Johann Jakob Mohr Zitate
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Vier Dinge sind es, die eine Art von Verklärung verleihen: Die Liebe, die Kunst, der Ruhm und der Tod.
Der Ball fliegt geworfen von Hand zu Hand: ein Bild des Ruhms gar mancher Autoren.
„Er ist nicht weit her“ – ist das schlimmste Kompliment, das der Pöbel sich selbst, das größte, das er einem genialen Mann machen kann.
In der Jugend scheint uns die Welt schön, und wir glauben, sie entbehren zu können; dem Alter erscheint sie häßlich, und wir sehen, daß wir ihrer bedürfen.
Wir sollten nie einem Kinde eine Liebhaberei vergällen: wir sehen nur die Liebhaberei, nicht aber das, was das Kind damit in Zusammenhang bringt.
Wer sich selbst für einen Märtyrer hält, ist wenig geneigt, anderen das Märthyrerthum zu ersparen.
Wie viel Stunden umschließt ein langes Leben! Aber wieviel gehören denn davon uns?
Wer etwas Gescheites sagen will, der muß vieles vergessen, was andere gesagt haben.
Der Schauspieler, der nicht die Schönheiten des Dichters aufdeckt, der verdeckt sie.
Gutes und Böses liegen immer miteinander im Kampfe; gewöhnlich siegt das Böse: aber zur Ausgleichung ist diesem die Furcht, jenem die Hoffnung beigegeben.
Der Wahn ist der Proteus, der sich in tausend häßliche und würdige Gestalten verstellt.
Auch der Geist hat seinen Sonn- und Werktagsrock; nur kann er sie nicht nach Belieben an- und ablegen.
Würde man uns das zu durchlaufende Leben detailliert beschreiben, wir würden davor schaudern.
Es ist schlimm, wenn das Schlechte siegt; es gibt nur ein Schlimmeres; das ist, wenn das Mittelmäßige siegt.
Das ist die widerwärtigste Maske, wenn sich Dummheit hinter Ehrlichkeit versteckt.
Der richtige Geschmack ist eigentlich ein Ding negativer Art, und besteht in der Widerstandsfähigkeit gegen das Schlechte.
Wenn das Leben aus einem Ding gewichen ist, so wirkt es nur noch mittelst Druck durch seine Schwere: so Staatsformen und Religionen.
Die meisten unserer Schauspieler sind überall Schauspieler, ausgenommen auf der Bühne.
Das Alter hat gegen die Jugend auch den Nachteil, dass es alles bar bezahlen muss und keinen Credit mehr erhält.
Es muß einer schon fest im Ton sein, um nicht in die Melodie zu verfallen, die die andern pfeifen.
Um gar vieles müssen sich die Großen und Mächtigen kümmern, um zu verhindern, daß andere sich darum kümmern.
Dürfen wir Eigenliebe haben? Gewiß! Es kommt nur darauf an, wer es ist, den wir lieben.
Alles Glück ist zweifelhaft, das weiter liegt, als wir mit dem Arme greifen können.
Nicht die Liebe, wenn sie einmal entschlafen, aber immer wieder läßt sich der Haß erwecken.
Was rühren soll, will empfunden sein; nur liegt in dem „Empfunden“ mehr als man meinen sollte.
Die Welt süß zu machen, dazu hat aller Zucker, den die Poeten daran gethan, noch nicht ausgereicht.
Die Weisheit hat eine größere Ähnlichkeit mit manchen unserer Jugendtorheiten als mit der nachmaligen Klugheit.
Die Wahrheit, die uns eine edle Freundin wäre, ruft ihr an nur in der Noth, wie etwa den Arzt zu Hülfe, um ihr so bald als möglich wieder den Abschied zu geben.
Der Verstand ist eine Sache, die gewöhnlich nicht größer wird, wenn hundert ihr Teil zusammenbringen.
Große Talente sind wie große liegende Güter; sie lassen sich nicht zu jeder Zeit gehörig verwerten.
Wäre nicht die Hoffnung in der Welt, wie ertrügen wir das Leben; wenn anders Verstand und Vernunft alsdann nicht ein größeres Recht behaupteten.
Was Flügel hat, das fliegt, und wäre es in einer Maulwurfshöhle zur Welt gekommen.
Das Unglück der meisten Menschen rührt daher, daß sie nicht conjugiren können und immerfort Zeiten und Personen verwechseln.