Zitate von Erasmus von Rotterdam
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Sei dessen eingedenk, daß zwischen einem Verrückten und einem, der vor Zorn rast, kein größerer Unterschied ist, als zwischen einer vorübergehenden und einer dauernden Tollheit.

Man muß sich sehr hüten, sich über einen Fehler geringschätzig hinwegzusetzen. Denn kein Feind siegt häufiger als der, den man verächtlich behandelt.

Die wesentliche Voraussetzung für Glück ist die Bereitschaft, der zu sein, der man ist.

Je weniger wir die Trugbilder bewundern, desto mehr vermögen wir die Wahrheit aufzunehmen.

Wie viele Male schaut der Wille durch’s Fenster, ehe die Tat durch’s Tor geht.

Man glaubt gar nicht, mit welcher Schlauheit die Weibchen es fertig bringen, ihre dummen Streiche zu bemänteln.

Kein Tier ist so wild, daß nicht menschliche Mühe es zähmen könnte; und die menschliche Seele, die alles zu zähmen vermag, soll nicht zu zähmen sein?

Niemand ist weiter von der wahren Religion entfernt, als wer sich selbst für sehr religiös hält.

Du wäschst einen Mohren. Du bleichst einen Mohren. wird insbesondere verwendet, wenn eine unedle Sache mit blumigen Worten ausgeschmückt, ein Unlöblicher gelobt oder ein Unbelehrbarer belehrt wird.

Ist das menschliche Leben etwas anders, als ein Schauspiel, in welchem Jeder in einer besondern Larve auftritt, und so lange seine Rolle wegspielt, bis sein Principal zu ihm spricht: Tritt ab!

Was gibt es Törichteres als von seinen eigenen guten Eigenschaften bezaubert, von seinen eigenen Verdiensten entzückt zu sein?

Zwei Dinge verhindern den Menschen an der Erkenntnis dessen, was zu tun ist: erstens die Scham, die den Geist verblendet, und dann die Furcht, welche durch deutliches Vorhalten der Gefahr die Untätigkeit wünschenswerter erscheinen lassen.

Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.

Die Krankheit des Körpers wird erträglicher, wenn du bedenkst, dass sie ein Heilmittel für die Seele ist.

Der Besitz verschafft Freunde. Das gebe ich zu. Aber falsche. Und er verschafft sie nicht dir, sondern sich.

Was ist das menschliche Leben anderes als eine Komödie oder ein Schauspiel, wo einer in dieser, der andere in jener Larve auftritt und seine Person agiert, bis ihn sein Prinzipal wieder abtreten heißt?

Je mehr du das Unsichtbare bewunderst, desto wertloser werden die wandelbaren und augenblicklichen Dinge.

Die Allgemeinheit war ja wohl immer schon der schlechteste Lehrer für das Leben und Fühlen. Und niemals stand es so gut um die menschlichen Dinge, daß nicht der großen Menge gerade das Schlechteste gefiel.

Weißt du mir nichts von einer Einstellung zu berichten, die sich deutlich von der Dummheit der Masse unterscheidet, die frei ist von dem niedrigen Verlangen nach wertlosen Dingen und frei von den irrigen Annahmen der Menge, höre ich von keinem Verdienst, der eines Herrschers würdig ist.

Doch der Mensch führt nicht mit dem Menschen Krieg, sondern mit sich selbst, und gerade aus dem eigenen Inneren fällt uns die feindliche Schlachtreihe an.

Es genügt nicht, dass die Vögel des Kummers um dein Haupt fliegen; du musst ihnen ein Nest in deinem Haar bauen!

Höhepunkt des Glücks ist es, wenn der Mensch bereit ist, das zu sein, was er ist.

Alles, was ich sage, sei Gespräch, nichts sei ein Rat. Ich würde nicht so kühn reden, wenn man mir folgen müßte.

Was ist nun also das Leben, oder besser: Ist das überhaupt ein Leben, wenn man sich daraus die Lust wegdenkt?

Nur wenige Menschen begreifen, wie nützlich es ist, daß man, um in der Welt sein Glück zu machen, niemals erröte und alles wage.

Niemals muß man gewissenhafter auf Posten stehen, als wenn der Feind so tut, als wolle er Frieden schließen; nie haben wir ihn weniger zu fürchten, als wenn er uns offen angreift.

– Dein Name werde geheiligt – kann Gottes Name mehr entheiligt werden als durch gegenseitigen Krieg?

Der Mensch ist nun einmal nicht dazu geboren, auf Erden ein vollkommenes Glück zu genießen.

Ich weiß nicht, ob jemand seinen Körper zur Gänze kennt. Und den Zustand seines Geistes soll jeder kennen?