Zitate von Helmut Schmidt
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Das Fernsehen verleitet die Politiker, sich selber so simpel darzustellen, wie es dem Fernsehzuschauer gemäß ist. Es verdirbt die Politiker, die das inzwischen schon gelernt haben.
Nicht alle Reformen kosten Geld, und nicht alles, was Geld kostet, ist deshalb schon eine Reform.
Sicherlich war mir nicht in die Wiege gelegt, ein pflichtbewusster und verantwortungsbewusster Mensch zu werden.
Wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man, dass die politischen Journalisten eigentlich mehr zur politischen Klasse gehören und weniger zum Journalismus.
Adenauer hatte noch vier Silben, Kiesinger noch drei. Inzwischen werden die Bundeskanzler immer einsilbiger.
Das Gespräch zwischen den Generationen ist ebenso wichtig wie das Gespräch zwischen den Supermächten.
Heutzutage ist das wichtigste zu lernen, wie man andere Völker versteht. Und zwar nicht nur deren Musik, sondern auch ihre Philosophie, ihre Haltung, ihr Verhalten. Nur dann können sich die Nationen untereinander verstehen.
Die Deutschen sind Europameister der Angst. Sie sind von der Sucht beherrscht, alles zu organisieren und regulieren und haben Angst vor allem, was neu ist.
Die wissen alle, wie ein Unternehmen geführt werden muss, die wissen auf dem Arbeitsmarkt Bescheid, die wissen alles und das vor allem besser.
Der Versuch, sich selbst und den anderen Menschen treu zu bleiben, ist alle Anstrengungen wert.
Man kann aus Deutschland mit immerhin einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen Schmelztiegel machen.
Ich glaube nicht, das Wort Sauhaufen jemals öffentlich hörbar für meine Partei gebraucht zu haben.
Früher brauchten Unternehmer Wagemut und Augenmaß. Heute brauchen sie Marktforschung und Werbeagenturen.
Was mich bekümmert, ist, dass wir in Deutschland keine Angleichung der ostdeutschen Einkommen an die westdeutschen Einkommen mehr erleben werden, weil die Produktivität so weit zurück bleibt.
Dauerhafter Wohlstand ist nur möglich auf der Basis eines gesicherten äußeren Friedens. Auf sich allein gestellt, ist keiner der zweihundert Staaten der Erde in der Lage, seinen äußeren Frieden zu bewahren.
Manche Obrigkeiten in Deutschland haben offenbar immer noch nicht begriffen, Minderheiten ihre Meinung artikulieren zu lassen – auch wenn uns ihre Meinungen nicht gefallen sollten – und notfalls den zu schützen, der eine Minderheitsmeinung vertreten will.
Ein Politiker darf sich nicht allgemeinen Stimmungen oder gar Massenpsychosen hingeben.
Wenn ich von 780 Euro im Monat leben müsste, hieße das Einschränkung. Vielleicht würde ich dann meine Zigaretten selbst drehen.
Es ist ein Treppenwitz der Weltgeschichte, dass die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes, meine Gewerkschaft, in der ich Mitglied seit über 50 Jahren bin, dass die sich einbildet, der öffentliche Dienst solle den Schrittmacher machen in der Lohnerhöhung. Da piept es doch da oben.
Ich teile die Menschheit in drei Kategorien: normale Menschen, die irgendwann in ihrer Jugend mal Äpfel geklaut haben, die zweite hat eine kleine kriminelle Ader und die dritte besteht aus Investmentbankern.
Für mich ist die Wahl Gerhard Schröders ein Unglück. Denn bisher war ich der einzige Altbundeskanzler, jetzt gibt es einen zweiten – Helmut Kohl.
Das ist kein real existierender Sozialismus; das ist ein real vegetierender Sozialismus.
Nur im Auto kann ein Mensch der total organisierten Gesellschaft noch eigene Entschlüsse fassen und sein eigener Herr sein.
Journalisten sind insgesamt wie Politiker, sie reichen vom Staatsmann bis zum Verbrecher.
Viele junge Leute lernen in der Schule die Grundrechte, aber von den Pflichten des Menschen und seiner Verantwortung ist selten die Rede.
Alle Religionen entstammen dem Bedürfnis des Menschen nach Orientierung an einer höheren Wahrheit.
Die alten Streitigkeiten, die alten Eitelkeiten, die alten Rechthabereien verstellen den Blick für das drohende Unheil.
Die neue Währung wird ganz erstklassig funktionieren und in kurzer Zeit in der Wirtschaft dasselbe Gewicht haben wie der amerikanische Dollar.
Die Demokratie lebt vom Kompromiss. Wer keine Kompromisse machen kann, ist für die Demokratie nicht zu gebrauchen.