Zitate von Gotthold Ephraim Lessing
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Ich wollte eben so gern für mich allein plaudern, als für mich allein trinken.
Der erste praktische Lehrer. – Denn ein anders ist die Unsterblichkeit der Seele, als eine philosophische Spekulation, vermuten, wünschen, glauben: ein anders, seine innern und äußern Handlungen darnach einrichten.
Du kennst die Christen nicht, willst sie nicht kennen, ihr Stolz ist, Christen sein, nicht Menschen.
Zufällige Geschichtswahrheiten können der Beweis von notwendigen Vernunftswahrheiten nie werden.
Nichts zieht den Undank so unausbleiblich nach sich als Gefälligkeiten, für die kein Dank zu groß wäre.
Wer Freunde sucht, ist sie zu finden wert, wer keinen hat, hat noch keinen begehrt.
Diejenige Religion ist die beste, die ihre Gläubigen am besten handeln läßt, also am humansten, am mitleidvollsten. Wer die eigene Religion so versteht, wird es nicht schaffen, Andersdenkende zu verfolgen.
Der Name Mutter ist süß; aber Frau Mutter ist wahrer Honig mit Zitronensaft.
Der Märtyrer der Titel, des kranken Wahnes Eigentum schämt sich vor lauter Ehr‘ auch nicht entehrter Mittel.
Es gibt eine Art des Tadels, welches dem Getadelten Ehre macht. Man tadelt den Hannibal, daß er nicht Rom belagert. Welchen geringern Feldherrn von allen, die jemals an der Spitze römischer Feinde gewesen sind, macht man diesen Vorwurf? Keinem.
Der große Mann braucht überall viel Boden, und mehrere zu nah gepflanzt, zerschlagen sich nur die Äste.
Man wird des Guten, und auch des Besten, wenn es alltäglich zu werden beginnt, so bald satt!
Man pflegt in einem wichtigen Werk zu blättern, ehe man es ernstlich zu lesen anfängt.
Wenn der Rat eines Toren einmal gut ist, so muß ihn ein gescheuter Mann ausführen.
Ich würde der Mann nicht geworden sein, der ich doch bin, wenn mich das Frauenzimmer nicht vollends zugestutzt hätte.
Du klagst mit unzufried’nem Geist, daß dich das Glück so kärglich speist? Setz deinen Wünschen nur ein Ziel, wer viel begehrt, dem mangelt viel.
Wäre es nicht töricht, eher aufzuhören, als bis man Meisterstücke von mir gesehen hat?
Jeder Mensch hat seinen Stil, sowie seine eigene Nase, und es ist weder artig noch christlich, einen ehrlichen Mann mit seiner Nase zum besten zu haben, wenn sie auch noch so sonderbar ist.
Aber ein richtiger und feiner Geschmack ist immer ein allgemeiner und großer. Auch ist ein Mann von Geschmack noch lange kein Kunstrichter.
Die Bestimmung der Tragödie ist diese: sie soll unsere Fähigkeit, Mitleid zu fühlen, erweitern.
Der Mensch? Wo ist er her? Zu schlecht für einen Gott, zu gut fürs Ungefähr.
Für die Wahrheit? Wie vielfach ist sie? Jeder glaubt, sie zu haben, und jeder hat sie anders.
Es muss uns notwendig ekeln, in der Kunst das wiederzufinden, was wir aus der Natur wegwünschen.
Furcht und Hoffnung tut bei den verderbten Menschen allezeit mehr als Scham und Ehrliebe.
Meine Redlichkeit ist nicht von der bäuerischen, groben, und unbiegsamen Art. Sie ist gefällig, verbindlich, kurz, in die meisten Sättel gerecht.
Ebendieselben Wir möchten gern dem Kritikus gefallen: Nur nicht dem Kritikus vor allen. Warum? Dem Kritikus vor allen Wird auch kein Sinngedicht gefallen.
Ein trunkner Dichter leerte Sein Glas auf jeden Zug; Ihn warnte sein Gefährte: Hör auf! du hast genug. Bereit, vom Stuhl zu sinken, Sprach der: Du bist nicht klug; Zu viel kann man wohl trinken, Doch nie trinkt man genug.
Es ist kein Verbrechen, geliebet haben; noch viel weniger ist es eines, geliebet worden sein. Aber die Flatterhaftigkeit ist ein Verbrechen.