August Strindberg Zitate
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Im übrigen grübele ich nicht mehr über die Empfindungen, die in mir entstehen, sondern verhalte mich völlig gleichgültig dagegen, indem ich für mich dieselbe Freiheit, wie ich sie allen andern lasse, beanspruche.
Bisweilen kommen wir mit dem bloßen Schrecken davon: Gott straft uns oft mit unseren Einbildungen.
Das Leben ist nicht so mathematisch-idiotisch, daß nur die Großen die Kleinen fressen, sondern es kommt ebenso häufig vor, daß die Biene den Löwen tötet oder ihn zumindest verrückt macht.
Die Zeit ist die kostbarste aller Gaben, die Gott uns gegeben hat; darum müssen wir sie auf eine Art nutzen, die zeigt, wie hoch wir diese Gabe schätzen.
Freiwillig abzusteigen ist nicht peinlich, wenn sich die Zuschauer nur überzeugen lassen, daß es freiwillig geschieht; stürzen aber ist bitter, zumal ein Sturz stets vom Beifall der Untenstehenden begleitet wird.
Glücklicherweise ist die Gottlosigkeit eine Zwangsvorstellung, die allen hochmütigen Dummköpfen als Strafe auferlegt wird.
Gerecht leiden wie die Sträflinge, ist kein Verdienst, unrecht leiden aber ist eine Gnade und eine Prüfung, aus der der Standhafte goldene Früchte erntet.
In jeder Ehe kommt einmal die Zeit, in der man andere Männer um ihre Schwerhörigkeit beneidet.
Beneide niemanden, denn du weißt nicht, ob der Beneidete im stillen nicht etwas verbirgt, was du bei einem Tausche nicht übernehmen möchtest.
Die Natur hat zwei Geschlechter geschaffen, die unter Umständen einander suchen, aber unter anderen Verhältnissen als erbitterte Feinde sich gegenüberstehen.
Meide nicht die Ehe, aber bleibe nicht in ihr, falls sie dich erniedrigt. Lieber aber eine unglückliche Ehe, als nichts. Man geht durch, und kommt raus, mehr erfahren als vorher, und Erfahrung ist Kapital.
Gute Worte geben dem Menschen Kraft für den Versuch, so zu werden, wie er gern sein möchte.
Es gibt Menschen, die einem kleine Höflichkeiten aufdrängen, um nachher große Gegendienste verlangen zu können.
Was für eine Dummheit…, sein Leben in einem kleinen Boot aufs Spiel zu setzen, da es doch Schiffe mit Verdeck und Dampfboote gab.
Familie, du bist die Heimstatt aller sozialen Laster, die Versorgungseinrichtung aller bequemen Frauen, die Ankerschmiede des Familienversorgers und die Hölle der Kinder.
Was ist Eifersucht?… Das ist die Furcht, das Kostbarste, das man hat, zu verlieren!… Der Eifersüchtige?… Das ist ein lächerlicher Mensch, aus dem lächerlichen Grunde, daß er das Kostbarste, was er hat, nicht verlieren will!
Ich ziehe das Schweigen vor: man vernimmt dabei Gedanken und sieht die Vergangenheit.
Und als er sich nicht darein fand, ein Ausgestoßener zu sein, erwachten seine Zweifel, ob nicht die Gesellschaft, zu der doch Schule und Universität gehören, auch eine Schuld an seiner Erziehung habe; ob nicht die Gesellschaft Gebrechen habe, die geheilt werden müssen.
Wirkliche Schönheit kann ohne Güte nicht existieren; denn es sind nicht die Züge allein, sondern es ist der Ausdruck, der den Zügen ihren übernatürlichen Reiz gibt.
O wie grausam ist das Leben, das den Menschenkindern kein Essen schaffen kann, während es doch allen anderen Geschöpfen Nahrung umsonst gibt.
Der Morgen bringt etwas, das Jugend verleiht. Wenn die, welche den Morgen verschlafen, wüßten, was sie verlieren!
Die Menschen hegen eine instinktive Abscheu vor dem Erfolg anderer, sie finden es ungerecht vom Schicksal, den einen zu begünstigen, und versuchen deshalb, das Gleichgewicht wiederherzustellen, indem sie ihm Steine in den Weg rollen.
Die Tugend, die sich nach fünfzig Jahren einstellt, besitzt als Predigt keinen Wert.
Gegen den Kulturstrom kann man nicht schwimmen, doch man kann sich an Land retten.
Der Streit um Glauben oder Wissen ist der dümmste Wortstreit, der je geführt worden ist, und eine Schande für die Menschheit.
Ich verabscheue Leute, die Hunde halten. Das sind Feiglinge, die nicht genug Schneid haben, selbst zu beißen.
Hinter jedem Gedanken lauert eine Leidenschaft, jedes Urteil ist von einer Neigung gefärbt.
Sollte es wirklich einmal zu einem Kampf zwischen den Geschlechtern kommen, dann werden die Frauen siegen, weil die Männer die Frauen mehr lieben als die Frauen die Männer.
Auch Frauen können ein Geheimnis für sich behalten, vorausgesetzt, man erzählte es ihnen nicht.
Nüsse knacken, die innen schwarz sind, wenn man sie endlich einmal aufgekriegt hat, – das hat der Teufel erfunden.
Die Ehe ist eine Blutsbrüderschaft und mehr, sie ist eine heilige Handlung. Sie ist so zart und so zerbrechlich, daß ein voreiliges Wort – ja, man nennt es Scherz – sie fürs ganze Leben töten kann.
Kultur bedeutet: ein Leben in steter Spannung, ein immerwährender Kampf gegen den Rückschritt.
Gewiß fehlt es in jedem Leben an etwas, aber warum sollen die fetten Bissen gerade immer denen zufallen, denen es so schon gut geht?