Zitate von Ignaz Heinrich von Wessenberg

Auch bloße Unwissenheit kann unduldsam machen; aber nie in dem Grade, wie Wissenschaftseinbildung und Wahnglaube.

Noch immer hat maßloses Streben nach Lebensgenuß, nach Bereicherung, nach Freiheit ins Gegenteil, in Verarmung, in Verlust der Fähigkeit zum Genuß, in Bejochung, in schmachvolle Niederlagen und wohl gar in Vernichtung umgeschlagen.

Sei des Pöbels Lästerzungen, Nur dem Gott in Dir nicht taub; Gleich dem Aar, der kühn entschwungen, Bis zur Sonne durchgedrungen, Schüttelt ab der Erde Staub.

Ein gewisses mißtrauisches Widerstreben gegen Neuerungen, ehe ihr Vorteil erprobt ist, schützt die Gesellschaft vor manchen Schwankungen und Täuschungen, die ihrem wahren Fortschritt hinderlicher wären, als ihn das zu leichte Eingehen auf Neuerungen fördern könnte.

Wahre Demut des Herzens, die Freude wahrer Selbsterkenntnis, die Blüte christlicher Gesinnung, ist allem Sklavensinn abhold, sie macht aber für jede Wahrheit empfänglich und verleiht allen Vorzügen in Wissenschaft und Tugend erst jenen reinen Glanz, der sich nur fühlen, nicht beschreiben läßt.

Mittelmäßigkeit schützt vor Neid und wird von denen gern gesehen und gehegt, die vor ausgezeichneten Fähigkeiten und Verdiensten sich fürchten.

Vernunft und Erfahrung drängen zu einem Ebenmaß von Freiheit und Beschränkung. Nur dieses Ebenmaß kann befriedigen. Am wenigsten vermag dies ein bloßer Schein, sei es von Freiheit, sei es von Beschränkung.

Auf die Mehrzahl der Menschen hat Gewohnheit oder sinnliche Darstellung einen weit größeren Einfluß als Vernunftgründe.

Alles Unangenehme, Vergängliche als solches, gewinnt durch Abwechslung. Dies bezeugt, daß sein Wert nur ein sehr untergeordneter ist.

Die Wissenschaft will nur glauben, was sie weiß, die Kirche nur wissen, was sie glaubt.

Solange Gott verschiedene Religionsformen duldet, ist es klar, daß er gleiche Duldsamkeit von den verschiedenen Religionsbekennern gegeneinander verlange. Sowie Gottes Duldsamkeit von Gleichgültigkeit himmelweit entfernt ist, so soll es auch die unserige sein

Gefühl und Erkenntnis des Bedürfnisses war immer das mächtigste Reiz- und Triebmittel zum Fortschritt.

Der verkommene Mensch, der in Unglauben und Unsittlichkeit verödete, sucht im Aberglauben Entschädigung, Beruhigung, ohne sie jedoch zu finden.

Wunder nennen wir Erscheinungen, denen wir keine natürlichen Ursachen zuzuschreiben vermögen. Die Wahrheit besteht für sich auch ohne Wunder.

Die Religion soll nicht die Dienerin der Hierarchie, sondern die Hierarchie die Dienerin der Religion sein.

Auf dem Gleichgewicht und Ebenmaß, nach welchem alle Kräfte der Welt hinstreben, beruht der Bestand, die Ordnung und die Einheit des Ganzen und aller Werke der Natur und Kunst, Gelingen, Gedeihen und Vollendung.

Es ist ein schwerer Irrtum, zu glauben, daß das Gute durch böse Mittel gefördert werden dürfe. Schlecht handeln, damit Gutes bewirkt werde, ist durchaus verwerflich.

Selbstbeherrschung ist die unerläßliche Bedingung für die Behauptung der Freiheit. Diese ist dem Menschen verliehen, damit er sich selbst beherrsche.

Wenn Wahrheit ruft nach Zeugen, Doch bang kein Mund das Schweigen Zu brechen wagt, beschäme du die Feigen: Sprich unverzagt.

Was wirklich Geheimnis ist, kann keine Vernunft – Der Unglaube stößt auf Geheimnisse wie der Glaube. Gegen die des Glaubens empören sich sogenannte starke Geister, während sie sich die des Unglaubens gefallen lassen.

Vom trostlosesten Unglauben führt der nächste Weg zum albernsten Aberglauben.

In der Erforschung und Vermittlung der Gegensätze besteht alle Wissenschaft, in ihrer Versöhnung alle Weisheit der Menschen. Vollständige Aufhebung der Gegensätze übersteigt jedoch unser Vermögen, sie wäre Verwandlung des Endlichen in Unendliches.

In dem ganzen Weltall ist überhaupt keine Kraft, welcher nicht eine andere zu ihrer Beschränkung zur Seite oder entgegengestellt wäre.

Heilsame Wahrheiten, die beim Wohlbefinden in der Seele geschlummert, erwachen im Leiden.

Und sind nicht, fern von Beispiel, schöne Worte, was Segel ohne Wind, was Wolken ohne Wasser sind? Nur Taten öffnet sich des Herzens Pforte.

Bekämpfung der Leidenschaften durch bloße Belehrung ist meist vergeblich, weil die Intelligenz durch sie verfinstert, verblendet und mißleitet zu werden pflegt. Wirksamer ist die Erregung entgegengesetzer Neigungen.

Zum Sklaven der Gewohnheit zu werden, bringt immer Nachteil. Des Nachdenkens sollte man auch durch gute und löbliche Gewohnheiten sich nie überhoben glauben. Sonst sind auch diese nicht vor Ausartung gesichert und werden dem Fortschritt im Guten hinderlich.

Das Gebet verliert leicht an Tiefe und Innigkeit, was es an Breite gewinnt.

Wo das schöne Geschlecht gegen Vaterland und Nationalität kalt und gleichgültig ist, dort muß der Glücksstern des Volkes erbleichen. Eine Nation, der nur die Männer angehören, deren Frauen ihr entfremdet sind, kann keine Dauer haben.

Klugheit ist dem Menschen nicht nur nötig, um sich vor allerlei Schaden zu bewahren, und um große und edle Ziele zu erreichen, sie ist aber auch in vielen Fällen eine wichtige Verbündete der Tugend, die nur mit ihrer Hilfe sicher einherschreiten kann.