Zitate von Heinrich Vierordt

Aufs Feld geh, parfümierter Christ, Nimm eine Prise voll Ackermist, Flugs fühlst dich wieder dem Erdenland, Der kräftigen Scholle stammverwandt!

Wer Wahrheiten spricht, sticht immer, mein Bester, In entsetzliche Wespen- und Hornissennester.

Das hat auf der Schulbank mich manchmal verbittert, Daß man halbtot uns mit Lessing gefüttert; Aber vom hohen, herrlichen Herder Piepsten kein Wörtlein die Jugendzeitmörder.

Nicht nur Titanen Schwenken die Banner, rauschen mit Fahnen; Jedes Titänchen Hißt gern sein Fähnchen.

Der Kenner führt scharfe Kritik im Schilde, Doch der Könner der Kunst ist immer milde.

Und magst in der Prosa den Herrgott du flieh’n – In der Dichtung kommst du nicht aus ohne ihn!

Mit der Phrase vom „Volke der Dichter und Denker“ Geht mir zum Henker! Wenn einer dichtet, wenn einer denkt, Keiner ihm einen Groschen schenkt.

Einmal hat es ein Engel gewagt Und den Deutschen die Wahrheit gesagt: Daß Literaturgeschichtsschreiberei Geringer als Dichterschaffen sei!

Über den „Laienverstand“ Schrei’n die Gelehrten Schimpf und Schand‘, Und trotzdem ist er wie weltbekannt, Meist der gesunde Menschenverstand.

Ich könnte dir Flöhe setzen ins Ohr Wie andere Schmeichler, die dich betören; Ich halte dir treulich den Spiegel vor – Du aber magst nimmer die Wahrheit hören.

Immer die alte Leier: Ihr Deutschen seid halt Vereinsmeier! Wenn ihr nur Vereine gründen könnt, Dann seid ihr in eurem Element!

Zeitungslos Liebe Zeitung, sei bescheiden, Welch ein Schicksal mußt du leiden: Heute beherrschst du die Welt komplett, Morgen verstoßen sie dich aufs Klosett.

O Gott, wenn wir keine Bauen mehr hätten, Die am Hergebrachten zäh hängen wie Kletten, Wir rasten noch schneller im Automobile Zu irgendeinem höllischen Ziele!

Laßt das Belächeln, laßt mir’s sein, Der edlen Sprache Hollands fein! Holländisch ist ein keuscher Schrein Aus Edelstein und Elfenbein – Wär‘ euer Deutsch nur auch so rein!

„Ah, frische Luft…!“ „Schnell, atme sie ein! Vielleicht muß sie morgen schon steuerbar sein.“

Von parler, parlare stammt: Parlament – Schwatzkasten man’s darum verteutschen könnt‘!

Lebst du in Wüsten, dringt zu dir hoch Der dümmste Klatsch durchs Schlüsselloch. Das läßt sich keiner der Edeln rauben: Von seinem Nachbarn das schlechtste zu glauben.

Alles kräht: Humanität! Phrasengeklingel. Für boshafte Schlingel, Für Helden vom Messer Sind Prügel besser.

Kennt ihr das Universalarkanum (-geheimmittel)? – Lavat manus manum. (Eine Hand wäscht die andere).

„Bücher, von denen man spricht“, Die lies um Gottes willen nicht! Das Publikum will gestern wie heut, Daß man ihm Sand in die Augen streut.

Das schönste Los des Sterblichen ist unbedingt, Daß ihn so bald schon die Vergessenheit verschlingt.

Meist grollen die Menschen, ob’s Hirn auch braust, In der Tasche mit der geballten Faust.

O Kinderlehrer, seid sorgliche Hüter Anvertrauter Himmelskrongüter, Daß kein Mehltau fall‘ auf Kindergemüter!

Um Gottes willen, Nichts als Brillen, Kaum schnauft man nach Deutschland hinein – Das kommt vom vielen Griechisch und Latein!

Laßt die Grammatik, ihr Lehrer, und weist Auf den Geist der Klassiker, auf den Geist!

Vom Schulkörper schwatzt ihr zwar stets in Programmen – Doch niemals von der Schulseele in Flammen!

O Trost für Verkannte mit bittern Gefühlen, Daß langsam mahlen des Herrgotts Mühlen!

Der eine ist ein Genie, Dem’s aus den Augen blitzt, Der ander‘ ein Vieh, Bei dem alles nichts nützt!

Nimm mir nicht übel, Freund, mein Sprüchlein offen! Wer sich betroffen fühlt – der ist getroffen.