Zitate von D. H. Lawrence
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Geschändet! Wie geschändet könnte man sein, ohne daß man je berührt worden war. Geschändet von toten Worten, die obszön, und toten Gedanken, die zur Besessenheit geworden waren.

Es sollte schön sein, alt zu werden, voll des Friedens, der aus Erfahrung stammt, und voll der Falten reifer Erfüllung.

Ich bin sicher, das ganze Leben ist ganz verkehrt, weil man immer nur sieht – wir können nicht mehr hören, nicht mehr fühlen und begreifen, wir können nur noch sehen. Ich bin sicher, das ist völlig falsch.

Liebe ist auch nur so ein blödsinniges Spektakel unserer Zeit. Kerle mit Wackelhüften, die kleine Jazzmädchen mit Jungs-Popos wie zwei Kragenköpfe ficken! Meinst du diese Art Liebe? Oder die Gütergemeinschaftsliebe, die Mach-was-Gutes-daraus-Liebe, die Mein-Mann-meine-Frau-Liebe?

Es heißt, die Welt sei voller Möglichkeiten. Aber in der persönlichen Erfahrung schrumpfen sie auf eine verschwindend geringe Anzahl zusammen.

Die Welt ist ein ungeheures und entsetzlich verschlungenes mechanisches Getriebe, und man muß sehr vorsichtig sein, daß man nicht zermalmt wird von ihm.

Es gibt kein Argument für die Unterdrückung der obszönen Literatur, das nicht in unvermeidlicher Folge zur Rechtfertigung aller anderen Beschränkungen, die der Freiheit des Geistes auferlegt wurden, dienen würde oder bereits gedient hätte.

Leben, Leben! Reines, sprühendes, furchtloses, neues Leben! Neues Leben! So winzig und so vollkommen ohne Furcht!

Die Hundsgöttin Erfolg wurde von Tausenden hechelnder Hunde mit triefenden Mäulern verfolgt. Wer sie als erster einholte, war der wahre Hund unter den Hunden, wenn man nach dem Erfolg gehen will.

Man darf zwar die privatesten Dinge über andere Leute erfahren, aber nur voll Respekt vor dem ringenden, geschundenen Etwas, das jede Menschenseele ist, und im Geiste vornehmer, unterscheidender Anteilnahme.

Ich glaube, das körperliche Leben ist eine größere Wirklichkeit als das geistige Leben: wenn der Körper richtig erweckt ist zum Leben.

Das, was das Leben hindurch andauert – darauf kommt es an; auf mein Leben kommt es mir an, in seiner langen Fortdauer und in seinem Verlauf.

Das Gefühl, eine physische Ungerechtigkeit zu erleiden, ist ein gefährliches Gefühl, wenn es einmal angefacht ist. Es braucht ein Ventil, sonst verzehrt es den Menschen, in dem es lodert.

Heutzutage gibt es nur eine einzige Klasse: Geldleute. Der Geldmann und das Geldmädchen. Der einzige Unterschied ist, wieviel man hat und wieviel man will.

Die heutige Welt hat die Empfindungen nur herabgewürdigt, dadurch, daß sie ihnen freien Lauf ließ. Was wir brauchen, das ist klassische Beherrschung.

Solange noch ein wenig gelacht wird, sind die Dinge in Ordnung. Sobald dieser höllische Ernst wie eine ölige See aufkommt, ist alles verloren.

Die älteren Männer, die sind so geduldig und gut, wirklich, sie lassen die Frauen alles haben.

Schreiben Sie, als ob Ihnen der letzte Tropfen Tinte und der letzte Bogen Papier auf der ganzen Welt zur Verfügung stünden.

Männer, die zur Schmetterlingsjagd tendieren, haben meist schlechte Erfahrungen mit Frauen hinter sich.

O Gott, was hat der Mensch dem Menschen angetan! Was haben die Anführer der Menschheit ihren Mitmenschen angetan! Sie haben sie reduziert auf etwas, das mit Menschtum nichts mehr zu tun hat; und keine Gemeinschaft kann es mehr geben.

Es sieht so aus, als ob es auf der Erde bald keine Verwendung mehr für die Menschen gäbe, die Maschinen übernehmen alles.

Eins von den Dingen, nach denen ich am meisten Sehnsucht habe – mein Leben zu verbringen, ohne jemals irgendeine Art von Kleidung anlegen zu müssen.

Immer die Planungen! Immer wurde einem das Leben vorgeplant! Räder, die einen trieben, vorwärtstrieben, und über die man keine Gewalt hatte.

… eine Frau muß ihr Leben leben oder leben, um zu bereuen, daß sie es nicht gelebt hat.

Liegt nicht das ganze Problem des Lebens darin, allmählich, im Laufe der Jahre, eine runde Persönlichkeit aufzubauen?

Man erwirbt sich eine Menge Ruhm – was immer das sein mag -, wenn man in der richtigen Weise über sich reden läßt.

Die Art, wie unser Mitgefühl verströmt und stockt – das ist es, was im Grunde unser Leben bestimmt.

Sex zu einer schmutzigen Sache zu machen, das ist das Verbrechen unserer Zeit, denn was wir brauchen, ist Zärtlichkeit gegenüber dem Körper, gegenüber dem Sex, wir brauchen liebevolles Ficken.

Er war dem Tod so knapp entkommen, daß das, was ihm vom Leben übrigblieb, unsäglich kostbar für ihn war.

Hass ist etwas Wachsendes – wie alles andere auch. Er ist die unausbleibliche Folge, wenn man das Leben in Ideen zwängt, wenn man den innersten Instinkten Zwang auferlegt.