Erich Mühsam Zitate
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Die uns scheiden, miß nicht die Meilen. Die uns trennen, zähl‘ nicht die Stunden. Länder sind weit, Tage enteilen. Wir bleiben verbunden.
Erich MühsamKunst ist immer und durchaus Ausdruck der Persönlichkeit.
Erich MühsamWessen Privatleben niemals die Zentren des Gesellschaftslebens berührt, dessen Biographie kann für Seelenforscher höchst wichtig sein, die Allgemeinheit geht sie nichts an.
Erich MühsamPolitik ist die Kunst, Staatsgeschäfte zu besorgen. Kunst nicht im Sinne der werteschaffenden Kultur, sondern im Sinne der Artistik: denn in der Politik handelt es sich um Jonglieren, Balanzieren [sic], Seiltanzen, Sprüngemachen.
Erich MühsamDer ist ein großer Schweinehund, dem je der Sinn für Heine schwund.
Erich MühsamDer Knabe stiehlt am Baume fleissig, Schon hat er eine Pflaume bei sich.
Erich MühsamDer standesamtliche oder pastorale Segen ist nur die Begleitadresse zu dem Paket, in das man sich mit dem Ehepartner einschnürt.
Erich MühsamWehe dem Geiste, dessen Flügelschlag gelähmt ist von den Buchstaben eines Lehrsystems! Er erkaltet zum toten Mechanismus, und was seine Leidenschaft war, wird sein Starrsinn.
Erich MühsamNur wer dem eignen Herzen singt, kann singen; nur wer dem eigenen Herzen klagt, kann klagen; nur wer das eigne Herz erkennt, kann sehn.
Erich MühsamSich fügen heißt lügen.
Erich MühsamEigenes Schicksal will eigenen Rat.
Erich MühsamDer Sänger singt am Weiher leise, doch singt er etwas leierweise.
Erich MühsamDie Abhängigkeit des Menschen von den Menschen besteht, und sie zwingt unsern Instinkt in soziale Empfindungen. Sozial empfinden heißt somit, sich der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Menschen bewusst sein; sozial handeln heißt im Geiste der Gemeinschaft wirken.
Erich MühsamGerechtigkeit und Kultur, – das sind die Elemente der Freiheit!
Erich MühsamWer die Zukunft schuf, bleibt unvergessen. Erst die Geschichte hält Gericht.
Erich MühsamDas größte Übel, von dem die Menschheit erlöst werden muß, ist die Willfährigkeit, Formeln zu glauben, denn sie ist das Mißtrauen gegen das eigene Gewissen.
Erich MühsamDer Oberlehrer verleidet einem jeden Kunst-, jeden Naturgenuß, weil er alles glaubt erklären zu müssen, weil er verzweifelt, wenn er niemand erziehen kann.
Erich MühsamNur wer uns liebt, wird mit uns teilen.
Erich MühsamNiemand kann frei sein, solange es nicht alle sind.
Erich MühsamDer wahrhaft Tapfere fürchtet kein Urteil, es sei denn das des eigenen Gewissens.
Erich MühsamEpigramm Was einen Deutschen ziert, ist weises Sichbequemen und zarter Takt, bei wohlgesittetem Benehmen. Man kennt sie überall an ihrer Art; wie Eier so ähnlich sehn sie sich. – Daher der Name Meier.
Erich MühsamIrren ist das Recht dessen, der die Wahrheit sucht.
Erich MühsamDer Antisemitismus ist stets ein Symptom reaktionärer Hochkonjunktur.
Erich MühsamGlückliche Ernte will zeitige Saat.
Erich MühsamDa wieder mal der Bundesrat das Volk um etwas Rundes bat, so hoff ich, dass die Hundesteuer der Magistrat mir stunde heuer.
Erich MühsamSeid Menschen! Habt Herz!
