr Ohr Der Weisheit leiht, kommt seltener vor.
Witz ist ein Schaumschlagen des Geistes, welches allerlei wunderliche Blasen zu Tage fördert, die im Glanze der Sonne wie wirkliche Edelsteine und Perlen blitzen.
Die lieblich tun mit allen will, Die macht es keinem recht: Die Tausenden gefallen will, Gefällt nicht einem recht.
Zum Kampf gerüstet ward vom Schicksal jeder, das Schwert schwingt dieser, jener schwingt die Feder.
Sprich nicht von Zeit, spricht nicht von Raum, Denn Raum und Zeit sind nur ein Traum, Ein schwerer Traum, den nur vergißt, Wer durch die Liebe glücklich ist.
Anmut, die dem Geiste eigen, Muß in Werk und Wort sich zeigen; Nicht von außen, nur von innen Ist die Anmut zu gewinnen.
Mein Verstand ist sehr verständig, Nennt mein armes Herz betört; Doch dies Herz liebt so unbändig, Daß es gar nicht auf ihn hört.