Zitate von Conrad Ferdinand Meyer

Wie rasch ein Jahr den Lauf vollbringt, Sind seine Tage glückbeschwingt! Von Treue warm, von Liebe hell, Wie reihen sich die Jahre schnell!

Es genügt nicht, die Welt immer wieder nach dem Grundsatz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ins Gleichgewicht bringen zu wollen.

Der Geist bleibt keineswegs auf die Gegenwart beschränkt; er wagt sich ins Zukünftige.

Gegen meine 60 Jahre hätte ich viel einzuwenden, wenn es ein anderes Mittel gäbe, leben zu bleiben, als das, alt zu werden.

Je schwerer sich ein Erdensohn befreit, Je mächt’ger rührt er unsre Menschlichkeit.

Was wir an gültigen Sätzen gefunden, dran bleibt aller irdische Wandel gebunden.

Was Gott ist, wird in Ewigkeit kein Mensch ergründen! Doch will er treu sich alle Zeit mit uns verbünden.

Der Quell echter Reue sprudelt in heiligen Tiefen, und nur in der einsamen Stille seines göttlichen Ursprungs waschen sich schuldige Hände und Seelen rein.

Erwirbt ein Erdensohn sich Lob und Preis, gleich bildet sich um ihn ein Sagenkreis.

Was soll uns noch die bunte Wunderzeit? Wir fußen jetzt in harter Wirklichkeit.

Wie wird verlorene Freiheit wiedergewonnen? Durch einen aus der Tiefe des Volkes kommenden Stoß und Sturm der sittlichen Kräfte.

Tändle nicht! Das Amt, das dir zu Leben fiel, Das ist ein Werk und ist kein Spiel.

Alle Flammen sind im Grunde „liebende Flammen“, irregegangene Liebes- und Sehnsuchtskräfte. Und solange die Flammennatur im Menschen noch nicht erloschen ist, gibt es noch immer Erlösungsmöglichkeiten für ihn. Sie muß nur geklärt und in ihrer Richtung zum Göttlichen hin gewandelt werden.

Eines verlangt das Schicksal, ehe es uns mit seiner Erfüllung begnadet – die totale Bewährung, die aus der ungebrochenen Kraft unserer Herzen und aus der Härte unseres unbeugsamen Willens erwächst: Keiner gewinnt, der nicht den vollen Einsatz auf den Tisch wirft.

Merke dir’s, du blondes Haar, Schmerz und Lust Geschwisterpaar, Unzertrennlich beide – Geh‘ und lieb‘ und leide!

Wie heilt sich ein verlassenes Herz, der dunkeln Schwermut Beute? Mit Becher-Rundgeläute? Mit bitterm Spott? Mit frevlem Scherz? Nein. Mit ein bisschen Freude!