Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Die Krankheit des Gemüts löset sich in Klagen und Vertrauen am leichtesten auf.
Fehlt es dem protestantischen Kultus im ganzen an Fülle, so untersuche man das einzelne, und man wird finden, der Protestant hat zu wenig Sakramente, ja er hat nur eins, bei dem er sich tätig erweist, das Abendmahl: denn die Taufe sieht er nur an andern vollbringen, und es wird ihm nicht wohl dabei.
Wenn Selbstgefühl sich in Verachtung andrer, auch der geringsten, ausläßt, muß es widrig auffallen.
Wie die Flamme, die nun den Holzstoß recht ergriffen, verzehrt die Zeit das Alter schneller als die Jugend.
In dem einen, was man recht tut, sieht man das Gleichnis von allem, was recht getan wird.
… der Teufel ist ein Egoist Und tut nicht leicht um Gottes willen, Was einem andern nützlich ist.
Du bist am Ende – was du bist. Setz dir Perücken auf von Millionen Locken. Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken, du bleibst doch immer was du bist.
Denn was ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhörte Begebenheit. Dies ist der eigentliche Begriff, und so vieles, was in Deutschland unter dem Titel Novelle geht, ist gar keine Novelle, sondern bloß Erzählung oder was Sie sonst wollen.
Auch mich hat ein liebes Abenteuer erwartet. Abenteuer? Warum brauche ich das alberne Wort? Es ist nichts Abenteuerliches in einem sanften Zuge, der Menschen zu Menschen hinzieht. Unser bürgerliches Leben, unsere falschen Verhältnisse, das sind die Abenteuer, das sind die Ungeheuer!
Wonniglich ist’s, die Geliebte verlangend im Arme zu halten, Wenn ihr klopfendes Herz Liebe zuerst dir gesteht. Wonniglicher das Pochen des Neulebendigen fühlen, Das in dem lieblichen Schoß immer sich nährend bewegt.
Wenn ein deutscher Literator seine Nation vormals beherrschen wollte, so musste er ihr nur glauben machen, es sei einer da, der sie beherrschen wolle. Da waren sie gleich so verschüchtert, dass sie sich, von wem es auch wäre, gern beherrschen ließen.
Bist du beschränkt, daß neues Wort dich stört? Willst du nur hören, was du schon gehört?
Wer sich sein ganzes Leben als ein zuverlässiger Mann bewiesen, der macht eine Handlung zuverlässig, die bei andern zweideutig erscheinen würde.
Die Herren essen das Brot der Preßfreiheit, kein Wunder, daß sie ihr zu Ehren die heftigsten Hymnen singen.
…denn darin sind die Weiber fein und haben recht; wenn sie zwei Verehrer in gutem Vernehmen mit einander erhalten koennen, ist der Vorteil immer ihr,…
Es ist mit Meinungen, die man wagt, wie mit Steinen, die man voran im Brette bewegt: Sie können geschlagen werden, aber sie haben ein Spiel eingeleitet, das gewonnen wird.
Die Frage: Woher hat’s der Dichter? geht auch nur aufs Was, vom Wie erfährt dabei niemand etwas.
Der Schein, was ist er, dem das Wesen fehlt? Das Wesen, wär‘ es, wenn es nicht erschiene?
Wie jedes gegen sich selbst einen Bezug hat, so muß es auch gegen andere ein Verhältnis haben.
Ich glaube an einen Gott! – Dies ist ein schönes löbliches Wort; aber Gott erkennen, wo und wie er sich offenbare, das ist eigentlich die Seligkeit auf Erden.
Das unheilbare Übel dieser religiösen Streitigkeiten besteht darin, daß der eine Teil auf Märchen und leere Worte das höchste Interesse der Menschheit zurückführen will, der andere es aber da zu begründen denkt, wo sich niemand beruhigt.
Das Bewusstsein des Dichters ist eine schöne Sache, aber die wahre Produktionskraft liegt doch am Ende immer im Bewusstlosen, und wenn das Talent noch so gebildet ist.
Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt.
Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten.
Noch nach mehreren hundert Jahren wird in Nordamerika der Engländer, der Franzose, der Deutsche gar wohl zu erkennen sein.
Allein der Mensch besitzt noch manches, womit er seinen Freunden beistehen kann, das eben nicht klingende Münze zu sein braucht.
Wie sehr ein Reicher und Vornehmer, besonders in Deutschland, Ursache habe, etwas Mustermäßiges aufzustellen.
Welch ein wunderliches Wesen der Mensch ist, dass er dasjenige, was er mit Sicherheit und Bequemlichkeit in guter Gesellschaft genießen könnte, sich oft unbequem und gefährlich macht, bloß aus der Grille, die Welt und ihren Inhalt sich auf seine besondere Weise anzueignen.
Ein starkes Bier, ein beizender Tobak und eine Magd in Putz, das ist mein Geschmack.
Es ist kein sichrer Mittel, die Welt für Narrn zu halten, als sich albern zu stellen.
Je inkommensurabler [unmeßbarer] und für den Verstand unfaßlicher eine poetische Produktion, desto besser.
Freudvoll Und leidvoll, Gedankenvoll sein; Langen Und bangen In schwebender Pein, Himmelhoch jauchzend, Zum Tode betrübt, Glücklich allein Ist die Seele, die liebt.
Es kommt doch oft nur darauf an, daß die Menschen sich durch einen Dritten begreifen lernen.
Jeder Mensch hat in der Nähe und in der Ferne gewisse örtliche Einzelheiten, die ihn anziehen, die ihm, seinem Charakter nach, um des ersten Eindrucks, gewisser Umstände, der Gewohnheit willen, besonders lieb und aufregend sind.
Alle Menschen, die nebeneinander leben, erfahren ähnliche Schicksale, und was dem Einzelnen begegnet, kann als Symbol für Tausende gelten.
Der Charakter überhaupt äußert sich in der Fähigkeit zu wirken, gegenzuwirken und, was mehr ist, sich zu beschränken, zu dulden, zu ertragen.
Der verständige Mann braucht sich nur zu mäßigen, so ist er auch glücklich.
Es wird die Zeit kommen, da die Frauen regieren werden. Ob diese Zeit besser sein wird, wer weiß es?
Allein mit meinem Namen und Stande habe ich es nicht weiter gebracht, als daß ich, um nicht zu verletzen, zu der Meinung anderer schweige.