Erich MühsamWo in künstlerischen Kabaretts Witz mit Beziehung auf Vorgänge und Zustände des öffentlichen Geschehens gepflegt wird, da huft der Musengaul auf Eisen umher, deren Klappern man beim ersten Anapäst die Parteischmiede anhört, die sie mit Parolen graviert hat.
Erich MühsamDiese Zeitschrift ist ganz ohne Kapital begründet worden, nicht aus prinzipiellen Gründen, sondern weil kein Kapital da war.
Erich MühsamWir wollen den Frieden. Das ist die nächste schwere Aufgabe aller, die Menschliches wollen.
Erich MühsamWehe dem Künstler, der kein Verzweifelter ist!
Erich MühsamNur das Besondere mißfällt, das Eigne und Originale. Ein kluger Mitmensch aber hält sich allezeit an das Normale.
Erich MühsamWehe dem Menschen, der verstockt auf einem Standpunkt steht! Er wächst darauf fest, und seinem Geiste knicken die Schwingen ab.
Erich MühsamWer dichten will, der täte gut, er macht‘ es so, wie Goethe tut!
Erich MühsamMenschlichkeit bedeutet die unverdorbene, natürliche, wechselseitige Einstellung der Menschen zueinander; auf ehrlichem Urteil und anständiger Gesinnung ruhende Beziehungen; Wille zu Gerechtigkeit und Nächstenliebe und Kampf auf bis zur Geistigkeit erhöhtem Niveau.
Erich MühsamDa Pferde oft aus dem Zügel flüchten, Will ich doch lieber Geflügel züchten.
Erich MühsamUnd er schrie: „Ich revolüzze!“ Und die Revoluzzermütze schob er auf das linke Ohr, kam sich höchst gefährlich vor.
Erich MühsamUnsittlich kann nur sein, was die Sozietät gefährdet, niemals was zwei Menschen untereinander treiben.
Erich MühsamWir sind allzumal fehlende Menschen und irren ist das Recht dessen, der die Wahrheit sucht.
Erich MühsamDrum will ich Mensch sein, um zu dichten, will wecken, die voll Sehnsucht sind, dass ich im Grab den Frieden find des Schlafes nach erfüllten Plichten.
Erich MühsamErst fallen die Devisen. Dann fällst du zu diesen.
Erich MühsamWar einst ein Anarchisterich, der hatt den Attentatterich Er schmiß mit Bomben um sich rum; es knallte nur so: bum bum bum. Einst kam der Anarchisterich an einen Schloßhof fürstelich, und unterm Rock verborgen fein trug er ein Bombombombelein.
Erich MühsamWer ein echter Dichter sein will, der muß das Kind in sich lebendig erhalten. In jedem Kinde aber steckt ein echter Dichter.
Erich MühsamTrostspruch Das Schicksal kann den Körper prügeln, kann mit Kandare, Sporen, Bügeln den Fuß, die Hand, die Stimme zügeln. – Der Geist steigt auf mit freien Flügeln und lacht ins Tal von Wolkenhügeln.
Erich MühsamTräume, Freund, enttäuschen nie.
Erich MühsamIm Fasching schaut der reiche Mann, sich gern ein armes Mädchen an. Wie zärtlich oft die Liebe war, wird im November offenbar.
Erich MühsamWarum ich Welt und Menschheit nicht verfluche? Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.
Erich MühsamWas ist Liebe? Liebe ist, wenn man – ach was! Liebe ist Liebe.
Erich MühsamIch sah der Menschen Angstgehetz; ich hört der Sklaven Frongekeuch. Da rief ich laut: Brecht das Gesetz! Zersprengt den Staat! Habt Mut zu euch!
Erich MühsamHilf mir lieben!
Erich MühsamWie der zerrissene Streifen Mondeslicht In Silbersternen auf dem Wasser irrt! – Die Welle, die nach Mondesküssen girrt, Und der zerfetzte Glanz sind mein Gedicht.
Erich Mühsam