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Ewig zerstört und vernichtet die Zeit! O göttliche Freundschaft, deine Bande nur knüpft fester und inniger sie.
Friedrich HaugJa, Genügsameit allein Schafft der Seele wahren Frieden. Willst du glücklich sein hienieden, Wünsche minder es zu sein.
Friedrich HaugAls nach des Wucherlebens Endung Um Harpagon schon Höllenflamme schlug, Rief er: O teuflische Verschwendung! Ein Dritteil heizte schon genug.
Friedrich HaugIch bin, gottlob! altadelig, Jedoch mein Sohn, das ärgert mich, Zählt ein Ahne mehr als ich.
Friedrich HaugFür alle fleht der Priester himmelan, Für alle streitet der Soldat, Und alle nährt der Ackersmann; Doch alle frißt der Advokat.
Friedrich HaugGottlob, begrub man dieses Jahr, so häufig das Erkranken war, vier Kinder nur und einen Greisen; denn unser Doktor ist auf Reisen.
Friedrich HaugGold. Gold, ach wärest du nicht, wir genössen des goldenen Alters! Du nur, leidiges Gold, brachtest die eiserne Zeit.
Friedrich HaugDer blinden Welt behagt der Irrtum gar zu sehr. Vernunft ihr predigen, scheint nur ein Irrtum mehr.
Friedrich HaugWer? Ich - dein Plagiar? Ich schämte mich fürwahr Des off'nen Diebstahls sehr, Doch des Gestohl'nen mehr.
Friedrich HaugSuche, willst du glücklich sein, nicht wie tausend Toren nur mit deinen Augen, nein, auch mit deinen Ohren!
Friedrich HaugZählebigkeit Der Hunger tötet nicht. Hier, zum Beweise, geht Ein achtzigjähriger Poet.
Friedrich HaugDas böse Geld! die böse Welt! traut keiner Außenseite! Die Leute machen falsches Geld, das Geld macht falsche Leute.
Friedrich HaugTrennung facht die Flamme an, Trennung ist's, die mehr als Amors Pfeile, Mehr als Eidschwur - ewig fesseln kann.
Friedrich HaugEigne Kränkung Mein Freund Birbone starb bloß, weil ihn etwas kränkte. Bloß darum? Ei, wieso? Je nun, daß man ihn henkte.
Friedrich HaugWie die magnetische Nadel im Ungestüme des Weltmeers, wird des Menschen Geduld auch in der Trübsal erkannt.
Friedrich HaugDer Unterschied Wenn sich in Amors Reich Siebzehn mit achtzig paaren, Sind sie zwar nicht an Jahren, Doch wohl an Tollheit gleich.
Friedrich HaugHarpagons Alter Wie alt ich bin, spricht Harpagon, gern gäb' ich Kunde. Mein Gold und Silber pfleg' ich nachzuzählen, Doch meine Jahre nicht, die kann mir niemand stehlen.
Friedrich HaugSonder Falsch, wie die Tauben! und ihr beleidigt keinen: Aber klug, wie die Schlangen! und euch beleidigt keiner.
Friedrich HaugFiat Justitia Finanzrat Prello krankt. Sein Leibarzt hilft ihm enden. So stirbt der Dieb doch unter Henkershänden.
Friedrich HaugDes dummen Wanderns ist's auf Erden schon genug. Bewahre mich, mein Gott, mit Seelenwanderung.
Friedrich HaugAls Veitin sterbend lag. sprach Veit anstatt vom Leide von einer zweiten Ehe - und sie genas vor Neide.
Friedrich HaugSein Verlangen ist gestillt; Landvogt ward Krispin. Wenn er seinen Platz nicht füllt, Füllt der Platz doch ihn.
Friedrich HaugArs longa, virtus brevis (Die Kunst ist lang, die Tugend kurz) Sie spielt die Unschuldsvolle, doch länger als die Rolle währt ihre Tugend nie; der Vorhang fällt - und sie.
Friedrich HaugGlaube nicht allzu schnell, nicht keinem, nicht allen, nicht alles! Forsche, vergleich', erwäg's, finde die Wahrheit heraus.
Friedrich HaugWünscht bis zum Hochzeitsglücke den Freiern Argusblicke; doch in der Ehe taugen am besten Maulwurfsaugen.
Friedrich HaugIch lade dich mit Sehnsucht ein, Geliebter Schlaf! Komm, über mich zu schweben. Süß ist es, so zu leben ohne Leben, Süß, ohne Tod so tot zu sein.
Friedrich HaugWeisheit Wißt ihr, wer größer noch ist, als die Staatenbeherrscher? - der Weise. Stirbt ein König, so ist schon der Erbthronfolger im Anzug; Stirbt ein Weiser, so ist schwer Seinesgleichen zu finden.
Friedrich HaugEuch Frauen ist's eigen: Nichts bei meinem Eid Wißt ihr zu verschweigen, Als wie alt ihr seid.
Friedrich HaugLeicht dem Verzweifelnden ist's, den Tod zu verachten im Elend; aber des Elends Last zu dulden und schweigen, ist Mut.
Friedrich Haug