Friedrich Schlegel Zitate
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Jeder gute Mensch wird immer mehr und mehr Gott. Gott werden, Mensch sein, sich bilden, sind Ausdrücke, die einerlei bedeuten.
Ein einziges analytisches Wort, auch zum Lobe, kann den vortrefflichsten witzigen Einfall, dessen Flamme nun erst wärmen sollte, nachdem sie geglänzt hat, unmittelbar löschen.
Niemand kennt sich, insofern er nur er selbst und nicht auch zugleich ein anderer ist.
Sieh Dich vor Freund, daß der Sinn für das Große Dir nicht abhanden kommt, ehe Du es gewahr wirst.
Die Weiblichkeit soll wie die Männlichkeit zur höhern Menschlichkeit gereinigt werden.
Religion und Moral sind sich symmetrisch entgegengesetzt, wie Poesie und Philosophie.
Von Zeit zu Zeit erscheinen mir individuelle Gedanken, die ich selbst anfangs nicht sonderlich verstehe, die ganz fest sind und höchst klar, und die ich so allmählich charakterisieren und erkennen lerne wie gegebene Individuen.
Man ist überall und in allen Verhältnissen gewohnt, und geneigt, von der Sprache auf den Geist, von dem Ausdruck auf den Gedanken zu schließen.
Willst du die Menschheit vollständig erblicken, so suche eine Familie. In der Familie werden die Gemüter organisch eins und eben darum isat sie ganz Poesie.
Es gibt nur Einen Sinn, und in dem Einen liegen alle; der geistigste ist der ursprüngliche, die andern sind abgeleitet.
Der Satan der italienischen und englischen Dichter mag poetischer sein; aber der deutsche Satan ist satanischer; insofern könnte man sagen, der Satan sei eine deutsche Erfindung.
Die Poesie der Dichter bedürfen die Frauen weniger, weil ihr eigenstes Wesen Poesie ist.
Viele Werke der Alten sind Fragmente geworden. Viele Werke der Neuern sind es gleich bey der Entstehung.
Man redet schon lange von einer Allmacht des Buchstabens, ohne recht zu wissen was man sagt. Es ist Zeit, daß es Ernst damit werde, daß der Geist erwache und den verlornen Zauberstab wieder ergreife.
Es ist ratsam, jedem, sei es Mann oder Weib, von Zeit zu Zeit fühlbar zu machen, daß man seiner sehr wohl entbehren könne: das befestigt die Freundschaft.
Die Gesellschaft ist ein Chaos, das nur durch Witz zu bilden und in Harmonie zu bringen ist.
Ich bin gewiß, daß man wahr gegen sie sein darf. Und Größeres läßt sich von keinem Menschen sagen.
Grundsätze sind fürs Leben, was im Kabinett geschriebene Instruktionen für den Feldherrn.
Die Freude und die Schönheit ist kein Privilegium der Gelehrten, der Adeligen und der Reichen; sie ist ein heiliges Eigentum der Menschheit.
Je mehr man schon weiß, je mehr hat man noch zu lernen. Mit dem Wissen nimmt das Nichtwissen in gleichem Grade zu, oder vielmehr das Wissen des Nichtwissens.
Ein Kritiker ist ein Leser, der wiederkäut. Er sollte also mehr als einen Magen haben.
Nur in der Antwort seines Du kann jedes Ich seine unendliche Einheit ganz fühlen.
Eine Definition der Poesie kann nur bestimmen, was sie sein soll, nicht was sie in der Wirklichkeit war und ist; sonst würde sie am kürzesten so lauten: Poesie ist, was man zu irgendeiner Zeit, an irgendeinem Orte so genannt hat.
Künstler ist ein jeder, dem es Ziel und Mitte des Daseyns ist, seinen Sinn zu bilden.
Die Langeweile gleicht auch in ihrer Entstehungsart der Stickluft, wie in den Wirkungen. Beide entwickeln sich gern, wo eine Menge Menschen im eingeschloßnen Raum beisammen ist.
Nur durch Beziehung aufs Unendliche entsteht Gehalt und Nutzen; was sich nicht darauf bezieht, ist schlechthin leer und unnütz.
Die gesunde Wißbegierde wünscht ihren Gegenstand ganz zu fassen, bis in sein Innerstes zu durchdringen und zu zerbeißen.