Dein Ja sei lang bedacht, doch heilig; Dein Nein sprich mild, doch nicht zu eilig! So wird das Ja den Freund erfreuen, Das Nein dich selber niemals reuen.
Anastasius GrünBei der Arbeit magst du singen, Das verleiht der Arbeit Schwingen. Ein Anfang ist kein Meisterstück, Doch guter Anfang halbes Glück.
Anastasius GrünSeelen gibt es, die an Sterne mahnen, unbemerkt auf sonn'gen Alltagsbahnen; Dämmerung und Finsternis erst sagen euch, wieviel des Lichts sie in sich tragen.
Anastasius GrünPolitische Freiheit ist nur da möglich, wo ein Volk hinreichende Stärke in den Beweggründen des sittlichen Handelns erlangte.
Anastasius GrünAch, wenn nur der Wind vom Lande Mir ein grünes Blatt allein, Eine Blüte nur vom Strande Wehte in das Schiff hinein!
Anastasius GrünWo war, wo ist, wo wird sie sein, die Stunde, wahrem Glück erlesen? Sie ist nicht und sie wird nicht sein, denn sie ist immer nur gewesen! Daß wir glücklich waren, wissen wir erst, wenn wir es nimmer sind.
Anastasius GrünErst Täubchen, Tiger dann und Schwein, Gefühlvoll erst, rauflustig dann, Unflätig zuletzt ist der trunk'ne Mann.
Anastasius GrünO schönes Bild, zu sehen Vom Ring' der Lieb' umspannt Die Erde und den Himmel, Die Menschen und ihr Land!
Anastasius Grün"Das Staatsschiff", - wie bezeichnend trifft Das Bild hier den Gedanken! Daß wir seit langem eingeschifft, Man fühlt's am steten Schwanken.
Anastasius GrünDes Daseins Kelch kredenzt bald süß, bald herb den Trank; Der herbe heilt oft den, der von dem süßen krank.
Anastasius GrünFreiheit ist nicht Genuß, sondern Arbeit, unausgesetzte Arbeit an den großen Kulturaufgaben des modernen Staates.
Anastasius GrünWer groß sich dünkt, sucht kleine Geister, aus niederem Kreis sich selbst zu erheben; wer klein sich fühlt, wählt große Meister, an sie geschmiegt emporzustreben.
Anastasius GrünEines weiß ich, und dies eine giebt mir Kraft und Zuversicht: Keine Macht war noch so dunkel, der nicht obgesiegt das Licht. Keines Winters Eis so feste, daß der Lenz es nicht durchhieb. Keines Kerkers Wand so ewig, daß die Zeit sie nicht zerrieb!
Anastasius GrünBegeist'rung, Himmelstochter! laß dich zur Erde nieder, Und schwing ob unsern Häuptern dein siegreich Banner wieder! Bann' ihn hinweg, den Dämon uns'rer Zeit. Dies schläfrig lahme Scheusal, genannt Gleichgültigkeit.
Anastasius GrünKein Füllhorn, das von allen Schätzen regnet, Ist reicher als die Mutterhand, die segnet.
Anastasius GrünGenuß und Leid des Alltags ist gemeinsam, Der höchste Stolz, der tiefste Schmerz blieb einsam.
Anastasius GrünWer für sich selbst zu schwach und klein, Und wer nicht gerne steht allein, Mag an den Freund sich schmiegen!
Anastasius GrünViel tausend Quellen zählt die Krankheit und noch mehr; Genesung sucht und trifft die eine rechte schwer.
Anastasius GrünWas du dankst der milden Göttergunst, drückt dein Haupt zu Boden nieder; was du dankst der eignen Müh' und Kunst, hebt es zu den Göttern wieder.
Anastasius GrünUnd der "schönen Tat in Worten" Könnten wir beinah entrathen; Was uns Noth tut aller Orten, Ist ein "schönes Wort in Thaten"!
Anastasius GrünHier ruht mein treuester Genoss im Land, Herr Hypochonder zubenannt; Er starb an frischer Bergesluft, An Lerchenschlag und Rosenduft!
Anastasius GrünAufrichtigkeit: In der Welt fährst du am besten, sprichst du stolz mit stolzen Gästen, mit bescheidenen bescheiden, aber wahr und klar mit beiden.
Anastasius GrünDie schöne Seele kennt kein süßer Glück als außerhalb verwirklicht auch zu sehn das Edle, Schöne, das sie in sich trägt.
Anastasius Grün