Zitate von Claude Adrien Helvétius
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Der Stolz ist in uns nur das echte oder falsche Gefühl für unsere eigene Vortrefflichkeit.
Eine vergangene Narrheit öffnet den Menschen selten die Augen über ihre gegenwärtige Torheit.
Es verfließen keine hundert Jahre, welche nicht dem folgenden Jahrhundert durch eine lächerliche Behauptung oder Leugnung etwas zum Lachen hinterlassen sollten.
Die Menschen sind keineswegs böse, sondern nur ihren Interessen unterworfen.
Die Stärke unserer Aufmerksamkeit entspricht… der Stärke unserer Leidenschaft.
Die Musen, so sagen die Dichter, lieben die Wälder, die Wiesen und die Quellen, weil man dort eine Ruhe genießt, die den Städten fremd ist.
Der Mensch wird unwissend geboren, nicht aber dumm; und dumm wird er nicht einmal ohne Anstrengung.
Die Presse wird um so mehr eingeschränkt, je kurzsichtiger die Ansichten des Ministers sind.
Was verheißt die despotische Macht? Oft den Untergang des Despoten und immer den seiner Nachkommen.
Die Wahrheit ist eine Fackel, die durch den Nebel leuchtet, ohne ihn zu vertreiben.
Die glückliche Übereinstimmung zwischen unserem Interesse und dem öffentlichen Interesse… erfüllt uns mit jenen zärtlichen Gefühlen für die Menschen, die uns dafür durch ihre Zuneigung belohnen.
Nur indem der Liebende eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gegenstand seiner Liebe annimmt, vermag er der Geliebten zu gefallen.
Ein allzu heftiger und tätiger Geist dient lediglich dazu, den Körper, dem er beigegeben, zu verzehren…
Der Anblick des Unglücks macht auf viele Menschen die Wirkung des Hauptes der Meduse: bei seinem Anblick verwandeln sich die Herzen in Stein.
Von einer heldenmütigen Geschichte glaubt der Leser nur dasjenige, was er selbst imstande ist; alles andere verwirft er als Erfindung.
Die Kenntnis bestimmter Prinzipien kann leicht die Kenntnis bestimmter Tatsachen ersetzen.
Man nennt nicht einen Menschen verrückt, der glaubt, den lieben Gott zu essen, sondern denjenigen, der sich für Jesus Christus ausgibt.
Wenn man unter dem Wort Erziehung allgemein all das versteht, was zu unserer Belehrung dient, dann muß notwendigerweise gerade der Zufall den größten Anteil an unserer Erziehung haben.
Auf welchem Gebiet es auch sei: ein ausgezeichnetes Buch setzt eine Menge schlechter voraus.
Den Leidenschaften verdanken die Wissenschaften und Künste ihre Entdeckungen…
Das Bedürfnis und die Not sind unter allen Erziehern die einzigen, deren Lehren immer gehört werden und deren Ratschläge stets wirksam sind.
Das Maß von Geist, welches erforderlich ist, um uns zu gefallen, ist ein ziemlich genauer Gradmesser für das Maß von Geist, welches wir besitzen.
Der Wetteifer bringt Genies hervor, und der Wunsch, sich auszuzeichnen, erzeugt die Talente.
Die Leidenschaften sind in der moralischen Welt was in der physischen Welt die Bewegung ist.
Die originellen Bücher sind in der Nacht der Zeiten verstreut wie die Sonnen in den Einöden des Weltenraums, um ihre Dunkelheit zu erhellen.
Die ausgeprägtesten Charaktere sind zuweilen das Produkt unzähliger kleiner Zufälligkeiten.
Um von der Darstellung irgendeiner Leidenschaft ergriffen zu werden, muß man selbst Spielball dieser Leidenschaft gewesen sein.
Die Macht des Priesters ist an den Aberglauben und an die stumpfsinnige Leichtgläubigkeit der Völker gebunden.
Wer die Menschen belehren und nicht täuschen will, muß ihre Sprache sprechen.
Zudem können große Leidenschaften, wie sie das Genie voraussetzt, sie zuweilen in ihrem Verhalten irreführen: aber dieser Keim zu ihren Irrungen ist zugleich der Keim zu ihrem Wissen.
Das persönliche Interesse ist der einzige und universelle Maßstab für das Verdienst der menschlichen Handlungen; deshalb ist die Rechtschaffenheit in bezug auf einen einzelnen Menschen […] nichts anderes als die Gewöhnung an Handlungen, die ihm persönlich nützen.
Wir lieben die Achtung nicht um der Achtung willen, sondern einzig und allein nur wegen der Vorteile, die sie uns bringt.
Wer Achtung verdient, genießt sie selten, und wer den Lorbeer sät, ruht sich selten in seinem Schatten aus.