Amélie Nothomb Zitate
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Sie haben ein beschissenen Leben und gehen einem beschissenen Beruf nach, wohnen an abscheulichen Orten mit entsetzlichen Personen zusammen und treiben die Niedertracht dann auch noch so weit, das Ganze ihr Lebensglück zu nennen.
Der Schöpfungsakt ist nicht das Problem – er ist berauschend; erst danach wird es schwierig.
In der ungeheuren Mehrzahl der Fälle sind die Menschen nur freundlich, damit man sie in Ruhe lässt.
Geschlechtsverkehr ist idiotisch, aber noch idiotischer ist es, sich ihn sich zu versagen.
Die Wege, die zu Gott führen, sind unerforschlich. Noch unerforschlicher sind die Wege, die zum Erfolg führen.
Der menschliche Geist leidet unter einer fundamentalen Begriffsstutzigkeit: Um den Wert einer Sache verstehen zu können, muss er dieser Sache beraubt werden.
Wie das Gold findet man das Gute in der Natur niemals in reiner Form. Es erscheint daher nicht gerade imponierend. Es hat die unangenehme Eigenschaft, nichts zu bewirken, und stellt sich statt dessen gern zur Schau.
Theorien sind dazu da, die Spießer zu erschrecken, die Ästheten zu betören und die anderen zum Lachen zu bringen.
Denn das einzige, was über den Krieg ehrlicherweise zu sagen wäre, wird nicht gesagt: dass man den Krieg führt, weil man den Krieg liebt und weil er ein guter Zeitvertreib ist.
Wenn wir imstande wären, an unsere Probleme nicht mehr zu denken, wären wir glückliche Menschen.
Man macht sich über die Kinder lustig, wenn sie ihre Schandtaten mit dem Stoßseufzer: Aber er hat doch angefangen entschuldigen wollen. Aber auf die gleiche Weise entstehen auch alle Konflikte der Erwachsenen.
Seit ewigen Zeiten haben die kleinen Leute ihr Leben in den Dienst von Realitäten gestellt, die über sie hinweggingen.
Wenn sie den Bodensatz menschlicher Gefühle kennen lernen wollen, dann sehen sie sich die Gefühle mal näher an, mit denen Frauen anderen Frauen begegnen.
Das ist mal wieder typisch für das menschliche Gehirn: sich auf Einzelheiten konzentrieren, um das Wesentliche zu übersehen.
Wenn es möglich ist, nicht zu sterben, hat man die Pflicht, nicht zu sterben. Warum? Im Interesse der Lebenden, die dich lieben.
Sicherlich gab es in der Welt des Schrifttums für jedermann ein Werk, das ihn zum Leser machen könnte, vorausgesetzt, das Schicksal sorgt für die Begegnung.
Warum ist es unmöglich, jemanden etwas Gutes zu tun, ohne ihm weh zu tun? Warum ist es unmöglich, jemanden zu lieben, ohne ihn zu vernichten?
Es spielt keine Rolle, ob Gott existiert oder nicht, denn nichts ist stärker als ein vom Glauben beseelter Geist.
Wenn eine Frau sich über die Zudringlichkeit eines Mannes beklagt, geht es ihr immer darum, den eigenen Wert zur Geltung zu bringen.