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Es ist eine weise Fügung der Weltordnung, daß wir nicht wissen, wieweit wir selbst das Leben vergangener Menschen fortsetzen, und daß wir nur zuweilen erstaunt merken, wie wir in unseren Kindern weiterleben.
Gustav FreytagAuch das Herz einer Mutter fühlt Eifersucht, und sie fragt zuerst, ob das Weib, das der geliebte Sohn sich erkor, würdig ist, seine Vertraute zu werden anstatt der Mutter.
Gustav FreytagAchten Sie vor allem auf Ihren Stil, ein guter Stil ist die Hauptsache. Schreiben Sie gewichtig, schreiben Sie tief; man verlangt das heutzutage von einer Zeitung, daß sie tief ist.
Gustav FreytagDer Verkehr mit den großen Geistern der Vergangenheit ist einer der edelsten Genüsse. Wir leben mit ihnen, als wenn sie leinhaftig unter uns weilten.
Gustav FreytagRauchen Sie Tabak, mein Gemahl, er verdirbt höchstens die Tapeten, aber unterstehen Sie sich nicht, jemals eine Zeitung anzusehen; das verdirbt Ihren Charakter.
Gustav FreytagMißklänge giebt es überall, und nur unser ist die Schuld, wenn wir sie übermäßig empfinden.
Gustav FreytagWas der Mensch denkt und was der Mensch träumt, das gewinnt eine Gewalt über ihn; was einmal in die Seele gefallen, das wirkt lebendig darin fort, erhebend und treibend, herabziehend und zerstörend.
Gustav FreytagIch wünschte Sie zu überzeugen, daß auch ein Journalist bedauern kann, Unwahres geschrieben zu haben.
Gustav FreytagWo die Gedanken in der Seele feindlich gegeneinander ringen und der Mensch angstvoll zweifelt, was ihn retten werde, da findet er einen Trost, wenn er treulich die Pflicht tut, die ihm auferlegt ward.
Gustav FreytagDie Götter teilen dem Mann sein Schicksal nach seinen Gedanken, und aus seinen Taten fallen die Lose, die schweren und die leichten; wie er gewesen, so wird sein Geschick.
Gustav FreytagDie deutsche Wanderlust geht letztlich aus dem abenteuerlichen Sehnen nach einem idealen Land hervor.
Gustav FreytagDer Adel ist heute zahlreichen unserer Landsleute, Mitbürger und Freunde ein wertvoller Familienbesitz, für viele Tausende ein wesentliches Moment ihrer Selbstachtung, auch eine Grundlage für sittliche und soziale Forderungen, die sie an sich und ihre Genossen stellen.
Gustav FreytagWir loben den Heldenmut des Mannes nicht, der sich durch ein Weib aus der Bedrängnis retten läßt. Ist die Mitgift der Hausfrau zu groß und die Morgengabe des Gatten zu gering, wie kann der Wirt die Herrschaft im Hause bewahren?
Gustav FreytagJeder hüte sich, daß ihm seine Träume nicht die Herrenrechte des Geistes verringern, auch der Traum guter Stunden, wo die Seele sich arglos einer großen Empfindung hingibt, mag abwenden von dem geraden Weg der nächsten Pflicht.
Gustav FreytagImmer war der Kopf bei den Deutschen Diener ihres Herzens. - Die Deutschen sind von je nur durch die gemütlichen Eindrücke zu lenken gewesen, die ihnen die Personen machten.
Gustav FreytagPoetische Empfindung [beruht] auf dem märchenhaften Reiz [...], den das Seltsame und Fremde in der Seele des Menschen hervorbringt.
Gustav FreytagWer aus seiner Heimath scheidet, ist sich selten bewußt, was er alles aufgiebt; er merkt es vielleicht erst dann, wenn die Erinnerung daran eine Freude seines späteren Lebens wird.
Gustav FreytagDie Grundlage jeder segensreichen politischen Tätigkeit ist Kompromiß, und zwar Kompromiß des Wahlmanns mit dem Wahlmann, des Schriftstellers mit seinen Lesern, der Partei mit der Gegenpartei, der Regierung mit den Parteien, der Staaten untereinander.
Gustav FreytagDie Summe der Liebe und Freundschaft, welche wir hier auf Erden erwerben, ist das beste Gut.
Gustav FreytagViel muß man lernen und an sich ändern; denn die Arbeit, die das Leben an uns tut, ist unermeßlich.
Gustav FreytagDie Stellung einer Nation unter den Staaten der Erde wird nicht nur durch die Regierenden, und ihre Maßnahmen, noch mehr durch den Charakter des Volkes und durch feste Kulturbedingungen gerichtet, denn diese Besonderheiten üben unablässig während Jahrhunderten ihren Einfluß.
Gustav FreytagWas wir uns selbst gewinnen an Freude und Leid durch eigenes Wagen und eigene Werke, das ist doch immer der beste Inhalt unseres Lebens; ihn schafft sich jeder Lebende neu.
Gustav FreytagWem das Herz fest bleibt in der Not, der wird zuletzt nicht nur den lauen Freunden, auch seinen Feinden ehrfürchtig.
Gustav FreytagWas der Mensch treibt, ist ihm mehr als vergängliche Arbeit des Tages, und alles, was er getan, wirkt als ein Lebendiges in ihm fort.
Gustav FreytagErst im Auslande lernt man den Reiz des Heimatdialektes genießen, erst in der Fremde erkennt man, was das Vaterland ist.
Gustav FreytagDas Bedürfnis und die treibende Kraft, welche die Bildung eines Staates bewirken, werden auch die leitende Idee, die geschichtliche Aufgabe dieses Staates. - Ein Staat besteht so lange, als die Notwendigkeiten, welche ihm seinen Ursprung gaben, bestehen.
Gustav FreytagTüchtiges Leben endet auf Erden nicht mit dem Tode, es dauert in Gemüt und Tun der Freunde, wie in den Gedanken und der Arbeit des Volkes.
Gustav Freytag