Heinrich Zschokke Zitate
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Es saß schon mancher Maler in müßiger Stunde vor seinem Spiegel und zeichnete sich selbst. Warum sollt‘ ich’s nicht auch?
Prüfe: Von wie vielen wirst du geschätzt? Von welchen Personen wirst du geliebt und mit welcher Treue? So kannst Du dir eine Vorstellung von deinem eigenen Werte machen.
Neid ist Unzufriedenheit über Begünstigung und Vorzüge, die man nicht hat, und die man selber haben möchte.
Die Geschichte aller großen Reiche alter und neuer Zeit legen Zeugnis dafür ab, daß übermäßiges Zentralisieren, wie maßloses Zerstückeln und Förderalisieren der Bestandteile eines Staates gleiche Gefahr bringen.
Das Ehrgefühl, als Hilfsmittel in den Händen der Tugend, ist eines der kräftigsten, den Menschen vor schlechten und verwerflichen Handlungen zu bewahren und zu großen, guten Gesinnungen und Taten zu begeistern.
Die Natur und ein ruhiges Gewissen sind ein schönerer und erhabenerer Tempel Gottes als die Peterskirche in Rom oder die Paulskirche in London.
Es gehört zu den alltäglichen Täuschungen, die Stunden der Vergangenheit und Zukunft reizender zu finden als die Gegenwart.
Nach jedem verheerenden Krieg ist alles Volk freudiger zur Tugend, zur Gerechtigkeit, zur Eintracht, zur gegenseitigen Hilfe und zu menschenfreundlichen Unternehmungen.
Verschwender ist aber auch der Dürftigste, sobald er genießt, was er wohl entbehren könnte, und ausgibt, was er nicht eingenommen hat.
Wer die eigenen Lebensbegebenheiten durchmustert, kann nicht länger leugnen: jedes Übel ist zuletzt Quelle des Guten für uns; das Schicksal ist die unsichtbare Vaterhand Gottes.
Wer allen Wert auf sein Äußeres setzt, bekennt damit, daß er den höheren inneren Wert freiwillig versäumt oder schon verloren hat.
Das geheimnisvolle Gebiet der Nerven ist der Punkt, wo Seele und Leben in einem inneren Verkehr stehen und sich wechselweise zur Tätigkeit anregen. Hier wird die kleinste Sünde zum seelischen Leiden.
Wer nicht heiter über den Tod denken kann, der hat auch noch nicht heiter und deutlich über das Leben gedacht.
Das Wort, in welchem sich aller Adel, alle Liebenswürdigkeit des Geistes ausdrückt, heißt Unschuld. Sie ist die erhabenste Zierde der Jungfrau, der Grund aller weiblichen Tugenden.
Die Mannichfaltigkeit der Kirchen ist vor Gott nur eine Mannichfaltigkeit der Sprache.
Verletzen wir in Unvorsichtigkeit oder maßloser Genußsucht die Bedingungen unserer Gesundheit, folgt warnend und belehrend körperlicher Schmerz oder Krankheiten. Es folgen früh oder spät die folternden Qualen des Gewissens den Versündigungen am Gesetz unserer Selbstzucht.
Die Lehre, daß nur ein Glaube der alleinseligmachende sei, hat die Länder mit mehr Menschenblut gefärbt und zu entsetzlicheren Verbrechen gleichsam bevollmächtigt, als alle übrigen Irrlehren des gesamten Heidentums.
Wo dem Gesetz der Sittlichkeit nichts verletzend entgegentritt, ist das Erlaubte oder Gerechte; was aber dessen Forderungen befriedigend erfüllt, ist das Gute, oder Tugend.
Unsere Menschheitsrechte haben wir nicht für den Staat, sondern der Staat ist erschaffen für sie.
Das ist das Schlechte, das wider Gang und Gesetz strebt; das Gute ist das Natürliche.
Es ist ein Sprichwort fast aller Völker: Man kann das Verratene lieben, aber den Verräter haßt man.
Freundschaft und Liebe sind nur des Sterblichen Eigentum; er teilt es nicht mit dem Tier und dem Engel. Kinder aus der Vermählung der irdischen und göttlichen Natur in uns, machen sie den Preis des Menschentums.
Kein Übel ist so groß, daß nicht die Furcht vor demselben ein größeres Übel wäre, als das Unglück selbst, welches man vor sich zu sehen meint.
Ich rechne zum Mittelstande, ohne Unterschied des Ranges, die gesamte Bevölkerung, welche, gleich fern vom Überfluß wie vom Mangel, sich durch ehrlichen und gemeinnützigen Beruf und Erwerb nährt, Bürger und Bauern, Militär- und Zivilbeamte, Gelehrte und Gewerbeleute, Betitelte und Unbetitelte.
Liebe und Hochachtung können durch kein Gesetz erzwungen, sie müssen erworben werden.
Es ist unendlich schöner, sich zehnmal lieber betrügen zu lassen, als einmal den Glauben an die Menschheit zu verlieren.
Wer mehr oder anderes bilden will, als wozu die Natur Form und Stoff gab, wird nicht Bildung sondern Verbildung bewirken.
Willst du wissen, ob deine Freunde oder Feinde gute Menschen sind, so gib nur acht, ob sie auch wohl fähig sind, an die Herzensgüte anderer Menschen zu glauben.
Der Freiheit der Selbstentwicklung lassen sich keine Grade bestimmen, ohne sie zu vernichten.
Die Ehe ist der engste, schönste, innigste, heiligste und dauerndste Bund, den Menschen mit Menschen schließen können. Die glückliche Ehe ist des irdischen Lebens höchstes Gut.
Es gehört zu den Schwächen des Menschen, immer von Wünschen umringt zu ein; und es gehört zu den alltäglichen Täuschungen, die Stunden der Vergangenheit und Zukunft immer reizender zu finden als die Gegenwart.
Die Entwicklung der mannigfaltigen Anlagen menschlicher Natur vergrößert den Genuß des Lebens und die Freude desselben.
Wer nie einen geliebten Toten zu beweinen hatte, der hat auch nie das Glück der Unsterblichkeit tief gefühlt und nie die Seligkeit seiner Menschenwürde erkannt in ihrer ganzen Größe.
Was dem Gesetz des Denkens nicht widerspricht, ist das Mögliche, was voll mit ihm übereinstimmt, ist das Wahre.