Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Ich, der ich immer gehört hatte, auf die Ohrfeige eines Mädchens gehöre ein derber Kuss.
Seelenleiden, in die wir durch Unglück oder eigne Fehler geraten, sie zu heilen vermag der Verstand nicht, die Vernunft wenig, die Zeit viel, entschlossene Tätigkeit hingegen alles.
Beim Zerstören gelten alle falschen Argumente, beim Aufbauen keineswegs. Was nicht wahr ist, baut nicht.
Geschichte der Wissenschaften: der reale Teil sind die Phänomene, der ideale die Ansichten der Phänomene.
Wer fühlt nicht einiges Behagen beim Eintreffen einer Ahnung, selbst einer traurigen?
Rast nicht die Welt in allen Strömen fort, und mich soll ein Versprechen halten?
Was wäre aus mir geworden, wenn ich nicht immer genötigt gewesen wäre, Respekt vor anderen zu haben.
Ich besänftige mein Herz, mit süßer Hoffnung ihm schmeichelnd. Eng ist das Leben fürwahr, aber die Hoffnung ist weit.
Aus Verhältnissen, die nicht in die Tiefe gehen, kann nie etwas Gescheites werden.
Was ist der Akademiker anders als ein eingelerntes und angeeignetes Glied einer großen Vereinigung? Hinge er mit dieser nicht zusammen, so wäre er nichts.
Es ist aber die Eigenschaft der Imagination, wenn sie sich ins Ferne und ins Vergangene begibt, dass sie das Unbedingte fordert, welches dann meist durch die Wirklichkeit unangenehm beschränkt wird.
So viel Schlauheit besitzt der Dümmste, um sich selber betrügen zu können.
Ich ließ ihn merken,… daß man ein Gewissen, solange es spricht, respektieren müsse.
Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren.
Überhaupt, wenn man mit der Welt nicht ganz fremd werden will, so muß man die jungen Leute gelten lassen für das, was sie sind, und muß es wenigstens mit einigen halten, damit man erfahre, was die übrigen treiben.
Unser Fehler besteht darin, daß wir am Gewissen zweifeln und das Ungewisse fixieren möchten. Meine Maxime bei der Naturforschung ist: das Gewisse festzuhalten und dem Ungewissen aufzupassen.
Wie in Rom außer den Römern noch ein Volk von Statuen war, so ist außer dieser realen Welt noch eine Welt des Wahns, viel mächtiger beinahe, in der die meisten leben.
Wer lange in bedeutenden Verhältnissen lebt, dem begegnet freilich nicht alles, was dem Menschen begegnen kann, aber doch das Analoge, und vielleicht einiges, was ohne Beispiel war.
Wer allgemein sein will, wird nichts, die Einschränkung ist dem Künstler so notwendig als jedem, der aus sich was Bedeutendes bilden will.
Was soll der Stolz, das Gerede, der Spott? So nimm doch Holz, und schnitz auch einen Gott.
Ich habe kein anderes Interesse, als das Äußere der Gegenstände deutlich zu fassen, dadurch freilich verstand ich auch den inneren Gang der Dinge.
Das Glück tappt unter die Menge, faßt bald des Knaben lockige Unschuld, bald auch den kahlen schuldigen Scheitel.
Unreine Lebensverhältnisse soll man niemand wünschen; sie sind aber für den, der zufällig hineingerät, Prüfsteine des Charakters und des Entschiedensten, was der Mensch vermag.
Zerstreuung ist wie eine goldene Wolke, die den Menschen, wär‘ es auch nur auf kurze Zeit, seinem Elend entrückt.
Wir lernen mit Augen des Geistes sehen, ohne die wir, wie überall, so besonders auch in der Naturforschung, blind umher tasten.
Alle diese Zeiten sind dahin; was folgt, wird auch dahin gehen: der Körper wird wie ein Kleid zerreißen, aber Ich, das wohlbekannte Ich, Ich bin.
Hypothesen sind Wiegenlieder, womit der Lehrer seine Schüler einlullt, der denkende treue Beobachter lernt immer mehr seine Beschränkung kennen, er sieht: je weiter sich das Wissen ausbreitet, desto mehr Probleme kommen zum Vorschein.
Wo menschlich froh einst unser Herz empfunden, Geheiligt bleibt der Ort für alle Stunden.
Gott segne Kupfer, Druck und jedes andere vervielfältigende Mittel, so daß das Gute, was einmal da war, nicht wieder zugrunde gehen kann.
Wer bei seinen Arbeiten nicht schon seinen ganzen Lohn dahin hat, ehe das Werk öffentlich erscheint, der ist übel dran.
Begegnet uns jemand, der uns Dank schuldig ist, gleich fällt es uns ein. Wie oft können wir jemandem begegnen, dem wir Dank schuldig sind, ohne daran zu denken.
Das Schicksal jedes Volkes und jeder Zeit hängt von den Menschen unter 25 Jahren ab.
Vor einer Revolution ist alles Bestreben, nachher verwandelt sich alles in Forderung.
Mancher hat nach der Antike studiert und sich ihr Wesen nicht ganz zugeeignet: ist er darum scheltenswert?
Es ist der Fehler derjenigen, die manches, ja viel vermögen, dass sie sich alles zutrauen, und die Jugend muss sogar in diesem Falle sein, damit nur etwas aus ihr werde.
Willst du schon zierlich erscheinen, und bist nicht sicher? Vergebens! Nur aus vollendeter Kraft blicket die Anmut hervor.
Es ist unglaublich, wieviel der Geist zur Erhaltung des Körpers vermag. Der Geist muß nur dem Körper nicht nachgeben.
Glücklich, wem die Tage fließen, wechselnd zwischen Freud und Leid, zwischen Schaffen und Genießen, zwischen Welt und Einsamkeit.