Claude Adrien Helvétius Zitate
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Nur wenige Menschen erheben sich in ihrem Denken über das alltägliche Denken; noch weniger Menschen wagen, das auszuführen und zu sagen, was sie denken.
Das Interesse ist auf dieser Erde jener mächtige Zauber, der in den Augen aller Geschöpfe die Gestalt aller Gegenstände verwandelt.
Es ist das Wesen der despotischen Regierungsform, im Menschen die Regung der Leidenschaften abzuschwächen.
Wer in allen möglichen Situationen für seine Tugend bürgt, ist ein Betrüger oder ein Dummkopf, und beiden muß man in gleichem Maße mißtrauen.
Das außergewöhnliche Gedächtnis bringt die Gelehrten, das tiefe Nachdenken die Genies hervor.
Das Bedürfnis und die Not sind unter allen Erziehern die einzigen, deren Lehren immer gehört werden und deren Ratschläge stets wirksam sind.
Wir lieben die Achtung nicht um der Achtung willen, sondern einzig und allein nur wegen der Vorteile, die sie uns bringt.
Von einer heldenmütigen Geschichte glaubt der Leser nur dasjenige, was er selbst imstande ist; alles andere verwirft er als Erfindung.
Wenn… der einzelne über seine Pflichten besser unterrichtet wäre, so wäre er von der Meinung seiner Freunde weniger abhängig.
Was verheißt die despotische Macht? Oft den Untergang des Despoten und immer den seiner Nachkommen.
Die ausgeprägtesten Charaktere sind zuweilen das Produkt unzähliger kleiner Zufälligkeiten.
Gutes Benehmen setzt nur Kenntnis der Umgangsformen voraus, echte Höflichkeit dagegen ein feines, zartes und gewohntes Gefühl des Wohlwollens gegenüber den Menschen.
Die Leidenschaften sind in der moralischen Welt was in der physischen Welt die Bewegung ist.
Die Menschen verstehen einander nicht. Es gibt weniger Wahnsinnige als wir denken.
Die Disziplin ist sozusagen nur die Kunst, den Soldaten mehr Furcht vor ihren Offizieren als vor dem Feind einzuflößen. Diese Furcht hat oft die Wirkung des Mutes.
Unsere Aufmerksamkeit ist nur von kurzer Dauer, und es bedarf starker Leidenschaften, um sie wachzuhalten.
Die Presse wird um so mehr eingeschränkt, je kurzsichtiger die Ansichten des Ministers sind.
Eine vergangene Narrheit öffnet den Menschen selten die Augen über ihre gegenwärtige Torheit.
Wenn man weltmännische Manieren hat, ist man häufig ein Schwächling, zuweilen ein Schelm und fast immer ein Schmeichler.
Nur indem der Liebende eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gegenstand seiner Liebe annimmt, vermag er der Geliebten zu gefallen.
Zudem können große Leidenschaften, wie sie das Genie voraussetzt, sie zuweilen in ihrem Verhalten irreführen: aber dieser Keim zu ihren Irrungen ist zugleich der Keim zu ihrem Wissen.
Um von der Darstellung irgendeiner Leidenschaft ergriffen zu werden, muß man selbst Spielball dieser Leidenschaft gewesen sein.
Der Mensch ist als ein vernünftiges Wesen definiert worden; ich bezeichne ihn als ein leichtgläubiges Wesen. Was kann man ihn nicht alles glauben machen?
Die Kunst der Erziehung ist nichts anderes als die Kenntnis der Mittel, die geeignet sind, kräftigere und widerstandsfähigere Körper, aufgeklärtere Geister und tugendhaftere Seelen hervorzubringen.
Vielleicht darf man nicht sehr viel Hochachtung verdienen, wenn man sehr beliebt sein will. Jede Überlegenheit zieht uns Ehrfurcht und Feindschaft zu.
Die Wahrheit ist eine Fackel, die durch den Nebel leuchtet, ohne ihn zu vertreiben.
Der Anblick des Unglücks macht auf viele Menschen die Wirkung des Hauptes der Meduse: bei seinem Anblick verwandeln sich die Herzen in Stein.
Die Macht des Priesters ist an den Aberglauben und an die stumpfsinnige Leichtgläubigkeit der Völker gebunden.
Wer Achtung verdient, genießt sie selten, und wer den Lorbeer sät, ruht sich selten in seinem Schatten aus.
Ein Mensch ohne Verlangen und ohne Bedürfnisse ist ohne Geist und ohne Vernunft.
Die originellen Bücher sind in der Nacht der Zeiten verstreut wie die Sonnen in den Einöden des Weltenraums, um ihre Dunkelheit zu erhellen.
Die Intensität der Freundschaft steht immer im Verhältnis dazu, wie sehr sich die Menschen gegenseitig brauchen.