Hugo von Hofmannsthal Zitate
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Die Eingebungen der Selbstsucht sind nach innen zu und nach außen nicht zu verdolmetschen. Es sind Chiffren, für die es keinen gemeinsamen Schlüssel gibt.
Das kluge Kind: Kannst du einen Stern anrühren? fragt man es. Ja, sagt es, neigt sich und berührt die Erde.
Für gewöhnlich stehen nicht die Worte in der Gewalt des Menschen, sondern die Menschen in der Gewalt der Worte.
Es ist nichts im Innern wesentlich, das nicht zugleich im Äußern wahrgenommen wird.
Wüßt ich genau, wie dies Blatt aus seinem Zweig herauskam, schwieg ich auf ewige Zeit still, denn ich wüßte genug.
Es ist etwas in uns, das über und hinter allen Altern ist und mit allen Altern spielt.
Es braucht ein ganzes Leben, um einzusehen, wie dinglich – objektiv – sich die Dinge, wie menschlich – subjektiv – die Menschen verhalten.
Ein Gedanke, auf den man nicht leicht kommt und doch zu vielem den Schlüssel gibt, ist dieser: es verberge sich in jeder Epoche aufs neue unter der Maske des besonders Kraftvollen das sonderlich Schwache.
In ein Stammbuch Das traurigste Empfundene Ist nur lebendig schwer, Und alles Weg-geschwundene, Es lächelt nach uns her.
Dies ist die Lehre des Lebens, die erste und letzte und tiefste, Daß es uns löset vom Bann, den die Begriffe geknüpft.
Mittlere Geister – das sind die eigentlich sogenannten Geistreichen – bewegen die Zeitideen, ohne sie zu beherrschen.
Es gibt ein Enthusiastisches aus Schwäche und eines aus Stärke; das erste ist der Sentimentalität verwandt, das andere ist ihr entgegengesetzt.
Der Mensch ist begierig nach vorgestellten Erlebnissen, aber er weigert sich, seine gehabten Erlebnisse zu erkennen.
Auch um die Unterschiede zwischen uns und anderen zu erkennen, bedarf es des erhöhten Augenblickes.
Ich hab mir abgewöhnt, aus irgendeiner Handlung von Frauen Folgerungen auf ihren Zustand zu ziehen.
Erfahrung ist zwiefach zu beurteilen, je nachdem wie sie das Selbstbewusstein hebt, inwiefern sie es unterdrückt.
Unserem Reisen fehlt das Malerische und das Theatralische, das Lächerliche und das Sentimentale, kurz alles Lebendige.