Zitate von Ernst Jünger

Bücher sind reine Abfälle. Das Wesentliche ist die Begegnung mit der Sprache. Der Autor ist wie ein Minenleger: Er befindet sich schon wieder in anderen Gewässern, wenn die Minen hochgehen.

Hinter dem Kap der guten Hoffnung richtet sich der KURS nicht mehr nach Landmarken, sondern nach Sternbildern. Und aus dem Schiffsraum steigt ein neuer Steuermann auf Deck.

Vergangenheit und Zukunft sind Spiegel, und zwischen ihnen leuchtet, für unsere Augen unfasslich, die Gegenwart.

Ihr alle kennt die wilde Schwermut, die uns bei der Erinnerung an Zeiten des Glückes ergreift.

Die grauenvollste Aussicht ist die der Technokratie – einer kontrollierenden Herrschaft, die durch verstümmelte und verstümmelnde Geister ausgeübt wird.

Die Sklaverei lässt sich bedeutend steigern, indem man ihr den Anschein der Freiheit gewährt.

Die Politik Auge um Auge – Zahn um Zahn kann nur zu einer Gesellschaft von Blinden und Zahnlosen führen.

Wer seinen Gegenstand nicht beherrscht, der macht von Komparativen und Superlativen reichlich Gebrauch.

Die Sandläufer haben mich schon immer fasziniert. Vielleicht weil die Bewegungsart dieser Käfer der meinen entspricht. Sie verhalten sich ruhig, fassen ein Ziel ins Auge, schießen darauf los – und verharren dann wieder in Ruhe.

Merkwürdig ist die Renaissance des Islam in unserer Gegenwart. Zu beobachten ist dabei, daß er auf die Technik als die Uniform des Arbeiters angewiesen bleibt.

Die missgestimmten Massen gleichen Nullen, die freilich furchtbar zählen werden, sowie ein neuer Einser ihnen Bedeutung gibt.

Die Toten sind wie Schnittblumen die noch geraume Zeit leben – sie wollen gepflegt werden. Sie ziehen sich dann allmählich zurück; man spürt in den Träumen wie ihre Gegenwart schwächer wird.

Der Kultus der Gesundheit und der Kultus der Krankheit sind in gleichem Maße unangenehm. Das Fleisch von Leuten, die dem Kultus der Gesundheit frönen, ruft kannibalische Gelüste hervor.

Die Politik jeglicher Färbung ist mir seit langem zuwider, und ich marschiere hinter keiner Fahne mehr her. Auch ist die Erdrevolution mit politischen Mitteln nicht zu bewältigen. Sie dienen höchstens zur Garnierung des Vulkanrandes, falls sie nicht die Entwicklung sogar vorantreiben.

Der Dichter ist überflüssig in der technischen wie in der ökonomischen Welt – das macht sein Elend und seine Größe aus.

Den großen Umstürzen geht eine besondere Stimmung voraus. Jeder fühlt, hofft oder fürchtet, dass etwas anderes kommen wird, notwendig kommen muss.

Die Krankheit demaskiert den Menschen; sie treibt sowohl seine guten wie seine schlechten Seiten deutlicher hervor.

Wirklich hat sich der Verkehr zu einer Art Moloch entwickelt, der jahraus, jahrein eine Summe von Opfern verschlingt, wie sie nur an denen des Krieges zu messen ist. Diese Opfer fallen in einer moralisch neutralen Zone; die Art, in der sie wahrgenommen werden, ist statistischer Natur.

Wenn dein Bruder vor der Tür steht, dann fragst du auch nicht, was er dich kosten wird, sondern du läßt ihn ein.

Man kann sich heute nicht in Gesellschaft um Deutschland bemühen; man muß es einsam tun wie ein Mensch, der mit seinem Buschmesser im Urwald Bresche schlägt und den nur die Hoffnung erhält, daß irgendwo im Dickicht andere an der gleichen Arbeit sind.

In jede Arbeit ist etwas Unbezahlbares eingeschlossen, das eine Befriedigung spendet, die in sich selber ruht.