Germaine de Staël Zitate
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Um die Männer zu unterjochen, muß man sie betrügen; eine höfliche Lüge ist das wenigste, was man ihnen in diesem Falle schuldig ist.
Die wahren Endursachen der Natur sind ihre Verhältnisse zu unserem Gemüt, zu unserem unsterblichen Schicksal.
Alles ist Gegenstand tödlicher Beunruhigung, wenn es einem um sein einziges Glück geht.
Die Rücksicht einer Frau gegenüber irgendwelchen schlechten Eigenschaften eines Mannes läßt immer vermuten, daß sie mehr Mitleid als Liebe für ihn empfindet.
Der Mangel an Wetteifer hat in so fern sein Gutes, daß er die Eitelkeit niederschlägt; oft aber auch leidet der edle Stolz darunter, und macht zuletzt der bequemen Hoffart Platz, der es in allen Stücken an der Aussenseite genügt.
In Deutschland tut man alles mit Gewissenhaftigkeit, und in der Tat kann diese Eigenschaft nirgends entbehrt werden.
Man muß in politischen Dingen seine Gegner zu schätzen wissen und sie nicht verachten, denn kein Mensch und vorzüglich keine Masse von Menschen, hat je allem sittlichen Gefühl gänzlich entsagt.
Der Ideen-Kurs ist seit einem Jahrhundert ganz durch die Unterhaltung bestimmt worden. Man dachte, um zu sprechen, man sprach, um Beifall einzuernten, und alles, was nicht gesagt werden konnte, schien in der Seele überflüssig zu sein.
Die Deutschen sind keine Nation, und der erste Konsul kann mit ihnen machen, was ihm beliebt, nicht mit ihrer Zustimmung, aber ohne ihre Zustimmung, was auf eines herauskommt.
Wer Tabak raucht, riecht wie ein Schwein. Wer Tabak schnupft, sieht aus wie ein Schwein. Wer Tabak kaut, ist ein Schwein.
Ein Mann muß wissen, wie man eine Meinung widerlegt; eine Frau muß wissen, wie man ihr zustimmt.
Die Musik erinnert nicht nur an die Vergangenheit, sie beschwört diese selbst herauf, und wir sehen sie erscheinen, in Geheimnis und Schwermut verschleiert, gleich den Schatten unserer Lieben.
Die Fähigkeit, die wahre Größe trotz der Geschmacksfehler in der Literatur wie trotz der Inkonsequenzen im Leben bewundern zu können – die Fähigkeit ist die einzige, die den Beurteiler ehrt.
Die Denker bewegen sich in himmlischen Gefilden, und auf der Erde findet man nur Grenadiere.
Was gewöhnlich dem Begriff von Herzensgüte schadet, ist, dass man sie für Schwäche hält.
In allen Dingen ist es nur die Gefühllosigkeit, die beleidigt; Menschen von glühender Einbildungskraft sind fast immer gutmütig.
Witz ist Wissen um die Ähnlichkeit verschiedener Dinge und die Verschiedenheit ähnlicher Dinge.
Es gibt keinen Mann, der den überlegenen Verstand seiner Frau erträgt, wenn sie in seinem Haus lebt.
Die oberen Posten sind wie die steilen Felsen. Nur Adler und Schlangen können zur Spitze gelangen.
Ich bin glücklich, kein Mann zu sein, da ich sonst verpflichtet wäre, eine Frau zu heiraten.
Ein Ereignis, was es auch sein mag, wenn es mit Musik verkündet wird, erzeugt immer Emotionen.
Die Monotonie in der Einsamkeit beruhigt die Seele; die Monotonie in der großen Welt ermüdet den Geist.
Die Literatur ist, im Ganzen und Großen, das treue Spiegelbild des Geisteslebens der Gesellschaft, in welcher und für welche sie geschrieben wird.
Stolz beruht auf der Meinung, die man von sich selbst hat; Würde aber im Respekt vor Menschenrechten.
Die Bestimmung des Menschen auf dieser Erde ist nicht die Glückseligkeit, sondern die Vervollkommnung.
Wenn ein genialer Mensch mit wahrem Gefühl begabt ist, vermehren sich seine Leiden durch seine Fähigkeiten selbst: er macht Entdeckungen in seinen eigenen Schmerzen wie in der übrigen Natur, und da das Unglück des Herzens unerschöpflich ist, fühlt er es um so tiefer, je mehr Ideen er hat.
In dem Schicksal fast aller Menschen, wenn man sich die Mühe gibt, recht aufmerksam zu sein, sieht man den offenbaren Beweis eines moralischen und religiösen Zweckes, von dem sie selbst kaum eine Ahnung haben, und dem sie unbewußt entgegengehen.
Neue Ideen, moderne Richtungen, finden bei alten Menschen keinen Beifall. Ihnen gefällt zu glauben, daß die Welt sich nicht verbessert, sondern verschlechtert hat, weil sie aufgehört haben, jung zu sein.
Geist haben bedeutet zu wissen, worin sich unterschiedliche Dinge gleichen und gleiche Dinge unterscheiden.