Zitate von Charles de Secondat
page 2
Das Essen ist einer der vier Zwecke des Daseins. Welches die drei anderen sind, darauf bin ich noch nicht gekommen.
Autorität ist der Beweis, auf welchen hin selbst die Weisesten alle jene Wahrheiten der Wissenschaften, oder Thatsachen der Geschichte oder des Lebens annehmen, deren Beweise sie nicht persönlich geprüft haben.
Es wird immer schön bleiben, die Menschen zu beherrschen, indem man sie beglückt.
Durch die Tyrannei eines Fürsten wird ein Staat dem Untergange nicht näher gebracht, als eine Republik.
Achtet wohl darauf, daß die meisten Dinge, die uns Vergnügen bereiten, unvernünftig sind.
Heute erhalten wir drei verschiedene oder widersprechende Erziehungen, einmal von unseren Eltern, dann von unseren Lehrern und endlich durch die Gesellschaft. Was wir in dieser hören, wirft alle Vorstellungen, welche die beiden ersten Erziehungen uns eingepflanzt haben, über den Haufen.
Wir sind so sehr daran gewöhnt, Häuser reicher Menschen zu sehen, so daß uns die Häuser von Menschen mit Geschmack bezaubern.
Die Leute, welche man gute Gesellschaft nennt, sind oft bloß jene, deren Laster raffinierter sind.
Der Spott ist eine unserem Geist vorteilhafte, unserer guten Gemütsart feindliche Rede.
Als ich in der Gesellschaft lebte, hing ich so an ihr, als ob ich die Zurückgezogenheit nicht ertragen könnte. Als ich wieder auf meinen Gütern war, habe ich nicht mehr an die Gesellschaft gedacht.
Keineswegs ist es die junge Generation, die entartet; diese verdirbt nur, wenn die Erwachsenen schon verdorben sind.
Jeder Staat weist drei Gewalten auf, die gesetzgebende Gewalt, die vollziehende Gewalt und die richterliche Gewalt. Aber alles wäre verloren, wenn derselbe Mann oder dieselbe Behörde, gleich ob der Vornehmen oder des Volkes, alle drei Gewalten zugleich ausübte.
Eine Regierung braucht nur unbestimmt zu lassen, was Verrat ist, und sie wird zur Despotie.
Die Frauen sind falsch. Das rührt von ihrer Abhängigkeit her. Je stärker die Abhängigkeit, desto größer die Falschheit. Das ist wie mit den Zöllen: Je mehr man sie erhöht, um so mehr wächst der Schmuggel.
Die Mehrzahl der Gesetzgeber waren beschränkte Menschen, welche der Zufall an die Spitze der anderen stellte und welche fast nichts anderes zurate gezogen haben als ihre Vorurteile und ihre Narrheiten.
Es gibt Menschen, die ihre Seele auf dem Gesicht tragen, und andere am Hinterkopf.
Der König von Frankreich ist der mächtigste Fürst Europas. Er hat keine einzige Goldmine wie sein Nachbar, der König von Spanien; aber er besitzt mehr Reichtümer als jener, weil er sie der Eitelkeit seiner Untertanen entnimmt, die unerschöpflicher als jene Minen ist.
Überzeugt man sich genau, wer die Leute sind, die den Reichtum im ausgedehntesten Maße besitzen, so lernt man zuerst die Reichen und durch sie den Reichtum verachten.
Gewöhnlich sind diejenigen, die einen großen Geist besitzen, sich dessen nicht bewußt.
Merkwürdig! Fast niemals ist es die Vernunft, die die vernünftigen Dinge macht, und man kommt fast nie zu ihr durch sie selbst.
Philosophisch besteht die Freiheit in der Ausübung seines Willens oder wenigstens (wenn allen Systemen genügt werden soll) in dem Glauben, daß man seinen Willen ausübe. Die politische Freiheit besteht in der Sicherheit, oder wenigstens in dem Glauben, den man an seine Sicherheit hat.
Etwas ist nicht recht, weil es Gesetz ist, sondern es muß Gesetz sein, weil es recht ist.
Tritt eine Idee in einen hohlen Kopf, so füllt sie ihn völlig aus – weil keine andere da ist, die ihr den Rang streitig machen könnte.
Die Tyrannis eines Fürsten in einer Oligarchie ist nicht so gefährlich für das Gemeinwohl wie die Apathie der Demokratie.
Man muß den Wert des Geldes kennen; die Verschwender kennen ihn nicht und die Geizhälse noch weniger.
Es ist eine Torheit der Eroberer, allen Völkern ihre Gesetze und ihre Sitten aufdrängen zu wollen: das taugt zu nichts, denn bei jeder Art von Regierung ist man fähig zu gehorchen.
Die Gesetze in der weitesten Bedeutung sind die notwendigen Beziehungen, welche sich aus der Natur der Dinge ergeben, und in diesem Sinne haben alle Wesen, die Gottheit, die körperliche Welt, die dem Menschen überlegenen geistigen Wesen, die Tiere und die Menschen ihre besonderen Gesetze.
Die Frömmigkeit entspringt dem Wunsch, um jeden Preis in der Welt eine Rolle zu spielen.
Ich kann dir versichern: Ich stellte diese Christen oft auf die Probe. Ich fragte sie aus, um zu sehen, ob sie irgendeine Vorstellung vom großen Ali, dem schönsten aller Menschen, hätten. Ich fand, sie hatten nie davon sprechen hören.
Man ist nicht einig über den Geist, weil er zwar, soweit er sieht, etwas Wirkliches, aber soweit er Gefallen erregt, etwas völlig Relatives ist.
Je weniger wir von den Schriftstellern verlangen, desto mehr fordern wir von den Kritikern.
Die politische Tugend fordert Selbstverleugnung, und die fällt dem Menschen allemal sehr schwer.
Wenn es einen Gott gibt, muss er notwendigerweise gerecht sein; denn andernfalls wäre er das schlechteste und unvollkommenste von allen Wesen.
Wären die Menschen in ihrem kleinen Garten geblieben, so hätten wir eine andere Vorstellung von Glück und Unglück als die, die wir jetzt haben.
Höher als die gewöhnliche Tapferkeit ist jene andere, wahre, vollkommene, philosophische Tapferkeit, sie ist eine Kraft und ein Halt der Seele, die jede Art Widerwärtigkeiten gleichermaßen verachtet, die sich stets gleich bleibt, einheitlich und beständig ist.
Mit Ausnahme einiger Freigeister begehren alle Christen in den Himmel zu kommen; aber fast jeder möchte ihn zu billigerem Preise erwerben, als er zu haben ist.
Bei den meisten Widrigkeiten kommt es darauf an, daß man sich zu helfen weiß. Dann fügen sich die meisten in den Plan eines glücklichen Lebens ein.
Wenn einmal die Autorität durch Gewaltthätigkeiten auf Verachtung gestoßen, wird niemand mehr Ansehen genug haben, um sie wiederherzustellen.
Kaum zweihundert Jahre ist es her, daß die französischen Frauen sich einfallen ließen, Unterhosen zu tragen. Bald hatten sie sich dieses Hindernisses wieder entledigt.
Jeden Augenblick entstehen neue Tierarten, und ich glaube, daß jeden Augenblick einige zugrunde gehen.
Man würde Frauen besser die Leitung des Staates als die einer Familie anvertrauen. Denn soweit man ihr Gelegenheit gibt, ist die Frau ebenso vernünftig, ebenso rührig wie der Mann.